Ich stehe vor meinem Schrank. Vor Terminen mit Kunden bin ich immer noch relativ unsicher und fühle mich, wie Victoria es ausgedrückt hat, als 'nur eine Sachbearbeiterin', deshalb versuche ich das mit seriöser Kleidung zu kompensieren.
Ich packe also ein beiges Kostüm mit Hahnentritt-Muster und eine weiße Bluse ein und wähle für morgen einen schlichten, dunkelblauen, knielangen Rock und eine hellblaue Bluse.
Da es ja nicht nur eine Geschäftsreise ist, entscheide ich mich allerdings gegen Strumpfhosen und für die halterlose Alternative, die zwar nicht so bequem, dafür aber sexy ist.
Ich packe meinen kleinen Koffer und bereite alles für morgen vor.
Am Dienstag kommt Marco um kurz vor 15 Uhr in mein Büro. "Bereit?"
Ich nicke.
"Nimmst du deinen Laptop als Backup mit?"
"Ja, mache ich."
"Gut. Die Pläne und das Modell sind schon im Auto. In 10 Minuten starten wir, in Ordnung?"
"Ja, bis gleich."
Kurz darauf wünscht mir Christina viel Spaß, ich nehme meinen Koffer, meine Handtasche und meine Laptoptasche und gehe mit Marco zu seinem Auto. Als wir vom Hof der Firma fahren, fühle ich mich beobachtet.
Meine Anspannung legt sich, als wir die Stadt verlassen. Wir haben knappe zwei Stunden Fahrt vor uns und danach noch eine Stunde Zeit, bis wir unsere Geschäftspartner zum Abendessen treffen.
Wir sprechen die Präsentation nochmal durch und überlegen uns bei einigen kleineren Problemen, wie wir sie am besten kaschieren oder rechtfertigen. Als wir alles besprochen haben, meint Marco: "Du bist heute so chic angezogen. Wegen mir oder wegen des Termins?"
"Teils, teils. Das Sichtbare ist wegen des Termins, das Unsichtbare" ich ziehe meinen Rock hoch, so dass er die Ränder meiner halterlosen Strümpfe sieht "ist für dich."
Er wirft einen kurzen Blick zu mir, bevor ich den Rock wieder richte und er auf die Straße schaut. "Heiß!"
"Tja und du musst nachher das ganze Essen über neben mir sitzen, in dem Wissen, was ich trage und kannst nichts tun." ich muss bei dem Gedanken schmunzeln.
"Willst du mich mal wieder provozieren?"
Ich zucke mit den Schultern. "Wer weiß?" Es wird noch etwa eine Stunde dauern, bis wir da sind und ich kann es kaum erwarten, also kann ich es nicht lassen, ihn ein bisschen zu ärgern und klar zu stellen, dass ich keine Zeit verlieren will, bis wir uns miteinander austoben können. Und schon gar nicht will ich damit bis nach dem Essen warten.
"Du weißt, dass das gemein ist, während ich fahre?"
"Möglich. Aber was willst du dagegen machen?" will ich wissen.
Marco lächelt wissend und setzt plötzlich den Blinker, um in einen Wanderparkplatz einzubiegen. Er parkt das Auto, steigt aus, geht ums Auto herum und öffnet meine Tür. "Steig aus. Du hast es nicht anders gewollt. Wir machen einen Spaziergang."
Ich bin verwirrt und fühle mich ein bisschen wie ein Kind, das von seinen Eltern zum Sonntagsspaziergang gezwungen wird. Ich will nicht spazieren gehen, ich will ankommen und die Zeit nutzen, die uns bis zum Abendessen mit den Kunden bleibt! Aber Marcos Stimme macht klar, dass er keinen Widerspruch duldet, also steige ich aus. Der Parkplatz ist so gut wie leer. Marco schließt das Auto ab und geht schnell in Richtung des Weges, der in den Wald führt. Nach einigen Schritten dreht er sich um. "Komm schon. Es wird dir nicht helfen, wenn du trödelst."
Ich sehe mich um, ob uns jemand hört und beeile mich, zu ihm aufzuschließen. Auf dem Parkplatz und dem Waldweg ist niemand zu sehen. Meine Pumps sind zwar nicht allzu hoch aber trotzdem nicht die geeigneten Schuhe für einen Waldspaziergang.
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Mina
General Fiction[E] markiert Kapitel mit sexuellem Inhalt. Was macht man eigentlich, wenn man Anfang Dreißig ist, keinen Partner, keine Kinder, keinen Hund und keinen Garten hat, aber auch keinerlei Bedürfnis, das zu ändern? Was tut man, wenn Gleichaltrige von Fami...