Kapitel 54

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Es war erstaunlich, denn am nächsten Tag erwachte ich ohne Kopfschmerzen oder sonstigen Problemen. Dabei hatte ich einiges getrunken und hatte einen interessanten Zustand gehabt.

Nicht mal meine Erinnerung war lückenhaft, da war noch alles in meinem Kopf.

Dennoch brauchte es einen Moment, bis ich am Ende des Abends ankam.

Ich riss meine Augen auf und starrte den Kleiderschrank mir gegenüber an, der kam mir als erstes in Blickfeld.

Cyrian.

Ich hatte ihm von dem Vorfall mit Gladys erzählt und das bis ins kleinste Detail. Dank meinem betrunkenen Ich hatte er Einblick bekommen, wie ich mich dabei gefühlt hatte.

Oh nein.

Richtig bedenklich wurde es, wenn man an seine Reaktion dachte. Cyrian war ausgesprochen ruhig geblieben. Seinem Gesicht hatte man kein bisschen ablesen können, was in ihm vorging. Nur seine Stimme war gelassen geblieben, vermutlich damit ich fortfuhr und er jegliche Info erhielt, was passiert war.

Diese Ruhe war seltsam. Niemand konnte mir erzählen, dass ihn das nicht wütend machte. Diese Emotion hatte er vermutlich an jemand anderem ausgelassen. Diese Person tat mir leid, obwohl ich nicht mal wusste, wie genau Cyrians Gemütszustand war.

Ich drehte mich um, damit ich seine Bettseite sehen konnte und tatsächlich lag er neben mir. Das war eine Überraschung, denn ich war davon ausgegangen, dass er bereits unterwegs war. Schließlich verbreitete sich nicht von alleine Unheil auf dieser Welt.

Cyrian hatte seine Augen geschlossen und war mir zugewandt. Es war kein friedliches Bild, ihm schien auch im Schlaf etwas zu quälen. Das dürfte sein Amt mit sich bringen, damit hatte er genug um die Ohren und es war kein freundlicher Job.

Ich gönnte mir diese Auszeit um ihn zu mustern.

Es war gemein, dass sogar seine Augenbrauen perfekt geschwungen waren. Frauen zupften da meist ewig rum und hatten einen Kampf eine anständige Form hinzubekommen. Und manch ein Mann hatte das von Natur aus, dabei war es denen meist egal.

Am liebsten hatte ich immer noch seine wunderschönen Augen, welche weiterhin geschlossen waren. Allerdings war das ideal, nach der Nacht würde ich Blickkontakt nie überleben. Es war mir nämlich viel zu peinlich, wie das alles abgelaufen war.

Wenn man ihn genauer betrachtete, juckte es mich in den Fingern ihn zu berühren, aber ich zwang meine Hände keine Reaktion zu zeigen. Wenigstens hörten sie auf mich und ich blieb still liegen.

Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn, was der Schlaf zu verschulden hatte. Egal wie oder was, er war umwerfend und man könnte es als keinen Makel benennen.

Ich bekam Tränen in meinen Augen, wenn ich daran dachte, was man mir alles genommen hatte. Was mir dieser Mann genommen hatte.

Dennoch war da dieses Gefühl für ihn, welches niemals dort sein sollte.

Mein armes Herz musste viel zu viel mitmachen und meine Familie. Das musste eine Qual für sie sein, dass ich derart plötzlich verschwunden war. Wenigstens hatte ich einmal kurz mit meiner Mum telefonieren können, obwohl das niemals ausreichte. Das war viel zu wenig.

In dem Moment ertrug ich es nicht mehr ihn anzusehen, weshalb ich mich abwandte und aufsetzte. Ich sollte aufstehen und irgendwie versuchen auf andere Gedanken zu kommen. Am besten ging ich Cyrian aus dem Weg, denn dann wäre es perfekt.

~~~

Nach einer Dusche hatte ich mich auf den Weg nach unten gemacht. Das Frühstück ließ ich ausfallen, da mir jeglicher Hunger vergangen war.

The Monster | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt