Frühstück

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„Oh... du bist wach." Mir wurde eine Brötchentüte vor die Nase gehalten. „Frühstück?"

Es herrschte eine erdrückende Stille zwischen uns, während wir so an der Theke hockten und aßen. Keiner von uns sagte etwas. Irgendwie machte mich die ganze Situation total verlegen. Es war mir schrecklich peinlich. Ich wusste schließlich nicht, was letzte Nacht passiert war. Nur, dass wir echt viel getrunken hatten und ich anschließend nackt bis auf die Socken in diesem Bett aufgewacht war. Wie sollte ich mich verhalten?

Ich merkte, wie meine Gesellschaft sich leicht zu mir rüber lehnte. An diesem Morgen war ich unglaublich dankbar, dass wir uns nicht an einem Tisch gegenüber saßen, sondern nebeneinander auf Barhockern. So musste ich nicht in diese Augen sehen. Einem Blick würde ich nicht standhalten.

„Pssst....!"

„Hm?" Mir stieg die Hitze in die Ohren und wahrscheinlich wurden auch meine Wangen ein wenig rot. Es rauschte, sodass ich ihn fast nicht verstehen konnte.

„Haben wir...? Also...?", es war nicht mehr als ein Flüstern. Als würde es jemand mitbekommen, wenn wir laut darüber sprachen. Als wäre es etwas verbotenes.

Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Keine Ahnung...", gab ich ebenfalls hauchend zu.

„Haben wir oder haben wir nicht?"

„Keine Ahnung, Mann...!"

„Warum...?"

„Filmriss..."

„Puh... dann bin ich wenigstens nicht der einzige." Seiner Kehle entsprang ein bescheuertes Gekicher.

„Du auch?" Die Verlegenheit verschwand nicht einfach, aber ich musste ebenfalls ein wenig Lachen.

„Gott, ist das peinlich." Raffaele drückte seine Faust gegen die Stirn.

„Echt!", lachte ich nun lauter, stieß ihn leicht mit dem Ellbogen an.

„Du lagst einfach nackt in meinem Bett! Neben mir!"

„Ich hatte Socken an." Das brachte uns beide nur noch mehr zum Gackern. „Warst du auch naja... nackt? Du warst immerhin schon weg, als ich aufgewacht bin."

„Nicht ganz." Das erste Mal seit der Eröffnung dieses merkwürdigen Gespräches, sah der schnurrbärtige Mann mich an. Trotz seiner natürlich leicht gebräunten Haut, war die Röte auf seinen Wangen nicht zu übersehen. Ihm ging es offensichtlich nicht anders.

„Es kann alles passiert sein." Irgendwie machte mich die Vorstellung, dass er mit mir im Bett gelegen hatte etwas wuschig. Immerhin ich war ich nackt gewesen und er ebenfalls so halb.

„Wir werden es wohl nie erfahren."

„Vielleicht ist das auch besser so." Ich stützte meinen Kopf und betrachtete ihn. Dabei stellte ich fest, dass es nicht schlimm wäre, wenn wir tatsächlich miteinander... Allein der Gedanke reichte, um mein Herz heftig schlagen zu lassen. Ich presste meine Lippen aufeinander.

„Hey du...?" Seine Stimme war wieder nicht mehr als ein Wispern.

„Hm...?"

„Ich hoffe das ändert nichts an unserer Freundschaft." Sein Flüstern bereitete mir eine Gänsehaut.

Ich schüttelte leicht den Kopf. „Natürlich nicht."

Er ließ es einfach so stehen. Wir beide. Keiner von uns sagte mehr ein Wort. Wir ließen das Gespräch einfach in der Luft hängen. Zwischen uns, wo sich auch unsere Hände befanden, die ganz zögerlich den kleinen Finger des anderen berührten.

Vielleicht wünschte sich ein Teil von mir sogar, dass wir uns so nahe gewesen waren.

Niemand [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt