KAPITEL VIERUNDDREIẞIG

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Auch wenn ich es selbst kaum glauben kann, fahre ich gerade mit Ilenia neben mir zu Enya. Ich habe Ayaz' Schwester jetzt schon einige Zeit nicht mehr gesehen und freue mich sehr darauf. Auch besonders ist, dass Ilenia Enya heute kennenlernt. „Okay, bevor wir bei Enya ankommen müssen wir noch etwas klären." Gespannt ziehe ich die Augenbrauen nach oben und grinse, während ich darauf warte, dass sie ihren Satz zu Ende bringt. „Dürfen wir über Sex sprechen?" „Sex zwischen mir und Ayaz? Nein, natürlich nicht." Enya ist zwar nur ein Jahr jünger als ich, aber es kommt mir vor, als wäre sie meine kleine Schwester um die ich mich kümmern muss und dir viel jünger ist als ich. „Okay, dann sprechen wir jetzt darüber." Ich lache. „Wie läuft es? Habt ihr seit eurem Streit wieder miteinander geschlafen?" „Ja, schon und ich liebe es Sex mit Ayaz zu haben, aber unsere Beziehung ist wirklich viel mehr als das. Ich liebe ihn nicht wegen dem guten Sex." Sie fasst sich gerührt an die Brust. „Du bist so süß.", kreischt sie übertrieben, worüber ich wieder lachen muss. „Passt Ayaz auf Shira auf?" Ich nicke und wippe zur Musik. „Hannah, bevor wir ankommen wollte ich dir noch etwas sagen." Ihre Stimme ist plötzlich ernster. „In letzter Zeit habe ich mich mehrmals mit Avid getroffen und ich mag ihn wirklich sehr." Lächelnd schaue ich zur ihr, wende meinen Blick aber schnell wieder zur Straße. „Wieso hast du das so angekündigt, als wäre es etwas schlechtes? Ich freue mich natürlich für dich." Sie zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Kannst du mit Ayaz darüber sprechen? Ich will nicht, dass er etwas dagegen hat." „Mache ich.", antworte ich während ich rückwärts einparke. Enya steht komplett in babyrosa gekleidet an einer Laterne angelehnt und schaut zu uns. Sie lächelt leicht, weil sie das Auto sieht in dem ich fahre. Natürlich habe ich Ayaz' Wagen genommen, weil er ihn nicht gebraucht hat. „Das ist sie?" Ich nicke und steige aus. Enya springt auf uns zu und fällt mir in die Arme. „Ich freue mich so dich zu sehen! Du siehst toll aus!" „Und du erst. Ich freue mich auch sehr." Ilenia streckt ihr ihre Hand hin und Enya gibt sie ihr. „Ilenia. Enya, stimmt's?" Sie nickt. „Gehen wir rein?", fragt Ayaz' Schwester, was wir sofort bejahen. Ayaz hat uns vorschlagen in Enyas Lieblingsrestaurant zu gehen. Es ist ein mit Sternen ausgezeichnetes Restaurant, in dem es keine Auswahl gibt, sondern man einfach etwas vom Koch ausgewähltes bekommt. Normalerweise ist sowas nicht mein Geschmack und auch meinem Geldbeutel schmeckt diese Art von Essen nicht besonders, aber Enya zu Liebe sind wir natürlich hergekommen. „Weißt du schon, was es heute für ein Menü gibt?" Sie schüttelt den Kopf. „Das kann man niergends erfahren. Mann muss herkommen. Das mag ich am Meisten an diesem Restaurant." Ilenia verzieht unbegeistert das Gesicht. „Hoffentlich ist es nicht so wie ich es mir vorstelle. Gibt es auch vegetarisches Essen?" „Ja, gibt es." „Seit wann bist du Vegetarierin?", frage ich entsetzt, weil Ilenia sonst eine begeisterte Fleischesserin ist. „Noch nicht sehr lange, aber ich kann und möchte die Fleischindustrie nicht weiter unterstützen." Verstehend nicke ich. Ich finde es toll, dass sie das macht. Wir öffnen die schwere Tür des edlen Restaurants und Ilenia und ich staunen, als wir sehen wie unfassbar schön diese Gaststätte eingerichtet ist. Schon an den goldenen