Kapitel 74

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Selbstverständlich war ich der Lockvogel.

Die süße Feline wurde dem Monster serviert, welches die Jagd spezifisch auf mich eröffnet hatte. Damit taten wir ihm einen Gefallen. Wobei Cyrian und seine Leute die Helden spielen würden. Angeblich konnte mir nichts passieren, davon war er überzeugt gewesen. 

Trotzdem hatte man mir eine Pistole gegeben, womit ich mittlerweile tatsächlich Erfahrung gemacht hatte. Der Mafiaboss hatte es in den letzten Wochen für angebracht gehalten mir zumindest die Grundkenntnisse beizubringen. Dabei durften wir feststellen wie unfähig ich mit diesen Dingern war. 

Tja, er war wahnsinnig genug mir dennoch eine zu geben. Er schien den Glauben in mich nie verloren zu haben, egal wie dumm ich mich anstellen konnte. 

Ich saß im Schlafzimmer auf der Bettkante und wartete auf Maximus. Angeblich sollte er jeden Moment auftauchen und mich somit finden. In meinem Schoß lag ein Buch, da ich die Lesende spielen sollte. Man wollte es halbwegs authentisch gestalten, damit er in die Falle lief.

Die Waffe neben mir auf dem Bett, sollte das Bild dabei wenig stören. Menschen auf der Flucht waren gerne damit ausgestattet. Deshalb war es in Ordnung, dass sie derart offensichtlich neben mir thronte.

Meine Beine waren überschlagen und mit einem Fuß wippte ich, denn die Nervosität musste ich irgendwie im Zaum halten. Warten konnte eine kleine Qual sein, noch mehr bei dem, was mir bevorstand.

Die aufgeschlagene Seite des Buches war mir sowas von egal, ich sah diese nicht mal an. Meine volle Aufmerksamkeit hatte die geschlossene Tür.

Plötzlich war ein Poltern zu hören, was mich automatisch aufstehen ließ. Das Buch fiel dabei zu Boden, wodurch ein erneuter Lärm entstand.

Der Typ, der sich hinter der Tür verstecken würde, sobald diese geöffnet wurde, deutete mir an, dass ich mich setzen sollte.

War das ein Witz?

Kein Mensch würde ruhig bleiben, wenn ein ungewöhnliches Geräusch im Haus zu hören war. Erst recht nicht, wenn man sich vor jemanden versteckte.

Der Mann im Kleiderschrank hätte mir sicherlich denselben Blick zu geworfen, wenn man ihn sehen könnte.

Mit einem Kopfschütteln schnappte ich die Pistole auf dem Bett. Egal was nun folgte, aber meine Würde wollte ich stets behalten. Immerhin bestand stets ein kleines Risiko, dass etwas schief ging. Niemand konnte das genau beurteilen.

Die Tür wurde auf einmal mit Schwung geöffnet, was mich zusammenzucken ließ. Der Mann hinter der Tür tat mir direkt leid, weil er diese Wucht zu spüren bekam. Dennoch gab er keinen Mucks von sich und hielt seine Stellung.

In mein Sichtfeld kam Dalia, was mich überraschte. Ich hatte eigentlich erwartet, dass sie zu Hause geblieben wäre. Laut Alex wirkte ihre Mum nämlich in den Geschäften nie mit. Scheinbar hatten sich ein paar Dinge geändert oder Alex hatte gelogen.

Aber warum hätte sie das tun sollen?

Dalia hielt eine Waffe vor sich ausgestreckt, und die meine hatte ich bereits gehoben. Mit dieser Situation hatten wir einen Gleichstand, bei dem niemand im Vorteil war. Beide hielten wir unsere Pistole auf die andere gerichtet.

Laut rief sie: "Ich hab sie!"

Aja, dann hatte man wirklich spezifisch nach mir gesucht. Cyrian hatte Recht behalten, dass sie es auf mich angelegt hatten und nicht auf ihn.

Obwohl die Angst längst anwesend war, behielt ich mir den Mut. Ich klammerte mich daran fest, als hing mein Leben davon ab.

Dadurch schaffte ich es ein falsches Lächeln aufzusetzen und zu sagen: "Hi Dalia." Es klang viel zu locker für diese Lage und da blitzte es in ihren Augen auf, die mich fixierten. Sie hatte sich eine andere Reaktion meinerseits gewünscht.

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