[E] Das Geschenk

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Am Mittwoch quäle ich mich durch ein langes Meeting zu einem neuen Projekt. Nachdem über zwei Stunden jede Abteilung ihre Pläne und Meinungen dargelegt hat, beginnt die Diskussion, wie alles zusammenpassen soll. Der Chef hat offensichtlich dem Auftraggeber Details am Gebäude versprochen, die meiner Meinung nach und auch der Meinung mehrerer Kollegen nach weder sinnvoll noch schön, noch überhaupt legal oder teils sogar möglich sind.

Lediglich ein paar der Designer sind begeistert von der Idee. Ich überlasse die Diskussion den Teamleitern und während Marco mit Nachdruck versucht, seine Position zu erklären und durchzusetzen, muss ich an letzten Freitag denken. Diese kontrollierte Art, dominant zu sein. Als mir bewusstwird, wie meine Gedanken von der Arbeit abdriften, wird mir klar, dass das ein weiterer Punkt ist, der dagegenspricht, in der Firma zu bleiben. Das kann einfach nicht auf Dauer gut gehen. Auf die eine oder andere Art wird das noch zum Problem werden. Und ich hoffe tatsächlich, dass es mit Marco im Privaten nicht bei wenigen Treffen bleibt. Ich will mehr davon. Viel mehr.

Der Chef stellt sich letztendlich auf die Seite des Auftraggebers und der Designer und damit gegen den Rest der Firma. Nach dem Meeting ist Marco wütend und lässt seinen Ärger in meinem Büro raus. "Wie kann er nicht verstehen, dass das einfach nicht möglich ist, was er will. Und hässlich ist es auch noch! Vier Stunden meiner Lebenszeit verschwendet für so ein sinnloses Meeting. Er wird schon noch sehen, was er davon hat."

Er wendet sich Christina zu: "Sei froh, dass du nicht in diesen Meetings sitzen musst. Das kostet einen den letzten Nerv. Ich mach Schluss für heute, ich muss mich abreagieren." Damit stürmt er aus dem Büro. Christina grinst. "So bekommt man wohl graue Haare. Pass bloß auf Mina, das Schicksal steht dir auch noch bevor." Ich lache, bin aber in Gedanken dabei, mir vorzustellen, was Marco wohl vorhat, um sich abzureagieren. Ich schüttle den Kopf. Ich kann mich doch nicht ständig von ihm ablenken lassen.

Erst auf dem Heimweg lasse ich die Gedanken an letzten Freitag wieder zu. Ich rufe mir die einzelnen Situationen wieder ins Gedächtnis. Die Aufregung, die Erfahrung, das Adrenalin, die Schmerzen, der Stolz, das Gefühlschaos. Ich will das wieder fühlen.

Bis ich daheim bin, habe ich mich entschieden, Marco um eine Wiederholung zu bitten.

Ich: Willst du mir etwas Neues beibringen?

Marco: Was für eine Frage, natürlich will ich das! Wann?

Ich: Wie wäre es gleich kommenden Freitag?

Ich kann es nicht erwarten, ich will ihn so schnell wie möglich wiedersehen.

Marco: Perfekt.

Ich kann mir nicht vorstellen, was er dieses Mal tun wird, es gibt noch so viele Gegenstände aus seinem Koffer, die er noch nicht an mir ausprobiert hat. Ob es wieder Schläge sein werden? Oder etwas ganz Anderes? Was ist eigentlich mit den Klammern, die ich letztes Mal ausgesucht hatte? Meine Vorstellungskraft reicht für kein mögliches Szenario aus und so beschäftige ich meinen Kopf mit etwas Anderem und setze mich an meine Bewerbungen. Nach dem heutigen Tag bin ich mir noch sicherer als zuvor, dass ich mich nach einem anderen Job umsehen sollte.

Ich bekomme tatsächlich zwei Bewerbungen fertig und bin zufrieden, als ich am Ende die fertig gepackten, beschrifteten und frankierten Umschläge vor mir sehe. Morgen vor der Arbeit werde ich sie einwerfen.

Die dritte Firma, welche eine Stelle ausgeschrieben hat, hat ein Online-Portal für die Bewerbungen und da nicht mal ein Anschreiben gefordert wird, setzt ich auch hier noch eine Bewerbung ab, bevor ich den Computer für heute ausschalte und mich entspanne.

Der Gedanke an den Sex mit Marco und das, was davor passiert ist wieder in meinem Kopf. Ich gehe in mein Schlafzimmer und nehme meinen Vibrator aus der Nachttischschublade. Zu den Gedanken an das Gefühl, dass die Schläge und die Dominanz Marcos in mir ausgelöst haben, genieße ich den Orgasmus ganz für mich alleine.

MinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt