KAPITEL VIER

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Dienstag. Dienstag ist ein weniger schlimmer Tag in der Woche, weil ich nur von neun bis zwölf Uhr arbeiten muss. Wobei es mir heute erstaunlich gut geht. Selbst Motivation für die Arbeit habe ich heute. Ich stehe auf und gehe ins Badezimmer, wo ich mich wie jeden Morgen fertig mache. Danach laufe ich in die Küche, wo ich zuerst Shiras Napf auffülle und sie zum fressen rufe, danach schenke ich mir ein Glas Multivitaminsaft ein. Auf der Verpackung steht „+ Eisen", wobei das meiner Meinung nach wirklich Bullshit ist. An meinem Nachttisch muss ich mich nach dem Aufstehen trotzdem immer festhalten, damit ich nicht umkippe. Ich schalte meine Sommer Playlist ein und genieße mein Getränk, obwohl garnicht Sommer ist. Meine gute Laune fühlt sich aber gewaltig nach Sommer an. Ob Ilenia schon wach ist? Ich muss ihr dringend von dem Date gestern erzählen. Ich rufe sie einfach mal an. „Ilenia?" „Ja?", meldet sie sich. „Ich hatte doch gestern das Treffen mit dem Anrempel-Park-Typ." „Oh mein Gott. Ja. Wie war es?" „Naja. Wir waren Pizza essen. Er hat bezahlt. Danach waren wir im Park mit Shira und haben auf den See geschaut. Es war wirklich schön." „Das klingt toll. Konntest du ein wenig abschalten?" „Es geht so. Ganz kann ich nie abschalten, aber so glücklich war ich schon lange nicht mehr." „Das freut mich unfassbar für dich, Hannah. Du verdienst das!" Oh nein. Mir steigen Tränen auf. „Wehe du weinst jetzt!", ruft sie schon fast ins Telefon. „Du kennst mich einfach zu gut!"

»Hast du heute Abend Zeit?«, schreibt mir eine Nummer, die ich immer noch nicht eingespeichert habe. Ayaz. Ja klar, was soll ich denn zutun haben. Nach langer Zeit fühle ich mich mal wieder wirklich gewollt. So, als würde wirklich jemand gerne Zeit mit mir verbringen. »Ja.«, tippe ich schnell und verkneife mir ein Lächeln. Jetzt aber weiter an die Arbeit.

Endlich ist zwölf Uhr und ich kann nach Hause fahren. Was soll ich nachher anziehen? Um wieviel Uhr treffen wir uns eigentlich und was machen wir? »Wann treffen wir uns und wo?«, schreibe ich ihm und fahre dann nach Hause.

Nach langem Suchen habe ich endlich einen Parkplatz gefunden und kann die Nachricht lesen, die mir Ayaz geschrieben hat. »17 Uhr. Ich hole dich ab.« Ist es komisch, dass ich es attraktiv finde, dass er mich garnicht fragt, sondern es einfach bestimmt. Oh Gott, ich komme mir vor wie eine Teenagerin. Eigentlich hätte ich noch ein paar Formulare auszufüllen, aber wenn ich ehrlich bin geht das Treffen mit Ayaz vor.

Ob ich mir meine neue Unterwäsche anziehen soll? Sehen wird er sie sicherlich nicht, aber einfach fürs Gefühl wäre es doch schön. Heute hat es angenehme 20 Grad. Vielleicht ziehe ich ein Kleid an. Ja, ein Kleid ist perfekt. Bei unserem letzten Treffen habe ich grün getragen, dann kann ich heute vielleicht etwas schwarzes anziehen. Zwar kaufe ich immer viele Klamotten in bunten Farben, aber wenn ich mich entscheiden muss greife ich meistens zu meinen schwarzen Sachen. Trotzdem liebe ich Farben und will auf keinen Fall, dass er denkt, dass ich nur schwarze Sachen habe oder nur schwarze Sachen anziehe. Also ziehe ich über meine neue, rote Unterwäsche mein schwarzes Satin Kleid, welches einen atemberaubend schönen Rückenausschnitt hat. Schminken tue ich mich so, wie ich es meistens tue und trage wieder meinen roten Lippenstift auf. Ein bisschen Schmuck würde sicher gut aussehen, weshalb ich mich für eine goldene Kette und das dazu passende Armband entscheide. In 5 Minuten ist er da. Ich trinke noch schnell ein Glas Leitungswasser und knuddelte Shira, da höre ich schon das Klingeln. Er ist da. Ich fahre sofort mit dem Fahrstuhl nach unten, wo vor der Tür steht und wartet. Statt das übliche „Hey" sagt er diesmal: „Wow." Verlegen lächle ich und schaue ihn fragend an. „Hey. Ich meine hey. Aber du siehst wirklich toll aus." „Dankeschön." Er sieht aber auch nicht schlecht aus. Wieder trägt er eine schwarze Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt. Wie schön seine Arme in diesem Shirt aussehen. „Ich habe mir überlegt, dass wir heute zu mir gehen könnten und etwas kochen." „Ja. Gute Idee." Dass er so schnell eine fremde Person zu sich nach Hause einlädt verwundert mich ein bisschen. Ich glaube nicht, dass ich ihn fragen würde, ob er zu mir kommen will. „Hast du auf etwas bestimmtes Lust?", fragt er. „Wie wäre es mit Pasta?" Sofort nickt er und signalisiert, dass wir jetzt zu ihm laufen. „Es ist nicht weit. Nur ein paar Meter. Deshalb habe ich dich auch letztens im Park gesehen." „Achso." Ich hasse Sätze, die keine Frage beinhalten und auf die es offensichtlich schwer ist zu antworten. Beim Nachrichten schreiben ist das noch schlimmer.

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