Kapitel 5

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Mit Mühe schaffte ich es mich umzudrehen und zur Fahrertür zu gehen. In meiner Verwirrtheit hätte ich Cyrian gerne weiterhin nachgesehen, eher gestarrt, aber das wäre unpassend.

Gerade als ich bei der Fahrertür ankam, fuhr er los. Ich selbst musste mich erst damit abfinden, dass er mich ernsthaft hatte davonkommen lassen. Er wollte keine Anzeige machen und wollte es selbst reparieren lassen.

Vollkommen mechanisch, öffnete ich dir Tür und setzte mich auf den Fahrersitz. Marleen lachte und fragte: "Was war das bitte?"

Auf ihre Frage ging ich nicht ein und schnallte mich ordnungsgemäß an. Erst danach schien mein Hirn wieder halbwegs richtig zu funktionieren.

Nach dem Auffahrunfall wollte ich selbst fahren? 

Im idealen Fall sollte das meine Schwester übernehmen. Offensichtlich war ich unfähig und schrottete den Wagen demnächst. Es wäre verantwortungslos, wenn ich weiterhin hinter dem Lenkrad saß.

Ich sah zu Marleen und fragte verzweifelt: "Könntest du fahren?" Im Moment würde ich das nicht überleben und an einem Herzinfarkt sterben.

Zu lachen hatte sie längst aufgehört bei meinem Anblick und sah mich streng an. "Feline, das wäre jedem passiert. Der Typ hat zu schnell und unerwartet gebremst. Wir geben ihm die Schuld. Also lässt du dich davon nicht unterkriegen und fährst weiter."

Kurz musste ich darüber nachdenken, aber ihre Worte halfen mir, weshalb ich zum Schlüssel griff und das Auto in Betrieb setzte. Mein Herz raste dabei, aber ich traute es mir zu. Wenn meine Schwester davon überzeugt war, dann sollte ich es genauso sein.

Die restliche Fahrt verlief still und das war lobenswert von Marleen. Mir war klar, dass sie auf Details brannte, aber sie wollte mir meine Konzentration nicht nehmen. Später sollte ich ihr dafür danken.

Wenigstens war der Weg zum Coffeeshop unweit und der Parkplatz war halbleer. Durch meine Anfänge war das Einparken etwas schwierig für mich. Wenigstens hatte ich Marleen neben mir, die mir etwas dabei half.

Aber kaum hatte ich den Wagen abgestellt, fragte sie: "Was war los? Was hat er gesagt? Was war das bitte für ein scharfes Teil?"

In mir brannte eine viel größere und wichtigere Frage, die ich mir beantworten musste. Deshalb stieg ich aus ohne ihr eine Antwort zu geben. Ich ging nach vorne und wollte mir ansehen, ob unser Wagen einen Schaden genommen hatte.

Ich inspizierte die Stelle genau an der ich den anderen Wagen angestoßen hatte. Ich kniete mich hin und fuhr darüber. Es war eine leichte Delle darin, aber zum Glück nichts Großes. Mit freiem Auge könnte man es übersehen.

Trotzdem war ideal etwas anderes. Von meinen Eltern konnte ich mir bald eine Predigt anhören und das verdient. Sie liehen mir ihren Wagen und ich stellte sofort etwas an. Ich ließ ihr armes Auto ein anderes küssen.

Marleen kniete sich neben mich und meinte: "Das Auto hat praktisch nichts abbekommen. Theoretisch könnten wir es vertuschen und dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen."

Ich sah böse zu ihr und antwortete: "Nein, ich bleibe ehrlich. Für seine Fehler muss man gerade stehen." Dass sie nur auf den Gedanken hatte kommen können, denn das würde ich niemals verschweigen.

Sie seufzte, stand auf und reichte mir ihre Hand. Ich nahm diese an und Marleen zog mich zu sich auf.

Mit dem Daumen zeigte sie zum Coffeeshop und sagte: "Gehen wir einen Kaffee trinken und ich will endlich wissen, was du mit dem Typen geredet hast." Diesmal war ich es die seufzte und wir gingen los.

Jetzt durfte ich ihr mit jedem kleinsten Detail das mit Cyrian erzählen. Dabei war ich selbst noch etwas überfordert damit. 

Im Coffeeshop angekommen, bestellten wir zuerst unser Getränk und anschließend suchten wir uns einen freien Tisch, was einfach war, da wenig los war.

Noch während ich mich auf den Stuhl fallen ließ, fragte Marleen: "Erzähl jetzt endlich." Sie sah mich neugierig an und war kurz davor mich durch zu rütteln, damit sie ihre Antworten bekam.

"Er will wirklich keine Anzeige machen und meinte, dass es nur ein Auto wäre. Es hat ihn kein bisschen gestresst, obwohl er zuerst sehr wütend ausgesehen hat."

Sie hing mir an den Lippen und ich fuhr mit meiner Erzählung fort. Marleen blieb still und ließ es mich näher ausführen. Das war ganz ihr Thema und in ihrem Kopf braute sich vermutlich längst eine Lovestory zusammen, die niemals existieren würde. 

Als ich fertig war, war ich es die sie fragend ansah. Auf ihre Reaktion war ich gespannt und die bekam in Form eines zu lauten Kieksens. Die paar Gäste um uns, hatten verstört oder verwirrt zu uns gesehen. Das war nicht das erste Mal, weshalb ich diese Blicke einfach ignorierte.

Danach legte sie los: "Das ist so aufregend. Du gefällst ihm offensichtlich." Marleen hob und senkte ihre Augenbrauen, weshalb ich sie leicht unter dem Tisch trat. Sie konnte unmöglich sein. Wie ich es mir gedacht hatte, hatte sie sich einen persönlichen Traum erstellt, dass dieser Mann Mister Perfect sein könnte. Das war ihre Bezeichnung für einen Traummann. 

Sie fuhr unbeirrt fort: "Cyrian, der Name hat was. Richtig edel und das er scharf war würde ein Blinder sehen. Wer hätte gedacht, dass der heutige Tag so aufregend wird."

"Marleen! Reiß dich zusammen. Den Typen sehe ich nie wieder. Es mag sein, dass man manche Menschen zweimal im Leben trifft, aber das ist nicht bei jedem der Fall." Ich sah sie vielsagend an, damit das richtig bei ihr ankam. Ihre Gedanken sollte sie zügeln und keine Luftschlösser bauen.

"Oh nein. Er ist reich, die finden jeden, wenn sie wollen. Du siehst ihn zu tausend Prozent wieder. Reiche Menschen schnipsen und sie wissen, was sie wissen wollen." 

Ich seufzte und widmete mich meinem Kaffee. Mir war klar, dass eine Diskussion sinnlos war. Meine Schwester hatte sich in diese Theorie verrannt, da konnte man ihr keine Vernunft beibringen. Sie war allgemein eine Träumerin.

Sie fuhr fort: "Dann reagierte er so locker. Ja, du gefällst ihm. Außerdem wie er dich angesehen hat und er hat sich dir vorgestellt." Da war es dieses Grinsen. Ich deutete an sie zu schlagen, weshalb Marleen einen Lachanfall bekam.

Ich hob eine Hand und sagte bestimmend: "Wir wechseln jetzt bitte das Thema. Genug von diesem Mann, welchen ich nie wieder sehen werde."

Sie schüttelte den Kopf und das stark, weshalb ihre blonden Locken wild umher hüpften. "Oh nein. Das ist das spannendste Thema seit langem. Das diskutieren wir aus."

Ich stöhnte genervt und durfte jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit jedes einzelne Wort analysieren, welches Cyrian gesagt hatte.

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