Endlich Freitag! Auf dem Heimweg überlege ich schon, was ich heute Abend anziehen soll. Ich erinnere mich an meinen letzten Clubbesuch und Claires knappes, heißes Outfit. Heute will ich mich im Vergleich zu ihr nicht so unscheinbar fühlen, wie letztes Mal. Also stehe ich mal wieder vor meinem Schrank. Ein zu knappes, zu buntes Kleid kommt nicht in Frage, zu groß ist die Gefahr, dass Claire die gleiche Idee hat. Außerdem soll ja nicht der Eindruck entstehen, dass ich ihr Konkurrenz machen will. Ich verdrehe in Gedanken die Augen.
Nachdem ich alle möglichen Outfits in Gedanken durchprobiert und ausgeschlossen habe, kommt mir eine Idee. Ich nehme die Korsage, die ich letztes Wochenende mit Marco gekauft habe, in die Hand. Ob er ein Problem damit hat, wenn ich sie in den Club anziehe? Nicht, dass er irgendein Recht hätte, zu entscheiden, was ich trage, aber ich habe sie immerhin mit, und damit irgendwie auch für ihn gekauft.
Ich ziehe die Korsage an und kombiniere dazu eine schwarze, enge Hose aus Kunstleder. Obwohl das ganze Outfit schwarz ist, bildet die glänzende Hose einen gewissen Kontrast zur Spitze der Korsage. Und wieder fällt mir auf, wie schön meine Taille in der Korsage zur Geltung kommt. Ich ziehe die Schnürung noch etwas enger.
Einer spontanen Idee folgend mache ich ein Selfie vor dem Spiegel und schicke es Marco und frage ihn:
Was hältst du von meinem Outfit für den Club?
Während ich auf die Antwort warte, ziehe ich die Korsage nochmal aus. Es ist noch zu früh, mich jetzt schon zu stylen.
Ich werfe mir stattdessen einen kuscheligen Pullover über und setze mich aufs Sofa, um Marcos Antwort zu lesen.
Soso, ich nehme dich in den Sexshop mit und du ziehst das Outfit für einen Anderen an?
Ich bin mir nicht sicher, wie viel Humor in seiner Antwort liegt. Hat er ein Problem damit, dass ich die Korsage trage? Denkt er wirklich, ich treffe mich mit einem anderen Mann?
Nicht für einen Anderen, nur für mich.
Für dich darfst du sie natürlich tragen, wann immer du willst - nicht, dass das meine Entscheidung wäre. Aber wenn du mich schon fragst, wüsste ich etwas, was sich super damit kombinieren lassen würde.
Ich lese die Nachricht zwei Mal, verstehe aber nicht, auf was er hinauswill.
Was meinst du?
Dein Halsband.
Ich erinnere mich, wie ich das Halsband Ben gezeigt habe. Er wird es wiedererkennen. Und es könnte natürlich sein, dass auch Andere erkennen, für was das Halsband steht. Ich muss bei dem Gedanken lächeln. Warum eigentlich nicht.
In Ordnung.
Sehr gut. Schick mir ein Beweisfoto aus dem Club.
Ich merke, dass ich bei dem Gedanken lächeln muss. Wie einfach es mir doch fällt, seine Kontrolle zu akzeptieren. Sogar, wenn er gar nicht hier ist.
Ich gönne mir noch einen Kaffee, suche währenddessen eine passende Playlist zur Einstimmung auf den Abend und fange dann an, mich zu stylen.
Ich ziehe mich an, schminke meine Augen dunkel, glätte meine Haare und lege zum Schluss das Halsband um und Parfum auf. Mir gefällt, was ich im Spiegel sehe und ich habe tatsächlich richtig Lust auf den Clubbesuch.
Ich rufe ein Uber und ziehe schwarze, glänzende Pumps an und meinen Mantel über.
Eine viertel Stunde später gebe ich meinen Mantel an der Garderobe ab und gehe dann die Stufen hinunter in den Club. Ich spüre die Vibrationen des Basses über den Boden, bevor ich die Musik selbst höre. Einige Schritte weiter höre ich auch den Rest der lauten, elektronischen Musik und kurz darauf erreiche ich den Treppenabsatz, an dem sich die Treppe in den Raum öffnet. Ich gehe weiter hinunter und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Es ist noch nicht richtig voll, doch die Tanzfläche wird schon von einigen Grüppchen eher jüngerer Gäste bevölkert.
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Mina
General Fiction[E] markiert Kapitel mit sexuellem Inhalt. Was macht man eigentlich, wenn man Anfang Dreißig ist, keinen Partner, keine Kinder, keinen Hund und keinen Garten hat, aber auch keinerlei Bedürfnis, das zu ändern? Was tut man, wenn Gleichaltrige von Fami...