Kapitel 91

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Mit Schwung öffnete ich die Tür von Cyrians Wagen und ließ mich mit einem Seufzen auf den Beifahrersitz fallen. Nebenbei sagte ich: "Hey Cyrian, ich hab dich vermisst."

Es war eine Erleichterung, dass ich endlich bei ihm war. Der Stress der letzten Stunden fiel von mir ab, dennoch musste ich erst noch alles erzählen, was genau vorgefallen war. 

"Hi agapi mou, ich habe dich auch vermisst." Alleine das ließ mich lächeln und hinter mir zog ich die Tür zu. Kaum hatte ich ihm vorhin eine Nachricht geschickt und schon hatte Cyrian sich auf den Weg gemacht, um mich abzuholen. Er hatte es selbst kaum erwarten können, dass wir uns wiedertrafen. 

Allerdings wurde mein Gesichtsausdruck schnell ernst. Ich drehte mich zu Cyrian hinüber und erklärte: "Mein Dad ist der Einzige, der dich umbringen will. Ansonsten hat man es gut aufgenommen, obwohl ich mir bei meiner Mum nicht ganz sicher bin. Falls es sie stört, dann überspielt sie das und dafür sollten wir dankbar sein." 

Cyrian nahm meine Hand und drückte diese leicht. "Das alles ist ein Schock für alle, weil du so plötzlich und eine Weile weg warst. Aber das wird sich legen und die Mordgedanken von deinem Vater werden weniger sein." An dieser Hoffnung hielt ich mich fest, denn es wäre zu schön, wenn alles in Einklang finden könnte. 

Mit meiner freien Hand fuhr ich mir durch die Haare, als ich erklärte: "Das mit unserer Hochzeit hat das Fass bei ihm überlaufen lassen. Mein Dad war zwar davor schon schwierig auf dich zu sprechen, aber das war ihm zu viel." Um die guten Punkte genauso aufzuzählen, fuhr ich fort: "Aber meine Schwestern freuen sich beide und auch Kylie mit Marvin. Also nicht jeder ist sauer auf uns oder dich."

"Mehr sollten wir für den Anfang nicht verlangen. Gab es Probleme als du gegangen bist?" Während er diese Frage stellte, startete Cyrian sein Auto, worüber ich froh war. Es konnte nicht schaden, wenn ich ein bisschen Abstand zu meinem Elternhaus hatte. Jeder sollte sich beruhigen können und anschließend konnte man erneut über alles reden.

Ich sah weiterhin zu Cyrian, der ausparkte und erzählte: "Nein. Mein Dad ist nämlich vorhin aus dem Haus gestürmt und meine Mum ist ihm nachgelaufen. Der Faden riss endgültig als ich ihnen davon erzählte, dass wir zusammen wohnen werden. Aber Kylie und Marvin waren zu Besuch, deshalb gab es keine Predigt und er stürmte davon. Die Predigt dürfte das nächste Mal kommen, wenn ich auf ihn treffe." 

Kurz sah er zu mir und er wirkte zuversichtlich. Scheinbar hatte nur ich ein schlechtes Gefühl. Cyrian klang überzeugt, als er sagte: "Ich glaube, dass er sich bis zum nächsten Mal beruhigen wird. Manchmal ist es besser, wenn man ein bisschen wartet, dann hat man einen klaren Kopf. Dein gestriges Auftauchen war sehr plötzlich, dann hast du einige Neuigkeiten. Das muss man verarbeiten. Die Zeit sollten wir ihm geben." Natürlich hatte er damit recht, trotzdem fühlte ich mich ein bisschen schlecht. Dieses Chaos hatte ich nie los treten wollen oder Unruhe in die Familie bringen.

Ich tat es mit einer Handbewegung ab, denn am Ende mussten wir abwarten. Mit Glück besänftigte mein Dad sich wirklich. In der Zwischenzeit hatte ich Marleen, die mich am laufenden halten konnte, wie es Zuhause ablief.

Um zu einem anderen Thema zu gelangen, fragte ich: "Wie war es bei dir? Ich hoffe du hast nicht zu viel gearbeitet." Bei dem Workaholic war es möglich, dass er ohne mich ganz in seiner Arbeit aufging.

