Kapitel 15

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Meine Hübsche,

Ich habe noch nie ein so starkes Verlangen verspürt. Ich möchte dir meine Gefühle mitteilen und dich den gleichen Zoo von Schmetterlingen fühlen lassen, wie ich es tue. Ich möchte dir sagen, dass du mir den Atem raubst, wann immer ich dich sehe. Ich möchte mit deinen Haaren spielen, deinen Gedanken um 3 Uhr morgens zuhören. Ich möchte, dass du bei meinem Sarkasmus mit den Augen rollst und über meine kitschigen Witze lachst. Ich möchte dich küssen, bis meine Lippen taub sind, und selbst dann möchte ich dich noch weiter küssen. Ich möchte mit dir auf einer Wiese liegen und die Sterne am dunklen Himmel beobachten, während wir über alles und nichts gleichzeitig reden. Ich möchte alles an dir lieben. Ich möchte, dass du alles an mir liebst.

Aber dich so sehr zu wollen, hat mich erkennen lassen, wie mächtig die Angst wirklich ist. Die Angst, abgelehnt zu werden. Angst, zurückgewiesen zu werden. Um ehrlich zu sein, Angst davor, mich noch mehr in dich zu verlieben.

Deshalb bin ich anonym, meine Hübsche. Weil ich Angst habe, dich zu haben und dich dann zu verlieren.

In Liebe,

Anonym

Ich sauge meine Unterlippe zwischen den Zähnen, als ich meinen Brief zu Ende lese und ihn wieder in den Umschlag stecke. Ich schaue mich auf dem Flur um, in der leeren Hoffnung, dass der Verfasser meiner Liebesbriefe in der Nähe steht, aber da es früh am Morgen ist, ist außer mir niemand hier.

Ich stecke den Umschlag in meine Gesäßtasche und mache mich auf den Weg zu meinem Kunstunterricht, 30 Minuten zu früh, um meine übliche Routine fortzusetzen.

"Ich habe gehört, dass du für das schöne Outfit verantwortlich bist, das Hayden neulich getragen hat.", grüßt mich Duncan.

Ich gluckse und nehme den Kaffee, der auf meinem Schreibtisch steht, mit einem kleinen Dankeschön entgegen. "Er hat ein entscheidendes Spiel beim Billard verloren." Ich zucke mit den Schultern und nippe an meinem herrlich warmen Kaffee.

"Läuft da irgendetwas? Du weißt schon, mehr als nur eine Freundschaft?"

Bei dieser Frage verschlucke ich mich an dem Kaffee, den ich eigentlich herunterschlucken wollte, und huste ihn aus, so dass er mir aus dem Mund auf den Boden tropft.

"Nein!", rufe ich durch einen Hustenanfall hindurch.

Mr. Duncan springt von meiner Reaktion auf, schnappt sich schnell ein paar Papiertücher von der Theke und eilt zu mir, um mir zu helfen, mein kleines Chaos aufzuwischen.

"Ich habe doch nur gefragt.", verteidigt er sich.

"Ich habe doch gerade erst zugegeben, dass er erträglich ist. Wir sind wirklich nicht einmal Freunde.", murmle ich und wische etwas Kaffee von meiner Jeans.

"Keine Freunde?", erwidert Duncan ungläubig.

Ich sehe ihn an und schüttle den Kopf.

"Du warst bei ihm zu Hause und hast Billard gespielt. Du hast ihn überredet, kurze rosa Shorts zu tragen, und er hat sich nicht gerächt. Du hast dich freiwillig mit ihm unterhalten und gelacht. Muss ich noch mehr sagen?"

"Ich versuche, mich nicht mit den Fakten aufzuhalten.", sage ich und versuche immer noch, den hässlichen Fleck von meiner hellen Jeans zu entfernen. "Die habe ich erst neulich bekommen!", stöhne ich.

Mr. Duncan setzt sich auf meinen Schreibtisch und verschränkt die Arme. "Und, hast du schon mal an ihn als Option für die Liebesbriefe gedacht?"

Ich reiße meinen Kopf so schnell hoch, dass ich glaube, ich hätte mir das Genick gebrochen oder ein schweres Schleudertrauma davongetragen. "Wie bitte?"

Love, Anonymous  | deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt