Hibbelig wie ich war tigerte ich am nächsten Morgen durch das Schlafzimmer und sah auf Cyrians Handy in meiner Hand. Ich musste nur noch einen Knopf drücken und könnte meine Mum anrufen.
Das Problem war, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich das erklären sollte. Es gab keine passenden Worte um sie zu beruhigen, da könnte ich noch zehn Jahre nachdenken und mir würde nichts Ideales einfallen.
Cyrian saß auf der Bettkannte und meinte: "Du kannst auch später anrufen." Seinen Blick spürte ich auf mir, denn der verfolgte mich schon die ganze Zeit.
Das wäre gemein, denn meine Familie erhoffte sich bestimmt ein Lebenszeichen von mir, egal in welcher Form. Die Verzweiflung konnte ich praktisch bis nach Griechenland spüren.
"Nein, das will ich erledigt haben. Außerdem warten sie darauf."
Alleine, weil ich selbst die Stimme meiner Mum hören wollte und sie sollten wissen, dass es mir gut ging. Trotzdem war es unfassbar schwer diese Taste zu drücken.
Ich blieb mit einem Seufzen stehen und Cyrians Nähe machte all das kein Stück besser. Dieser Mann machte mich nervös, obwohl wir gestern ein schönes Date hatten. Man konnte den Abend als gelungen bezeichnen, aber diese Gedanken schob ich beiseite, um mich dem bevorstehenden Telefonat zu widmen
Cyrian stand vom Bett auf und fragte: "Soll ich für dich die Nummer wählen?" Mein Blick schnellte zu ihm, denn das bekam ich alleine hin. Mit einem Kopfschütteln antwortete ich: "Nein, ich frage mich nur, was ich sagen soll."
Mit jedem Schritt, welchen er näher kam wurde der Druck größer, dabei meinte er es nur gut.
"Feline, ich glaube deine Mum ist sehr froh, wenn sie von dir hört. Du brauchst keinen Dialog dafür. Sag ihr, dass es dir soweit gut geht und du wieder kommst, sobald du kannst."
In diesem Moment realisierte ich etwas und das flog auch schon über meine Lippen: "Sie werden dich alle hassen."
Und wäre es ihnen zu verübeln?
Nein, denn Cyrian hatte mich von ihnen getrennt und nach Griechenland verschleppt. Eine Abneigung gegen ihn wäre verständlich und normal.
Er kam vor mir an und ich sah auf zu ihm. Gestern Abend hatte sich etwas zwischen uns geändert und das wir ihm sicherlich aufgefallen.
Die Tatsache, dass ich den Kuss erwidert hatte, war der größte Beweis. Dennoch hatte es danach keinen weiteren gegeben. Er gab mir wohl Zeit, die ich nötig hatte.
"Das werden wir herausfinden, sobald wir zurückreisen."
Ich war verrückt genug ihm sein Handy in die Hand zu drücken und zu sagen: "Wir überlegen uns eine logische Ausrede. Danach rufe ich meine Mum an und rede mit ihr."
Er war der Mafiaboss, da sollte ihm eine tolle Ausrede einfallen, die für nicht eingeweihte Personen perfekt war, ohne das jemand einen gigantischen Groll gegen ihn hatte.
Ich ertrug es gerade nicht, wenn alle gegen ihn wären. Keine Ahnung, ob das dumm war, aber ich wollte das er weiterhin auf der guten Seite meiner Familie stand. Aber genau das schien aktuell ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
Wie sollten sie auch gut auf ihn zu sprechen sein?
Mit offenen Armen würden sie ihn sicherlich nicht empfangen. Vermutlich gab es keine Erklärung der Welt, welche das ändern könnte.
Ich musste seufzen und hätte in meiner Verzweiflung am liebsten an meinen Haaren gezerrt. Nur würde das kaum eine Hilfe sein und mir unnötige Schmerzen zufügen.
Cyrian gab mir das Handy zurück und erklärte: "Du hast nur eine kurze Zeit um mit ihr zu telefonieren. Da könntest du ihr keine volle Aufklärung geben. In diesem Telefonat geht es nur darum, dass du von ihr hörst und sie von dir."
Da hatte er ein Argument gefunden. Es bestand keine Chance, dass ich ihr einen Roman erzählte und irgendwie beruhigte mich das. Obwohl das eigentlich das Gegenteil hervorrufen sollte.
Ich holte tief Luft und sah auf das Handy. Mit purem Entsetzen durfte ich feststellen, dass die Nummer bereits gewählt war. Entweder hatte Cyrian das getan oder es war unabsichtlich passiert, während wir das Handy hin und her gereicht hatten.
