Love, Anonymous | deutsche Übersetzung

Kapitel 33

"Retweet", murmle ich, während ich durch Twitter scrolle.

Soziale Medien verblüffen mich manchmal. Die Hälfte von dem, was ich da sehe, ist für mich mehr als überflüssig, und doch lebe ich davon, es durchzulesen. Ich weiß nicht, wie meine Eltern ohne Twitter oder Instagram gelebt haben, denn, so peinlich es auch ist, ich wüsste nicht, was ich ohne mein Handy tun sollte.

Ich lasse mich auf dem Bett auf die Seite rollen und scrolle weiter durch mein Handy. Bruce und Angel grummeln, als ich meinen Fuß in ihren persönlichen Bereich strecke.

"Mein Bett", murmle ich als Antwort.

"Hey Spatz", sagt mein Dad, der an der Tür zu meinem Zimmer auftaucht.

Ich lege mein Handy weg und lächle ihn an. "Was gibt's?"

Er versucht, mich anzulächeln, aber es erreicht nicht seine bedauernden Augen. Ich ziehe die Stirn in Falten und lege den Kopf schief. "Alles in Ordnung, Dad?"

Er schaut zu Boden und schließt die Augen. "Komm nach unten, Reagan."

Sein trauriger Tonfall lässt mein Herz sinken, und ich stehe schnell auf und gehe auf ihn zu, aber er dreht sich um und geht die Treppe hinunter, und ich folge ihm.

Mein Herzschlag erreicht eine ungesunde Geschwindigkeit, als ich meine Mutter auf der Couch sitzen sehe, die müde aussieht, als ob sie aufgegeben hätte.

"Setz dich, mein Schatz.", sagt Dad und versucht, mich leicht anzulächeln.

Ich schlucke und setze mich neben meine Mutter, und sie vermeidet es, mich anzuschauen.

"Worum geht es hier?", frage ich.

Aber ich kann es mir bereits denken.

"Schätzchen, deine Mutter und ich haben uns in letzter Zeit oft gestritten.", beginnt Dad, "und ich weiß, dass du das weißt. Wir haben versucht, es vor dir zu verbergen, aber wir wären naiv zu glauben, du hättest es nicht mitbekommen."

Mir läuft es kalt den Rücken herunter, und ich blicke zu meiner Mutter, als sie das Wort ergreift.

Bitte sag es nicht, Mum.

"Wir haben versucht, die Dinge für dich am Laufen zu halten, Reagan. Aber ... wir kommen einfach nicht mehr miteinander aus. Wir sind nicht mehr glücklich miteinander.", haucht sie, ihre Augen fest auf meine gerichtet. "Es fällt uns so schwer, dir das zu sagen, mein Schatz.", sagt sie und zieht die Augenbrauen vor Sorge zusammen.

Bitte sagt es nicht.

"Wir lassen uns scheiden."

Mein Körper wird taub. Mein Verstand wird leer. Meine Augen werden unscharf. Mein Atem geht nicht mehr.

Eine Scheidung.

"Dein Vater zieht dieses Wochenende aus."

Er geht weg.

"Ich habe ein paar Minuten entfernt eine Wohnung gefunden, du kannst mich besuchen, wann immer du willst."

Besuchen.

Meinen Vater besuchen. Nicht bei ihm wohnen, ihn nur besuchen.

Ihre Worte durchdringen mich immer wieder. Ich will das nicht mehr hören.

Ich stehe abrupt auf, und ohne wirklich zu begreifen, was ich tue, schnappe ich mir meine Autoschlüssel und renne aus dem Haus, während meine Eltern mir hinterherrufen. Bruce versucht, mir hinterherzulaufen, aber er schafft es nicht, die Treppe hinunterzukommen, ohne die Hilfe von Angel, die an der Tür bleibt und von meinen Eltern zurückgehalten wird.