Kronleuchtern und den hübsch gestutzten Bonsaibäumen erkenne ich, dass heute ein teurer Abend wird. „Es ist so schön hier!" Eine weiß gekleidete Frau, mit einer schwarzen Schürze um die Hüfte gebunden kommt lächelnd auf uns zu. „Wir haben einen Tisch für drei Leute reserviert. Auf den Namen Baş.", erklärt Enya der Angestellten. Sie nickt freundlich und führt uns zu einem freien Tisch mit vier Sitzplätzen. Eine weiße Tischdecke liegt auf dem Tisch und auf jedem Platz sind schon Teller und goldenes Besteck platziert. Ilenia und ich setzen uns gegenüber von Enya hin und bekommen sofort edle schwarze Speisekarten gebracht. Wir bedanken uns und werden einen Blick hinein. „Ich dachte es gibt hier keine Auswahl was man Essen möchte." „Gibt es auch nicht. Darin steht was es gibt und die Auswahlen die du treffen kannst. Vegetarisch, ohne Fisch, und so weiter. Getränke stehen auf der nächsten Seite." Auf dem Speiseplan stehen drei Gänge. Zuerst eine pikante Suppe, dann ein Rinderfilet mit Bohnen im Speckmantel und ein Kirschtiramisu zum Nachtisch. Bestellt hätte ich das wahrscheinlich nicht, aber schlecht klingt es auch nicht. „Seid ihr zufrieden?" „Ja, klingt gut." Wir bestellen unser Essen und ordern alle Rotwein dazu. „Hast du eigentlich einen Freund?", fragt Ilenia und Enya errötet ein wenig. „Nicht wirklich. Ich bin gerade in einer Art „Kennenlernphase" mit einem sehr sympathischen Mann, aber zusammen sind wir nicht." „Tell me more.", fordere ich und blinzele sie mit leuchtenden Augen an. „Er heißt Steve und hat eine kleine Tochter, die er immer aus dem Kindergarten abholt. Da habe ich ihn kennegelernt." „Was ist mit der Mutter des Kindes?" „Sie ist bei der Geburt von Marie ums Leben gekommen." Ilenia und ich werfen uns einen vielsagenden Blick zu. „Und du hast kein Problem damit, dass er ein Kind hat?" Sie schüttelt fest entschlossen den Kopf und antwortet: „Nein. Gewünscht hätte ich es mir bei der Partnerwahl natürlich nicht, aber ich liebe Marie. Sie ist so ein tolles Mädchen." „Das ist süß. Wie alt ist die Kleine?" „fast vier. Sie hat in zwei Wochen Geburtstag. Steve ist dreißig." „Und wie läuft es mit dir und Ayaz?" Mein Grinsen kann ich mir nicht verkneifen. „Perfekt.", antworte nicht ich, sondern eine männliche Stimme die sich gerade nähert. Ich drehe mich um und sehe Ayaz auf uns zukommen. „Ayaz?", frage ich und freue mich wie ein Kleinkind ihn zu sehen. Ich stehe auf und halte mich an seinem Nacken fest. „Was machst du hier?" Er schaut kurz an den Tisch, nähert sich meinem Ohr und flüstert: „Hab dich vermisst." Lächelnd küsse ich ihn. Er kommt an den Tisch und setzt sich neben Enya. „Wie gehts euch?" „Sehr gut. Wie kommt's, dass du hier bist?", will Ilenia wissen. „Dachte ihr vermisst mich bestimmt." Der Fakt, dass er eigentlich hier ist weil er mich vermisst, lässt mich erröten. „Natürlich vermissen wir dich.", sagt Enya ironisch. „Wir wollten uns einen schönen Mädelstag machen. Du störst." Enya sieht leicht beleidigt aus, ob sie es allerdings ernst meint weiß ich nicht, weil ich sie nicht genug kenne um das zu beurteilen. „Ich kann so tun, als wäre ich eine Frau.", scherzt Ayaz. Enya verdreht die Augen und boxt ihm gegen die Schulter. Ein Kellner kommt an unseren Tisch und stellt die Getränke vor uns. Jeder nimmt sich sein Weinglas und Ayaz bestellt nachträglich ein Glas Wasser. „Isst du nichts?", will Ilenia wissen, sobald die Bedienung wieder weg ist. Er schüttelt den Kopf. „Ich habe schon gegessen."

Einige Minuten später ist das Essen angekommen, was wirklich gut geschmeckt hat, auch wenn mir das günstige Essen vom Asiaten um die Ecke doch lieber ist. Bestimmt eine Stunde haben wir, nachdem wir das Dessert aufgegessen haben noch über alles mögliche geredet. Enya hat auch Ayaz von ihrem Freund erzählt und mich hat es wirklich amüsiert, wie interessiert Ayaz ihr zugeschaut hat. Natürlich war er erstmal misstrauisch, aber ich denke das ist normal für einen großen Bruder. „Ich glaube Hannah und ich gehen jetzt." Entsetzt schaue ich zu Ayaz. Er schaut mich eindringlich an und steht auf. Ich tue was er sagt, verstehe aber nicht warum. Beim nach draußen gehen legt er seine Hand auf meinen Rücken und ich habe das Gefühl, dass er es eilig hat. Was ist plötzlich los? Ayaz schiebt mich regelrecht durch das Restaurant und Enya und Ilenia tun mir ein wenig leid, da es ziemlich unangenehm ist jetzt mit jemandem am Tisch zu sitzen, den man kaum kennt. „Was ist denn?", frage ich sobald wir im Freien sind. Er schaut mich intensiv an und küsst mich sanft. Das ist der Grund weshalb wir schnell gehen mussten? Ich wollte nur einen schönen Tag mit meinen Freundinnen verbringen und weil er Lust auf Sex hat muss ich das unterbrechen? Ich erwidere seinen Kuss selbstverständlich, löse mich aber nach einigen Sekunden von ihm. „Du hast mir meinen Tag kaputt gemacht." Ayaz schmunzelt und küsst meine Wange. „Komm, wir gehen Sushi holen." „Wir haben doch gerade" Er lässt mich nicht zu Ende sprechen, sondern zerrt mich ins Auto und sitzt einige Sekunden später grinsend neben mir.

„Ich habe keinen Hunger." „Die Portionen dort waren mikrig. Mund auf!" Ich verdrehe die Augen und öffne widerwillig meinen Mund. Grinsend führt Ayaz mir die Stäbchen an den Mund und ich greife die Sushirolle mit meinen Lippen. „Gut?" Mit vollem Mund nicke ich. „Ich muss dir noch etwas erzählen." Wartend schaut er mich an. „Avid und Ilenia... Naja, sie lernen sich gerade besser kennen, kann man sagen." Er nickt. „Ich weiß." Schockiert schaue ich ihn an. „Und du sagst mir nichts?!" „Ich wollte, dass Ilenia es dir sagt. Lange weiß ich aber auch noch nichts davon." „Aber du hast nichts dagegen." „Nein, wieso sollte ich?" Zufrieden nicke ich. Wir sitzen beide vor unserem Sofa auf dem Boden, damit wir näher am Couchtisch sind. Ich habe meine Beine über Ayaz' gelegt und habe so einen perfekten Blick auf ihn. „Ich liebe dich.", sage ich nuschelnd, nachdem ich den Großteil der Rolle runtergeschluckt habe. „Ich liebe dich auch." Er lehnt sich zu mir und küsst mich, bis ich mich nicht mehr halten kann und nach hinten umkippe. Wir beide lachen, bis uns der Bauch wehtut und haben dann Sex. Das Sushi können wir auch morgen zu Ende essen.

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Fast 1 Monat kein Kapitel, das ist wirklich ein neuer Rekord. 🫣 Naja, das liegt daran das BACK TO LOVE sich langsam dem Ende nähert. Ich bin gerade in einer Klausurenphase und arbeite auch schon am neuen Buch, das hoffentlich im Januar veröffentlicht wird. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel trotzdem 💕

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