Kapitel 29

1.6K 125 58
                                    

"Öffne deine verdammten Augen!"

Diesmal war seine Stimme noch lauter geworden, dennoch hielt ich sie geschlossen. Er tat mir so oder so weh, da musste ich ihm diesen Gefallen nicht tun.

"Ok, Püppchen, du hast zwei Optionen. Entweder öffnest du sie freiwillig oder ich bringe dich dazu."

Das musste er mir kein zweites Mal sagen, denn es dürften Schmerzen involviert sein, wenn der Psycho mich dazu zwang.

Als ich seinem Befehl nachkam, fing er abscheulich zu grinsen an und das breit. "Braves Mädchen." Wenn er das sagte fühlte ich mich wie ein Hund, ein angeketteter Hund, mit dem er machen konnte was er wollte.

Das Schlimme an der ganzen Sache war, dass er tatsächlich mit mir machen konnte was er wollte. Es lag alles in seiner Hand und ich war wehrlos.

Nach einem widerlichen Lachen meinte er: "Sotiriou wird dich kaum wieder erkennen, sobald ich ihm das Paket schicke."

Wie krank musste man sein?

Ich musste mich zwanghaft zusammenreißen nicht zu weinen. Der innere Drang war groß und die Verzweiflung hatte ihr Maximum erreicht.

Ich wollte einfach nur nach Hause und mich mit Marleen unter meine Bettdecke kuscheln. All der Grausamkeit in dieser Welt entfliehen und sie im Arm halten. Ihre Nähe hatte mich stets beruhigt.

Ich gab dennoch nicht klein bei und antwortete: "Und deine Familie wird dich kaum wieder erkennen, sobald Cyrian mit dir fertig ist." Ich hatte es todernst gesagt, was mein Gesichtsausdruck wieder spiegelte, nur dürfte ihn das leider kein bisschen einschüchtern.

Natürlich fing er zu lachen an und schenkte meinen Worten keinen Glauben.

Man sollte anderen Menschen nie den Tod wünschen, aber dieses Monster hätte es verdient. Er hatte sicher schon genug Leid getan und unzählige Unschuldige gefoltert oder ermordet. Bei manchen Leuten wäre es besser, wenn sie unter der Erde lagen und niemanden mehr etwas antun konnten.

Mit seiner Klinge fuhr er sanft über meine Unterlippe und sagte dabei: "Du bist ganz schön frech. Wenn ich das richtig im Kopf habe, dann habe ich einen Tacker in meiner Werkstatt. Natürlich könnte ich dir einen Knebel in den Mund stopfen, aber ein paar Klammern sind viel netter."

Ich hielt meine Klappe mit der Hoffnung, dass er seine Meinung ändern würde. Vermutlich war es ein dummer Gedanke, aber er war da. Diese Idee war nämlich abartig, weshalb sie zu ihm passte.

Klammern.

Einfach nur Klammern.

Während er zum Tisch hinüber ging fragte er: "Oder wie wäre es, wenn ich dir meine beste Freundin die Nagelpistole vorstelle?"

Und er fand das auch noch witzig, was er mit einem Lachen bestätigte.

Tacker und Nagelpistole.

Egal was davon, beides dürfte weh tun. Vermutlich waren die Nägel schmerzhafter, deshalb sollte ich auf die Klammern hoffen. Obwohl meine Lieblingsoption Cyrian war, der endlich kam und mich rettete.

Mit einer begeisterten Stimme sagte mein Entführer: "Da haben wir sie ja." Ich sah zu ihm hinüber und er drehte sich soeben zu mir um. Er hob das Gerät in seiner Hand hoch und erklärte: "Das ist meine Nagelpistole. Den Tacker können wir später verwenden. Aktuell fände ich Schmerzensschreie angebracht. Das kann wie Musik in den Ohren sein." Auch nur für ihn und ich bekam Schweißausbrüche bei dem Gedanken daran.

Er winkte mit dem Gerät und kam damit auf mich zu. "Das Schönste daran ist, dass es Spaß macht einen Nagel in deine Haut zu rammen und später kann ich ihn herausziehen. Danach kannst du mir sagen, was schmerzhafter für dich ist."

Mein größter Wunsch war es gerade in die Vergangenheit zu reisen und niemals meinen Führerschein zu machen. Das würde dazu führen, dass ich Cyrian nie kennen lernte. Dieser eine Auffahrunfall hatte mein ganzes Leben zerstört.

Teilweise konnten es die dümmsten Sachen sein, die eine ganze Welt auf den Kopf stellten und das für immer.

Vor mir angekommen, kniete er sich hin und meinte: "Ich zeige dir zu was dieses Baby fähig ist. Sie ist mein kleiner Goldschatz und ich weiß sie sehr zu schätzen."

Da meine Füße an jeweils ein Stuhlbein gebunden waren, waren meine Beine auseinander und so konnte er in der Mitte einen Nagel in den Stuhl jagen. Bei dem lauten Geräusch zuckte ich zusammen und dieses Gerät war stark genug, dass dieser Nagel durch das Metall gegangen war.

Ich sah einfach nur darauf und war unfähig irgendetwas zu tun. Das würde mit Leichtigkeit durch meine Haut stechen. Vielleicht könnte es sogar Knochen brechen.

Falls ich das auf wundersame Weise überlebte, würde ich das Werkzeug meines Dads mit anderen Augen sehen. Nein, eher würde ich nie wieder in die Nähe davon gehen. So ein Trauma müsste man erst einmal verarbeiten.

Ich hörte das Grinsen aus seiner Stimme als der Mann fragte: "Finde nur ich die Nagelpistole perfekt? Sie durchbohrt so ziemlich alles." Meine Augen wanderten automatisch nach oben zu den seinen.

Meinen Gesichtsausdruck hatte ich gerade noch im Griff, was mir schwer fiel. Meinen Herzschlag hörte ich bis in meine Ohren, weshalb ich die nächsten Worte beinahe nicht verstanden hätte. "Du solltest mitzählen damit wir den Überblick behalten."

Ich widmete mich dem Nagel, welcher im Stuhl steckte, denn diese Augen trugen den puren Wahnsinn in sich. Es war derart unangenehm ihn anzuschauen, dass es fast schon weh tat.

Er lachte abfällig und fragte anschließend: "Hast du endlich genug Angst oder ist deine Klappe weiterhin groß?"

Dem Arschloch würde ich es zeigen, weshalb ich wieder aufsah und eiskalt antwortete: "Cyrian wird dich umbringen." Man konnte ihm ablesen, dass ihm das nicht passte. Meine aufmüpfige Art forderte praktisch die Klammern heraus, nur war mir das in diesem Moment egal. Ich konnte ihm körperlich nichts tun, also tat ich es verbal.

Bevor er etwas erwidern konnte, war eine andere Stimme zu hören, welche das dickste Eis zerschneiden könnte und das war eine Tonlage, die ich noch nie von ihm gehört hatte.

"Ja, das werde ich."

Mein Blick schnellte in diese Richtung und mich durchflutete eine Erleichterung, die ich nicht in Worte fassen konnte. Sie kam wie eine Welle, die durch meinen ganzen Körper zu spüren war.

Er war wirklich gekommen.

Er war hier.

Cyrian.

~~~

Ich habe überlegt den Leseabend mit einem Cliffhanger zu beenden, aber ich konnte es nicht.

Ich wollte euch den Abend nicht verderben und ich liebe euch dafür zu sehr.

Vielen, vielen Dank fürs lesen.

Ich hoffe, dass es euch gefallen hat.

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend/Nacht/Morgen/Tag, wann auch immer ihr das lest.

Eure Kim

The Monster | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt