KAPITEL ACHTZEHN

162 4 2
                                    

Ayaz

Nach dem Essen sind wir zurück zu unserem Haus gelaufen und wollen den Abend jetzt am Pool ausklingen lassen. Wieder schließe ich die Haustür auf und lasse Hannah zuerst reingehen. „Trinkst du eigentlich nur keine Softgetränke oder auch keinen Alkohol?", frage ich sie, während wir unsere Schuhe ausziehen und sie ihre Tasche im Wohnzimmer ablegt. „Alkohl trinke ich schon ab und zu. Aber dann nur Wein." Perfekt. Hätte sie jetzt gesagt, dass sie keinen Alkohol trinkt, hätte ich mir etwas anderes überlegen müssen. „Ich dachte mir, dass wir unseren ersten Urlaubstag feiern sollten." Sie stimmt mir sofort zu und ich sehe, wie sie mir wartend hinterherschaut, als ich in der Küche verschwinde um den Rotwein aus dem Kühlschrank zu holen. Sie kommt lächelnd auf mich zu und schlingt von hinten ihre Arme um mich, während ich die Flasche öffne und sie in zwei Gläser einfülle. „Wann hast du den kühl gestellt?", fragt sie. „Vorhin, als du dich im Badezimmer umgezogen hast." Sie nickt und trinkt einen ersten Schluck. „Schmeckt toll. War der teuer?" Ich küsse ihre Schläfe und schüttele den Kopf. Sie soll aufhören sich über Geld sorgen zu machen. Ich habe genug und möchte nicht, dass sie das Gefühl hat, mir wäre irgendetwas zu teuer für sie. „Sollen wir uns in den Jacuzzi setzen?" „Ja, sehr gerne.", antworte ich. „Aber ich muss mir einen anderen Bikini anziehen. Der scheint mir zu langweilig für diesen besonderen Abend.", ruft sie und ist in der nächsten Sekunde schon hinter der Schlafzimmertür verschwunden. Meines Empfindens nach muss sie sich nicht umziehen. Ihr schwarzer Bikini hat ihr perfekt gestanden, aber anscheind hat sie ja noch mehr zu bieten. „Wenn du den Urlaub mit so vielen Outfitwechseln weitermachst, verstehe ich warum dein Koffer 40 Kilo wiegt." Ich höre ein Kichern aus dem Schlafzimmer. Sie kann sich garnicht vorstellen, wie sehr ich ihr Lachen liebe! Als sie in einem roten Bikini rauskommt stockt mir wirklich der Atem. Alles an ihr sieht perfekt aus. Ich drehe sie einmal und speichere jede einzelne Kurve in meinem Kopf. „Du siehst hinreißend aus.", flüstere ich ihr ins Ohr und wir gehen dann auf die Terasse, auf der der Jacuzzi steht. Nachdem ich ihn eingeschaltet habe, fängt er sofort zu blubbern an und Hannah steigt vor mir in das Wasser. Beim Einsteigen habe ich einen perfekten Blick auf ihren Arsch. Er ist genau wie der Rest von ihr makellos. Ihr Hintern ist perfekt rund und ich werde gleich nicht widerstehen können ihn anzufassen. Ich setze mich neben sie in die Ecke und schaue sie an. Die Frage brennt mir schon lange auf der Zunge, aber da mein Gefühl mir gesagt hat, dass sie nicht einfach nur aus Spaß immer das Auto fahren muss, habe ich es bis jetzt nie angesprochen. Mittlerweile glaube ich aber, dass wir, egal aus welchem Grund sie mich nicht das Auto fahren lässt, an dem Punkt angekommen sind, an dem sie es mir erzählen könnte.

„Wieso lässt du mich eigentlich nie das Auto fahren?", frage ich sie und streichele über ihre weiche Haut am Oberschenkel. Sie schluckt und schaut mich verwundert an. Wie es aussieht hat sie nicht damit gerechnet, so etwas gefragt zu werden. Sie dreht sich weg, aber ich nehme ihr Gesicht schnell in die Hand und drehe es wieder zu mir. Sie lehnt ihren Kopf an meine Schulter und wir schauen beide in den Himmel, an dem noch leicht die Sonne scheint, aber bald anfangen wird unter zu gehen. „Das ist eine lange Geschichte.", beichtet sie schließlich. „Du kannst es mir erzählen, wenn du möchtest.", sage ich und streiche ihr eine Strähne ihrer goldblonden Haare aus dem Gesicht. „Ich habe Angst, geliebte Menschen beim Autofahren zu verlieren." Oh Gott, sie muss in der Vergangenheit viel mitgemacht haben. Vielleicht wirkt es unsensibel jetzt weiter nachzufragen, aber ich interessiere mich wirklich sehr für ihr Leben und ihre Vergangenheit. „Wieso? Hast du damit schon Erfahrungen gemacht?", frage ich sehr vorsichtig, weil ich weiß wie emotional Hannah ist und ich ihr nicht zu nahe treten möchte. Anscheinend habe ich damit aber genau das getan, denn ihr laufen vereinzelt Tränen über die Wangen, die ich sofort mit meinen Fingern aufhalte und ihr Küsse auf ihre Haare setze. „Du musst nicht weinen. Wenn du es nicht erzählen möchtest, ist das in Ordnung.", versichere ich ihr, aber sie schüttelt mit dem Kopf. „Ich habe viel zu lange ein Geheimnis daraus gemacht. Du bedeutest mir verdammt viel und ich will, dass du mich komplett kennst und dazu gehört eben auch meine Vergangenheit." Ich schaue sie abwartend an und höre nicht auf, über ihren Oberschenkel zu streicheln. „Ich war verlobt.", haut sie schließlich etwas trockener als erwartet raus. Sie war verlobt? Mit wem und was ist passiert? „Mein Leben war geplant und ich war mir sicher, dass alles perfekt laufen wird, bis er einen Autounfall hatte und gestorben ist." An ihrem trockenen Ton höre ich raus, wie sehr sie das tragische Ereignis mitgenommen hat und wie lange sie damit gekämpft hat. Ich drehe sie zu mir und umarme sie fest. Sie legt ihren Kopf in meine Halsbeuge und weint. Es tut mir furchtbar weh, sie so schrecklich weinen zu sehen, aber ich will ihr gerade einfach nur helfen. Ich drücke sie an mich und küsse sie unendlich oft auf ihre Schulter. „Wie lange ist das her?", will ich wissen, um sie besser verstehen zu können. „Über zwei Jahre und ich weiß selbst, wie erbärmlich es ist, nach zwei Jahren nur vom darüber sprechen so zu weinen." „Nein, sag so etwas nicht. Du bist nicht erbärmlich und Gefühle zu haben ist auch nicht erbärmlich." Sie schaut mich an und ich küsse sie mehrmals auf ihre Wange. Ich weiß, wie gut ihr dieser Körperkontakt tut. „Ich habe geglaubt meinen Seelenverwandten gefunden zu haben.", gibt sie zu und legt ihren Kopf wieder in meine Halsbeuge. Mit diesem Satz wusste ich, dass sie begann sich mir zu öffnen. Sie war auf dem Weg zurück zur Liebe.

BACK TO LOVEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt