Am nächsten Morgen bin ich etwas nervös vor der Arbeit. Marco kommt meist später als ich und so sitze ich schon am Computer, als er gut gelaunt das Büro betritt. Christina ist gerade in der Küche und so bin ich alleine im Büro. Er schaut sich um, stellt fest, dass auch sonst keine Kollegen in der Nähe sind. Dann kommt er zu mir, stützt sich auf dem Schreibtisch ab und schaut mich fragend an.
Bevor ich ihn fragen kann, was das soll, richtet er sich wieder auf, grinst und erklärt: "Wir können uns problemlos in die Augen sehen. Sehr gut." und geht zu seinem Büro. Ich muss lachen und bin froh, dass der letzte Abend keine Spuren hinterlassen zu haben scheint.
Der Arbeitstag verläuft normal und die Erinnerung an den letzten Abend rückt mehr und mehr in den Hintergrund. Erst als ich pünktlich um 17 Uhr das Büro verlasse, um heim zu meiner Masterarbeit zu gehen, denke ich wieder an die neu erkannten Talente meines Kollegen.
Ich komme mit der Masterarbeit gut voran und stelle um kurz nach 23 Uhr erstaunt fest, dass ich tatsächlich alle Kommentare meines Betreuers abgearbeitet habe. Zufrieden speichere ich alles und mache ein Backup.
Morgen werde ich nochmal alles durchlesen und die Arbeit am Wochenende drucken, um sie nächste Woche abzugeben. Endlich geschafft!
Ich merke, wie anstrengend der Tag war und gehe ins Bett. Ich bin fast schon eingeschlafen, als mein Handy vibriert und mit Bens Namen aufgeleuchtet. Da Ben sonst eher der Typ Kurznachricht ist, gehe ich trotz Müdigkeit ran.
"Mina, pass auf. Wenn du wissen willst, ob dir BDSM tatsächlich gefällt, ohne selbst im Fokus zu stehen, habe ich die Gelegenheit für dich. Einziges Problem: Ich muss jetzt wissen, ob du mitkommst und es ist morgen Abend. Was meinst du? Ja? Nein?" Ben klingt aufgeregt und gehetzt, das bin ich gar nicht von ihm gewohnt.
Ich bin zwar jetzt definitiv wieder wach, aber verwirrt. "Wie meinst du das? Was ist morgen Abend? Was müsste ich tun? Ein paar mehr Informationen wären hilfreich."
"Ja, sorry, das ist gerade ziemlich spontan, ich habe davon auch erst eben gehört. Du wärst nur Zuschauerin und beobachtest, wie ein paar Menschen ihre Fantasien ausleben."
"Aber ich kann doch da nicht einfach danebenstehen! Das ist doch total seltsam!"
Ben lacht. "Kennst du Eyes Wide Shut?"
"Den Film? Ja, habe ich irgendwann mal gesehen. Das war doch das mit den Umhängen und Masken in dem Schloss? So was meinst du?" Ich bin noch irritierter und glaube langsam, Ben verarscht mich.
"Exakt. Also. Kommst du mit?"
Ich verdrehe die Augen. "Klar, ich muss nur meine Maske suchen"
"Umhang und Maske bringe ich dir, wenn du 'ja' sagst." meint er das ernst?
"Klar. Und dann fahren wir zum geheimnisvollen Schloss."
"Du hast recht, das hört sich alles echt seltsam an. Aber ich verarsche dich nicht. Und was erwartest du von solchen Leuten? Eine 80er-Jahre-Mottoparty?"
"Hm, auch wieder wahr. Hm, ich habe zwar keine Ahnung, auf was ich mich da einlasse, aber ok, ich bin dabei. Wie läuft das?"
"Ich kläre das und schreib dir morgen früh den Plan"
Bevor ich weiter fragen kann, hat er aufgelegt. Was für ein seltsamer Anruf. Auf was ich mich da wohl einlasse? Während ich mir versuche, vorzustellen, was mich da morgen erwartet, schlafe ich ein.
Am nächsten Morgen fällt mir sofort wieder Bens Anruf ein. Ich schaue auf mein Handy und finde eine Nachricht, dass ich mich mit ihm in meiner Mittagspause treffen soll, er würde mir dann alles erklären.
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Mina
General Fiction[E] markiert Kapitel mit sexuellem Inhalt. Was macht man eigentlich, wenn man Anfang Dreißig ist, keinen Partner, keine Kinder, keinen Hund und keinen Garten hat, aber auch keinerlei Bedürfnis, das zu ändern? Was tut man, wenn Gleichaltrige von Fami...