KAPITEL VIERZEHN

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Irgendwas ist heute anders. Mein Arbeitstag war großartig, obwohl sich an meiner Arbeit nichts geändert hat. Selbst mein Frühstück hat besser geschmeckt, als sonst. Ich hasse diese kitschigen Klischees aus Romanen oder Filmen, aber mir fällt keiner anderer Grund für meine gute Laune ein. Selbst an meinen Outfit kann man erkennen, dass es mir wichtig ist, was die Person, die mich gleich sieht, von mir denkt. Und es stimmt. Mir ist es sehr wichtig, was Ayaz von mir denkt, weshalb ich mir heute eine rosafarbene Bluse und eine weiße Jeans angezogen habe. Ayaz lädt mich heute in eines seiner Lieblingsrestaurants ein, worauf ich mich sehr freue. Ich schlüpfe schnell in meine Lieblingssandalen und verabschiede mich von Shira. „Mama kommt bald zurück.", verspreche ich ihr und werfe ihr noch einen Handkuss zu, bevor ich durch die Tür nach draußen gehe. Viele Menschen fänden es komisch, dass ich mit meiner französischen Bulldoge spreche, aber sie ist für mich viel mehr als nur ein Hund. Sie war mir eine große Hilfe und ist für mich ein wirkliches Familienmitglied, weshalb ich es nicht schlimm finde mit ihr zu sprechen. Ich lege meine Locken noch ein letztes Mal zurecht, bevor ich aus dem Aufzug steige und auf Ayazs Auto zugehe.

Statt der üblichen Umarmung zieht er mich diesmal in seine Arme und küsst mich kurz. Seine Lippen machen mich süchtig. Ich will nichts anderes mehr spüren, als seine Haut auf meiner. Ich steige auf der Fahrerseite ein und warte, bis auch er lächelnd sitzt. „Los. Ich sage dir, wo du hinfahren musst. Ich will dir noch nicht sagen, wo wir essen gehen." Ich schaue ihn schmunzelnd an und fahre los. Oh Gott, ich freue mich total. Ayaz und ich haben abgemacht, dass wir uns heute ausführliche Gedanken darüber machen, welchen Job ich gerne ausüben würde. Ich finde es zwar unfassbar nett von ihm, sich mit mir Gedanken darüber zu machen, aber ich habe nicht einmal Anhaltspunkte, welche beruflichen Interessen ich habe.

„Jetzt links.", gibt er vor und ich blinke. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, aber ich bin ihm wirklich dankbar, dass er nie hinterfragt hat, wieso ich ihn nicht fahren lasse. „Am Ende der Straße ist es." Ich fahre ungeduldig darauf zu und sehe, dass er mich zu einem Burgerrestaurant geführt hat. „Dein Lieblingsrestaurant macht Burger?", frage ich ihn ungläubig. „Ja, wieso?" Ich kratze mich etwas verlegen am Kopf und antworte dann: „Du wirkst nicht wie eine Person, die mit ihrem..." Oh Gott, wie nenne ich mich denn jetzt? „...mit ihrer Begleitung Burger essen geht." Er lacht kurz auf. „Ich gehe aber sehr gerne mit meiner Begleitung mein Lieblingsessen essen." Das Wort Begleitung betont er extra, was mich lachen lässt. „Mir ist nichts besseres eingefallen, okay?", rechtfertige ich mich und schlage ihm leicht gegen den Arm. Gespielt schokiert hält er sich seinen Oberarm und zieht die Luft scharf ein. „Hannah!", schreit er auf. „Ich brauche einen Arzt! Hilfe!", ruft er lachend. Ich muss so sehr lachen, dass ich den Kopf in den Nacken werfe und ihn anschaue, während er sich weiterhin den Arm reibt. Wir beide steigen aus dem Wagen und er hält mir die Tür auf, bevor wir ins das schicke Restaurant eintreten. Ich habe mir vorgestellt, dass er hier rustikaler aussieht, aber es ist total modern und edel gestaltet, was mir sehr gefällt, weshalb ich ein Foto davon mache. Das passt perfekt in mein Instagram Feed. Mit Emilio war ich sehr selten etwas essen, aber umso schöner war es dann, wenn er und ich uns dafür Zeit zu nehmen. Er hat immer Fotos von mir gemacht, wenn ich den ersten Bissen meines Essens genommen habe. Zwar habe ich zu ihm immer gesagt, dass ich es hasste, weil ich auf den Fotos furchtbar aussah, aber in Wirklichkeit liebte ich das Ritual. Ich fand es schön, dass er mich selbst in so einem unästhetischen Moment so schön fand, dass er es für immer festhalten wollte. Eine nett aussehende Bedienung führt uns zu unserem reservierten Tisch und wir setzen uns gegenüber voneinander hin. Ich öffne die Karte, obwohl ich schon weiß, dass ich mich bei dieser großen Auswahl sowieso nicht entscheiden kann. „Hast du eine Empfehlung für mich?" Er überlegt kurz. „Magst du scharfes Essen?" Ich nicke ohne zu zögern. „Okay, dann habe ich etwas für dich.", verkündet er genau in der Sekunde, in der eine Mitarbeiterin auf uns zukommt. „Habt ihr euch schon entschieden?", fragt sie und widmet mir keines Blickes. Ihre ganze Aufmerksamkeit liegt auf Ayaz, was ich ziemlich unhöflich finde, wenn ich ehrlich bin. „Ja. Zu Trinken nehmen wir zwei Mal stilles Wasser und zu Essen einmal den Sweet Chilli Burger mit extra Zwiebeln und extra gegrilltem Gemüse und den Cheeseburger ohne Tomaten mit den selben Extras. Dazu zwei Mal den Coleslaw, einmal normale- und einmal Süßkartoffel Pommes." Sie schreibt alles auf ihren Zettel, nickt dann Ayaz zu und geht. „Willst du mir die ganze Speisekarte präsentieren oder hast du vor noch die nächsten zwei Tage davon zu essen?" Er runzelt die Stirn und antwortet dann lachend: „Wenn ein Burger, ein bisschen Salat und Pommes für dich für drei Tage reichen, dann bist du komisch." Ich lache und schaue ihn dann gespielt böse an. „Du findest mich komisch?", rufe ich sarkastisch. Er lacht. Es ist so unfassbar schön wenn er lacht.

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