"Nein, obwohl ich natürlich im Büro war, um mich zu vergewissern wie die Dinge laufen. Ansonsten hat Andrew mich besucht, der sich sehr für uns freut." Bei seinem besten Freund war das zu erwarten gewesen, zumindest hatte dieser nie ein Problem mit mir. In der schwierigen Phase zwischen Cyrian und mir hatte Andrew geholfen, damit es besser wurde. Bei der nächsten Gelegenheit sollte ich ihm dafür danken, denn ohne ihn hätte es wesentlich länger gedauert, bis Cyrian und ich auf einem grünem Zweig waren.

Mit einem Lächeln auf den Lippen antwortete ich: "Das ist schön zu hören. Nicht jeder hält unsere Ehe für den puren Wahnsinn."

"Nein, es gibt eine weitere Person, die für uns ist. Ich habe heute mit Alex telefoniert, die vor ein paar Minuten ins Flugzeug gestiegen sein sollte. Sie möchte uns besuchen und alles klären. Ist das für dich in Ordnung?"

Ihre Eltern mochten unser Feind gewesen sein, die mich umbringen hatten wollen, aber man konnte schlecht die Tochter mit den Eltern vergleichen. Das wäre in diesem Fall unfair, denn Alex hatte uns nie hintergangen.

Deshalb antwortete ich: "Klar. Sie gehört zur Familie und kann jeder Zeit zu uns kommen."

"Danke. Vielleicht zieht sie sogar in diese Gegend. In Griechenland gibt es jetzt niemanden mehr, der sie hält." Einerseits war das traurig, andererseits würde es mich freuen, wenn sie in der Nähe war. Wir hatten uns angefreundet und ich hatte sie ins Herz geschlossen.

Unsere Umgebung hatte ich kaum wahrgenommen, das tat ich erst wieder als Cyrian einparkte. Der Parkplatz war mir unbekannt und eigentlich hatte ich das Gebäude in der Stadt erwartet, in welchem er seine Wohnung hatte.

Ich musste nicht mal nachfragen, denn er erklärte: "Die Wohnung in der Stadt hat dich wegen der Höhe unwohl fühlen lassen. Deshalb habe ich als Übergangslösung dieses Haus gekauft." Ohne weiter darauf einzugehen, stieg ich aus dem Wagen aus, denn das musste ich mir genauer ansehen.

Wir befanden uns in einer Einfahrt und vorne war eine Garage, deren Tor geschlossen war. Daran angebaut war ein Haus, dessen Größe perfekt für uns war. Es war ein kleines, was es ideal für zwei Personen machte. Obwohl eine Wohnung vollkommen ausreichen würde. Im Grunde war es der pure Wahnsinn ein Haus zu kaufen.

Die Autotür schloss ich und widmete mich meinem Mann, der genauso aus dem Wagen ausgestiegen war. Er warf mir einen fragenden Blick zu, der sich nach meiner Meinung erkundigte.

"Cyrian, es ist wunderschön. Dennoch irrsinnig, wenn man bedenkt, dass du einfach so ein Haus gekauft hast." Da fielen die Unterschiede auf, aus welch anderen Schichten der Gesellschaft wir kamen.

Er deutete auf das Haus und meinte: "Das ist eine reine Übergangslösung. Ein Zuhause für längere Zeit suchen wir gemeinsam aus. Ich wollte nur eine andere Bleibe wie die Wohnung, damit du dich wohl fühlst." Unwillkürlich musste ich lächeln, denn das war ein süßer Gedanke. Cyrian dachte an mich, vor allem berücksichtigte er mich. Da fühlte man sich wertgeschätzt und geliebt.

Während ich ums Auto herum ging, antwortete ich: "Danke, das ist sehr nett von dir. Trotzdem hätte ich die Wohnung überlebt." Er schüttelte leicht mit dem Kopf und vor ihm angekommen, nahm ich seine Hände. "Nein, Feline. Ich gehe ungern ein Risiko ein, wenn es um dich geht."

"Danke, du bist wirklich süß."

Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. Dieser wurde sanft erwidert und das erweckte die Schmetterlinge in meinem Magen von alleine. Damit hatten wir den perfekten Abschluss.

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