Eine Seite in mir wollte auflegen und das Handy am besten aus dem Fenster werfen, aber das konnte ich unterdrücken. Mit einer leicht zitternden Hand hielt ich es mir ans Ohr und holte erneut tief Luft.
Kurz darauf hörte ich eine fragende Stimme: "Hallo?" Ein Hauch Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit, also hatte sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auf diesen Anruf von mir gewartet.
Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich hatte Angst kein Wort hervorzubringen, jedoch klang meine Stimme fest als ich sagte: "Hi Mum." Es war keine weitere Erklärung wer ich war nötig, denn schon fragte sie: "Feline?"
"Ja, hi Mum." Mir fiel keine bessere Antwort ein, obwohl ich auf das vorbereitet gewesen war.
Sie legte auch schon los und überschlug sich beinahe bei ihren Fragen: "Wie geht es dir? Wo bist du? Weißt du welche Sorgen wir uns machen? Bist du wahnsinnig, Feline?"
"Es geht mir gut und es ist alles in Ordnung. Es tut mir unfassbar leid, dass ich mich eine Weile nicht gemeldet habe, nur hatte ich keine Möglichkeit. Wie geht es euch?"
Meine Frage wurde gekonnt ignoriert, stattdessen sagte sie: "Gott, Feline. Wo bist du und was machst du?" Die Sorgen mit der Verzweiflung hörte man und das tat mir in der Seele weh.
Sie klang den Tränen nähe als sie anmerkte: "Komm bitte nach Hause."
Ich trat einen Schritt zurück, somit weg von Cyrian, denn ich hatte selbst Tränen in den Augen, weshalb ich mich abwandte.
Ich musste mich räuspern, bevor ich es schaffte zu antworten: "Das geht noch nicht, aber sobald wie möglich werde ich bei euch sein. Ich habe nur kurz Zeit, also sag mir bitte, ob es allen gut geht."
"Das geht nicht? Natürlich geht das und das wirst du auch tun. Feline, komm nach Hause." Ihr letzter Satz war flehend, weshalb es mir noch mehr weh tat, denn die Antwort würde ihr kein bisschen gefallen.
"Mum, sobald ich kann, werde ich das. Nur ist es momentan keine Option. Trotzdem vermisse ich euch sehr und vor allem liebe ich euch. Sagst du das bitte auch den anderen?"
Kurz war es still, was mich unglaublich unruhig machte. Vermutlich hatte meine Mum keine Ahnung, wie sie darauf reagieren sollte. Sie mag auf den Anruf gehofft haben, aber wenn es passierte war das etwas anderes.
Schließlich durchbrach sie die Ruhe und überraschenderweise schlug ihre Stimmung um, so sagte sie todernst: "Feline Rose Marie Kennedy, du wirst sofort nach Hause kommen. Spätestens heute Abend will ich dich unter meinem Dach wissen." Wenn sie mich bei meinem vollen Namen nannte teilte es einem mit wie ernst ihr das war. So etwas tat sie ausschließlich, wenn der Hut brannte und im idealen Fall kam man dem nach worum sie bat, ansonsten zog man ihren Zorn auf sich.
Leider war es keine Option heute dort zu sein.
"Mum, ich hab dich sehr lieb." Ich biss mir auf die Unterlippe und eine Träne bahnte sich bereits ihren Weg über meine Wange.
"Feline!"
"Es tut mir leid und ich bin so schnell wie möglich wieder bei euch." Danach nahm ich das Handy vom Ohr und hielt es weg von mir, damit Cyrian es mir abnahm. Er sollte auflegen und damit den Anruf beenden, denn das schaffte ich gerade nicht.
Er war so freundlich und kam ungefragt meiner stillen Bitte nach, in dem er mir das Handy abnahm.
Mit einer Hand verdeckte ich mein Gesicht und schon wagten es weitere Tränen über meine Wange zu rinnen. Überraschenderweise kam kein Schluchzen über meine Lippen. Ich weinte leise und es fühlte sich an als hätte ich meiner Mum das Herz aus der Brust gerissen und mir selbst damit genauso.
Kurz darauf bemerkte ich Cyrian vor mir und er legte seine Arme um mich. Ich lehnte mich an ihn, womit ich es zuließ, dass er mich tröstete. Um Halt zu haben, klammerte ich mich an ihn, als hing mein Leben davon ab.
Er drückte mich enger an sich und flüsterte: "Es tut mir wirklich leid, Feline. Aber es muss sein."
DU LIEST GERADE
The Monster | ✔️
ChickLitGefunden, obwohl man niemals gesucht werden wollte, zumindest nicht von ihm, dem grausamsten Mafiaboss der Staaten. Eine kleine perfekte Welt, bis er kam und alles zerstörte. Feline war rundum glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte eine...