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Wooyoung pov.

Was eine Rotzschrift...

Oh warte willkommen wieder in meinen Gedanken. Heute Mal was neues!

Gleich da würde ich mich weg schleichen. Wie lustig... Wir hatten uns vorgenommen meinen Eltern einen riesigen Schrecken einzujagen. Naja so richtig kümmerten sie sich ja auch nicht. Mit einer einfachen Ausrede würde ich sie schon los werden beziehungsweise meinen unachtsamen Vater davon überzeugen nicht nach mir zu suchen.

Diese Möglichkeit musste ich wirklich öfter ausnutzen.

Mit meinem Rucksack waddelte ich gerade zu meinem Spind denn die letzte Stunde war schon vor einigen Minuten vorbei gegangen. Kopfhörer steckten in meinen Ohren, meine liebsten Lieder spielten als ich plötzlich von der Seite gepackt wurde.

"Komm her.", schmunzelte San spielerisch, meine Kopfhörer flogen derweil raus und er zog mich an meinem Handgelenk zu ihm gerade als ich an der Ecke vorbei ging.

Wir waren die einzigen hier in dieser Spindreihe, nur noch einzelne Schüler bewegten sich im Gebäude. Viele waren schon nach Hause gegangen, aber wir trödelten noch etwas.

Niemand würde also sehen, dass ich meinen Sannie fest in meine Arme schloss während mein Herz höher schlug, denn er war der einzige, der sich aus ganzen Herzen um mich zu kümmern schien. Das sollten sie auch nicht sonst würden sie nicht nur mich sondern uns beide verurteilen und San war ja neu. Meinetwegen sollte er nicht die Beliebtheit verlieren, die er sich gerade aufgebaut hatte.

Der Geruch des Parfüms, das er anscheinend regelmäßig benutzte wanderte in meine Nase und diese Verwirrung, die ich verspürte lag tief in mir, doch direkt beiseite waren viele kleiner flatternder Schmetterlinge. 

"Ist alles okay?", fragte der Choi natürlich besorgt und klopfte leicht auf meinen Rücken.

Unerwarteterweise traf es mehr als ich jemals dachte.

"Ja alles ist gut.", erwiderte ich obwohl meine Nervosität mich umbrachte.

Letzten Endes war ich an alles gewöhnt außer über Gefühle zu sprechen. Es war ein Bereich, der mir als kleiner Junge nie gestattet wurde, da ich eben einer war: Ein Junge.

"Dankeschön, dass du fragst.", lächelte ich und spürte wie mir etwas wärmer um die Wangen wurde.

Leicht kniete ich mich hin um mein Fach zu erreichen und stellte meine Bücher rein.

"Nimmst du Mathe nicht mit?", fragte mein neuer bester Freund und gesellte sich zu mir.

Wir beide hockten auf den Boden vor meinem Fach während orangefarbenes Licht rein schien. Meinen Kopf drehte ich in seine Richtung ein Fragezeichen lag in meinem Blick, welcher ihn schmunzeln ließ.

"Wie verpeilt.", kommentierte Sannie und streichelte fürsorglich über meinen Rücken.

"Übermorgen ist die Klassenarbeit. Bald, im Winter, schreiben wir auch den ersten Teil unserer Abschlussprüfungen falls du es verdrängt hast."

"Huh?!", kam laut aus meinen Lippen. 

"Fuck es ist schon der 13 oder?" - "Ja, Youngie."

Unabhängig von einander griffen wir nach meinem Mathebuch und blickten mit weiten Augen zu einander. Er hatte meine Hand umschlossen und es fühlte sich so vertraut an so gut, weshalb ich Mut sammelte und etwas tat wofür ich mich sonst so schämte.

"San.", sprach ich mit schnell schlagendem Herz und verschränkte unsere Finger nach tiefem Durchatmen miteinander.

Seinen Mund öffnete der Schwarzhaarige um etwas zu sagen, doch schloss ihn wieder. Eine riesige Welle der Unsicherheit rauschte durch meinen Körper, weshalb ich losließ, doch er sie wieder hielt.

"Lass es so." Anders als sonst klang er so ernst und verhalf mir wieder auf die Füße.

In seiner anderen Hand war währendessen mein Buch, welches ich wirklich nicht vergessen durfte.

Vorsichtig zog der Ältere mich in seine Richtung, blickte mir tief in die Augen und lehnte sich danach ein Stückchen über meine Schulter um es in den Ranzen auf meinen Rücken zu stecken. Unsere Hände blieben dabei verschlossen, unsere Körper berührten sich bei dieser Geste an vielen Stellen.

Wieso dachte ich so komisch?
Wieso überdachte ich es?

Mein Blick blieb an seinen Lippen hängen. Der Choi war schön, doch besonders liebte ich die Farbe seiner Augen, die im normalen Licht mit seinen Haaren übereinstimmte. Kamen sie jedoch mit Sonnenlicht in Berührung klebte mein Blick an der honiggelben Farbe in der seine Iris mir entgegen strahlte.

"Na los.", zwinkerte er dann und fing an mit mir an der Hand zu rennen.

Anders als ihm durch die Hintertür zu folgen - da mein Dad uns sonst erwischen würde - und in Richtung Bushaltestelle zu rennen konnte ich nicht, wurde mitgezogen bei einem Tempo, welches ich jedoch gewohnt war. Durch mein Tanzen hatte ich glücklicherweise ein gewisses Maß Ausdauer, stand normal als San sich an einem Mast abstürzte und sich vor Luftnot krümmte.

Liebevoll klopfte ich auf seinen Rücken konnte mein Lachen nicht verkneifen und wischte den leichten Schweißfilm von meiner Stirn, der mich störte.

Es war unglaublich aufregend, da ich die schockierten Blicke der Menschen um mich sah. Irgendwie war es mir völlig egal, ich knuddelte mich an ihn.

"Alles gut Sannie~ lerne Mal zu atmen", neckte ich ihn und sah sein amüsiertes Gesicht als er hoch sah.

"Ey ich hab Mal Leichtathletik gemacht...", grinste er und hielt meine Hand um sich fest.

"Als Kind?", flüsterte ich in sein Ohr und bekam ein "Ja...".

Laut lachte ich während er verlegen schmunzelte und meine Hand an seinen Bauch hielt.

"Seitenstiche?" - "So unsportlich bin ich auch nicht.", schmollte der Sohn meines Arztes und stellte sich wieder auf.

Er zeigte vor sich und stürmte in Richtung Straße. "Bus ist da."

Hastig folgte ich ihm, Hand in Hand gingen wir über die Straße und setzten und so in den überfüllten Bus. Jedensfalls tat er es, ich musste stehen und würde förmlich von all der Menschenmenge zerquetscht.

"Schatz."

Ich hob meine Augenbrauen an, "Sch- Schatz?"

Verspielt klammerte er sich an mein Bein und ließ mich stolpern.

"Komm doch.", meckerte er und ließ mich auf seinen Schoß sitzen.

Natürlich zögerte ich etwas. Heute hatte ich schon so viel gemacht, was gegen mein derzeitiges Image sprach, doch trotzdem war es besser als von alten großen Männern erdrückt zu werden.

Mit roten Wangen saß ich schräg auf seinen Schoß während er mit seinem Handy beschäftigt war und ich leer durch den Bus sah im Versuch dabei das Wirrwarr in meinem Kopf zu entknoten.

𝐅𝐄𝐕𝐄𝐑 ❦︎ ᵂᵒᵒˢᵃⁿ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt