Es wäre gelogen zu sagen, dass ich nicht wenigstens eine Sekunde darüber nachdachte. Es klang verlockend, dass ich endlich meine Familie wiedersehen könnte. Ich hatte verdammtes Heimweh und vermisste meine Leute. Da war das ein tolles Angebot, allerdings nur einen Wimpernschlag lang.
Das könnte nämlich eine Falle sein, damit er aus dieser Lage kam und das ohne größeren Schaden. Dabei hielt Cyrian längst eine Waffe auf seinen Kopf, dadurch hatte er schlechte Karten.
Maximus merkte an: "Du wärst von Cyrian frei und hättest ab morgen dein altes Leben wieder. Es wäre wie früher und die Probleme wären dir fern."
Da hatte erst er vorhin gesagt, dass man niemals eine Frau unterschätzen sollte. Dabei tat er es selbst, wenn er ernsthaft davon ausging, dass ich positiv auf dieses Angebot reagierte.
Mittlerweile wollte ich bei Cyrian sein. Ich hatte mich für ihn entschieden und bei dieser Meinung blieb ich. Die Umstände mochten unperfekt sein, dennoch schrieb das Leben manchmal eine kompliziertere Story. Mir gegenüber hatte er nie böse Absichten gehabt.
Meine Gefühle für ihn waren der ultimative Fall meiner Entscheidung.
Dalia war das brave Frauchen, denn sie unterstützte ihren Mann. "Feline, an der Seite eines Mafiabosses zu sein, kann wohl kaum dein Traum sein. Dein Leben musst du dir ganz anders vorgestellt haben. Für eine gute Seele wie dich ist dieses Umfeld nichts."
Niemand konnte mir vorschreiben, was ich zu tun hatte, außer natürlich Cyrian während einem Plan. Ansonsten konnte sich jeder schön aus meinen Angelegenheiten raushalten.
Ich warf Dalia einen eiskalten Blick zu, wodurch sie den Mund schloss, den sie gerade öffnen hatte wollen. Sie sollte endlich still sein, denn ihre Worte waren mir egal. Maximus ignorierte das hingegen und meinte: "Die letzten Wochen sollten dir bewiesen haben, dass das nichts für dich ist. Ein Mann wie Cyrian spielt nicht in deiner Liga."
Ok, jetzt hatte er mich wütend gemacht. Das klang als wäre einer von uns etwas Besseres. Wir hatten große Unterschiede vorzuweisen, aber deshalb war niemand besser wie der andere.
Dalia schenkte mir ein Lächeln und sagte: "Deine Familie würde sich riesig freuen, wenn du endlich wieder bei ihnen bist. Du solltest an die Menschen denken, die dich lieben. Sie kommen alle um vor Sorge."
Die beiden waren gut informiert, was meinen Lebenslauf betraf. Dieser Aussage nach wussten sie, dass Cyrian mich unfreiwillig hierher gebracht hatte.
Sie fuhr sogar noch fort: "Deine Eltern suchen nach dir. Bei dir zu Hause bist du überall in den Nachrichten. Sie drehen praktisch jeden Stein nach dir um."
Das zu hören tat meinem Herzen weh, es zog sich dadurch von alleine zusammen. Aber es war zu erwarten gewesen, dass sie nach mir suchten. Obwohl ich mich gemeldet hatte und erzählt hatte, dass es mir gut ging. Manchmal war es schwer etwas zu glauben und meine Eltern wollten mich einfach wieder haben.
Ich ließ mit einem Seufzen meine Waffe sinken.
Manche Dinge mussten getan werden und dem kam ich gerade nach.
Ich wandte mich an Cyrian und sagte: "Es tut mir leid." Der war ganz auf seinen Onkel fokussiert und schenkte mir keine weitere Beachtung. Dieser todernste Gesichtsausdruck konnte einem Angst einjagen.
Maximus nickte zufrieden, obwohl weiterhin Cyrians Pistole auf ihn gerichtet war. Für ihn war noch lange nichts vorbei, denn die Gefahr bestand weiterhin. Als Dalia ihre Waffe genauso sinken ließ, wandte ich mich ihr zu. Die Erleichterung stand ihr groß ins Gesicht geschrieben, was hirnrissig war.
Ignorierte hier jeder die Waffe von Cyrian? Oder hatten sie das nicht gecheckt?
Hä?
Plötzlich drehte Maximus sich zu seinem Neffen herum und bückte sich dabei leicht, um dem Lauf der Pistole auszuweichen. Mit seinen Händen wollte er diese von sich weg drücken, nur hatte er in all dem mich nicht bedacht. In meiner Panik und Sorge um Cyrian, hob ich meine Waffe und richtete sie diesmal auf Maximus.
Ohne lange nachzudenken drückte ich ab, wobei ich auf die Füße zielte. Ein Kopfschuss wäre undenkbar für mich, schon mal von meinem schlechten Ziel abgesehen. Da war sein Schuss in die Beine riskant, wenn ich verfehlte, könnte jemand anderes getroffen werden.
Der laute Knall ließ Leben in die Bodyguards kommen, der unterm Bett schoss genauso eine Kugel. Der Typ im Schrank trat die Tür mit Schwung auf und der dritte kam hinter der Tür zum Vorschein. Sogar einer der Männer draußen vor dem Fenster feuerte seine Waffe ab, denn man hörte das Glas des Fensters zerbersten.
Ich bekam noch mit, dass ich das Bein von Maximus getroffen hatte, alleine sein Fluchen gab das bekannt. Danach stellte sich der Mann aus dem Kleiderschrank vor mich. Er war wie ein Ninja, da er derart schnell bei mir war und das lebenden Schutzschild spielte.
Ich mag heute zumindest ein bisschen Mut bewiesen haben, aber der hatte seine Grenzen. In dem Chaos kniff ich meine Augen zusammen und hoffte, dass alles gut gehen würde. Es hatte vielversprechend ausgesehen, trotzdem konnte schnell etwas schief gehen.
Im restlichen Haus hörte man genauso Schüsse und Poltern. Da hatte ich einen richtigen Kampf los getreten. Dalia und Maximus waren mit mehreren Personen hierher gekommen, was Sinn machte. In Mafiakreisen konnte man nie genug Schutz um sich haben.
Die erste Welle der Erleichterung erfasste mich, als ich Cyrian fragen hörte: "Feline?"
Wenn er noch sprach, war es ein offizielles Lebenszeichen, da konnte es ihm wohl nicht zu schlecht gehen. Der Mann vor mir antwortete: "Es geht ihr gut. Miss Kennedy ist unverletzt."
Meine Augen öffnete ich wieder und durfte dabei den Rücken vor mir betrachten. Allerdings kam zu meiner Linken Cyrian zum Vorschein, da war ich nicht mehr zu halten und eilte ihm entgegen. Dem Umfeld schenkte ich keine Beachtung, denn falls es Tote gab, dann musste ich das nicht sehen.
Cyrian zog mich in seine Arme und ich legte meine fest um ihn. Dabei fragte ich: "Ist bei dir alles ok?" Er gab mir einen Kuss auf den Kopf, der mir wenigstens ein bisschen Sicherheit versprechen wollte. "Ja, und es ist jetzt vorbei."
Ich holte tief Luft und sagte: "Dein Plan hat geklappt. Sie haben es mir abgekauft, dass ich einen Deal mit ihnen schließe."
Sein Plan A wäre zwar ein anderer gewesen, allerdings war die geschehene Version einer der anderen Möglichkeiten gewesen. Außer das mit dem Schuss, welchen ich abgefeuert hatte, der war im Eifer des Gefechts passiert.
Mit einer Hand streichelte Cyrian mir über den Rücken und sagte: "Wir zwei sollten folgenden Deal machen, in dem du deine Augen schließt und ich schleuse dich hier raus. Im Anschluss verschwinden wir von hier und kehren nie wieder zurück."
Das klang wundervoll, denn ich wollte unbedingt hier raus. Dieses Haus wollte ich genauso wenig jemals wiedersehen. Da gab es nach diesem Erlebnis zu viele Erinnerungen, der negativen Sorte.
"Ok."
Ich drückte ihn noch einmal fest an mich, um mir ganz sicher zu sein, dass er wirklich hier bei mir war. Manchmal musste man sich vergewissern, dass man sich in der Realität befand. Solche Gesten ließen einen das viel eher glauben.
Cyrian gab mir einen weiteren Kuss auf den Kopf und flüsterte: "Ich liebe dich, agapi mou."
"Ich dich auch."
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The Monster | ✔️
ChickLitGefunden, obwohl man niemals gesucht werden wollte, zumindest nicht von ihm, dem grausamsten Mafiaboss der Staaten. Eine kleine perfekte Welt, bis er kam und alles zerstörte. Feline war rundum glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte eine...