Kapitel 44

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Cyrian

Scheinbar hielt Feline mich für dumm, aber mir war klar, dass sie einen Plan hatte. Sie wollte nicht nur nach Athen um sich die Landschaft und Sehenswürdigkeiten anzusehen. Da lag mehr dahinter und das war mir klar.

Aber ich wäre nicht ich, wenn ich keine Idee hätte, weshalb sie hierbleiben möchte und gegen eine mögliche Einsamkeit war mein Einfall genauso gut.

Da wollte man sie nur beschützen und die Kleine machte es einem derart schwer. Sie konnte einen wahrlich wahnsinnig machen.

Ich saß gerade im Wohnzimmer auf der Couch mit meinem Laptop auf dem Schoß. Ich erwartete zwar jemanden, aber vorher hatte ich meine Arbeit erledigen wollen.

Eigentlich war heute Abend etwas anderes geplant gewesen, aber da Feline mit Aglaja hatte Essen gehen wollen, hatte sich dieser Plan als hinfällig ergeben.

Das Kleid, welches sie angezogen hatte, hatte ihr unfassbar gut gestanden, dennoch erweckte es ein paa  r negative Gefühle in mir, wenn ich daran dachte, dass sie jemand anbaggern könnte. Aber ich blieb optimistisch, dass sie trotz all der Umstände weiterhin an mich dachte und für mich reserviert war. Dieses Vertrauen würde ich ihr entgegen bringen.

Außerdem war sie ein eigenständiger Mensch und konnte am Ende tragen was sie wollte. Ich würde Feline keine Vorschriften bei ihrer Kleiderwahl machen, denn es war ihre Entscheidung.

Aber sie hatte verboten scharf in diesem Kleid ausgesehen.

Ich hörte die Haustür aufgehen, was mich aus meinen Gedanken riss und musste seufzen. Meine Cousine spazierte einfach herein ohne zu klingeln. Aber meine Männer kannten sie und ihnen war klar, dass sie das Grundstück betreten durfte, egal wann.

Alex rief: "Cyrian?!"

Ich klappte meinen Laptop zu und antwortete: "Ich bin im Wohnzimmer." Das Gerät stellte ich auf dem Couchtisch vor mir ab, da die Arbeit auf später oder morgen verschoben musste.

Ich drehte mich danach zur Tür um und mit einem strahlenden Lächeln kam sie herein. "Hi, was geht ab?"

Mit ihrer guten Laune steckte sie gerne ihre Mitmenschen an, nur war es gerade etwas kompliziert mit Feline, da konnte mich das schwer erreichen.

Alex kam zur Couch und sah sich nebenbei im Raum um. "Edle Hütte, Cousin. Du hast dir echt ein hübsches Teil bauen lassen. Hier lässt es sich leben. Respekt."

Dieses Haus war auch für Feline und mich gedacht. Ich wollte, dass es ihr gefiel und sie sich wohl fühlte. Eine schöne Einrichtung und das Haus selbst, sollten das erleichtern, zumindest war das mein Gedanke in dem Ganzen.

"Ja, ich finde auch und ich glaube, dass es Feline gefällt." Mein Blick wanderte die Runde, aber ich war allgemein mit dem Grundstück zufrieden.

Sie ließ sich neben mich auf die Couch fallen und fragte: "Wo ist sie überhaupt?" Ich seufzte und erklärte: "Feline ist mit unserer Nachbarin in ein Restaurant gegangen. Sie wusste nicht, dass du kommst und hat das vereinbart. Ich wollte ihre Pläne nicht über den Haufen werfen, wenn Feline sich freut, etwas mit Aglaja zu unternehmen."

Alex zog eine Schnute, aber nickte. "Verständlich. Außerdem bleibe ich eine Weile, falls ich sie mag und sie mich." Da konnte meine Cousine sehr direkt sein, aber das war liebenswert an ihr. Eine falsche Art musste man sich von ihr kein bisschen erwarten.

"Ich hoffe, dass ihr euch versteht. Das wäre eine weitere Erleichterung." Wenn Feline ein paar Freundschaften schloss, würde es ihr automatisch besser gefallen hier zu leben. Meine Cousine hatte in dieser Gegend zwar nicht ihren Hauptwohnsitz, aber vielleicht würde sich das ändern.

Alex zuckte mit den Schultern und meinte: "Ich mache kein Schauspiel und werde ehrlich sein. Auch, was euch betrifft. Ich höre mir ihre Version an. Du magst mein Cousin sein, aber Menschlichkeit geht vor."

Das war etwas Gutes, immerhin hätte Feline damit eine echte Freundin, sofern sie klar kommen würden. Obwohl es nie ein Fehler wäre, wenn Alex gut über mich sprach und hoffentlich ein bisschen auf meiner Seite war. Ich hatte es bereits schwer genug, da brauchte ich keine weiteren Steine in meinem Weg.

Sie hob und senkte ihre Augenbrauen als sie fragte: "Wie läuft es bei euch?" Ich sah sie genervt an, weshalb meine Cousine lachen musste. "Es ist logischerweise schwierig, das ändert sich nicht von heute auf morgen. Das braucht seine Zeit."

Ihre Augen leuchteten beinahe, als sie aufgeregt sagte: "Ich bin wirklich gespannt sie kennenzulernen. Ich kann es kaum abwarten, aber werde geduldig sein." Alex lächelte mich unschuldig an und ich erklärte: "Wir sollten das auf morgen verschieben, ansonsten wird es zu viel an einem Tag."

Wie zu oft zog sie eine Schnute, wenn ihr etwas missfiel, wenigstens konnte sie ein vernünftiger und verständnisvoller Mensch sein. Da würde sie keine Probleme machen.

"Ok, das kann ich verstehen. Aber nur für heute bin ich verständnisvoll, danach will ich Feline endlich treffen."

Ich selbst ging stark davon aus, dass sie sich verstehen würden. Es würde meiner Ansicht nach passen, aber das musste ich abwarten, um die offizielle Meinung zu kennen.

Alex fuhr fort: "Bitte sag ihr vorher, dass ich deine Cousine bin. Ich will kein Drama oder einen Eifersuchtsanfall miterleben."

Das brachte mich zum nachdenken, denn eigentlich wäre das ein interessanter Test. So könnte ich herausfinden, ob Feline das etwas ausmachte. Das könnte mir eine Antwort liefern.

Sie stieß mir ihren Ellbogen in die Seite und fuhr mich an: "Cyrian! Sei kein Arschloch. Du sagst es ihr vorher, ansonsten gibt es Stress mit mir und mit Feline."

Das war natürlich ein Argument.

Um sie zu ärgern, setzte ich eine kalte Miene auf und sagte mahnend: "Alexandra."

Alex mochte es nicht, wenn man sie mit ihrem vollen Namen ansprach und ich konnte ihr ablesen, wie sie das zu überspielen versuchte, damit ich aufhörte sie damit zu nerven.

Schließlich gab sie es auf und antwortete: "Ein falsches Wort und ich erzähle Feline von all unseren familiären Problemen oder von..."

Alex hielt inne und ich ahnte in welche Richtung sie hatte gehen wollen. Vermutlich wollte sie etwas über meine engste Familie anmerken.

Ich lächelte sie leicht an, damit sie kein schlechtes Gewissen hatte und sagte: "Lassen wir die Vergangenheit einfach Vergangenheit sein."

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