Die Einstellung und das Teilen

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Ich habe die Mission versaut. Genau als ich den Gegner niederringen sollte, wurde ich überrumpelt und wir verloren die Möglichkeit die Person festzunehmen. Und ich bin daran schuld. Weil ich es nicht geschafft habe, einen Menschen kampfunfähig zu machen. Mein Team war doch schon so weit! Nun ist unsere Zielperson wieder verschwunden und es gibt keinen Anhaltspunkt.
Verständlicher Weise bin ich erst einmal auf Urlaub. Die Zielperson hat wichtige Informationen, die Konoha gut gebrauchen könnte. Ich darf zwar wieder mit, sollte aber auf unbestimmte Dauer runterfahren und reflektieren, was genau passiert ist. Das ist lustig, da ich genau weiß, dass es an meinem Taijutsu lag, aber das ändert nichts an der kurzen Unfähigkeit meinerseits. Ich weiß, dass ich diese auszubessern habe.

Wütend über mich und traurig wegen des Scheiterns sitze ich nun auf irgendeinem Dach in Konoha. Von untern kann mich niemand sehen und ich habe meine Ruhe.
„Hättest du man mehr trainiert..." Deprimiert lehne ich mich an den Wassertank, der das Dach ziert und bade in meinem Mitleid und meiner Wut.
Wie konnte ich nur so blöd sein?
„Wieso solltest du blöd sein?" Verwundert schaue ich in die Richtung, aus welcher die Stimme zu mir dringt. Ich habe anscheinend laut gedacht.
Es ist Chouji, der auf mich zu kommt: „Warum nennst du dich blöd?"
„Ich habe die Mission zum Scheitern gebracht... Und das nur, weil ich nicht anständig kämpfen konnte." Mit einem selbstbemitleidenden Lächeln sehe ich zu Chouji hoch.
Dieser steht nun vor mir und schüttelt mit dem Kopf. Scheinbar ist er nicht meiner Meinung, da er meint: „Du bist deswegen nicht blöd. Jeder schafft eine Mission mal nicht. So schlimm ist das doch nun auch nicht."
Seine Worte sollen aufmunternd sein, aber es funktioniert nicht. „Nicht, wenn es dabei um einen Shinobi geht, der Informationen für unser Dorf hat, welche uns sehr viel weiterbringen würden. Dieser Jemand ist jetzt verschwunden."
„Er wird schon wieder auftauchen."
„Warum bist du dir da eigentlich so sicher? Ist dir sowas noch nie passiert, dass du nicht weißt, wie sich so etwas anfühlt?", werfe ich ihm an den Kopf. Ein wütender Unterton ist herauszuhören.
Chouji reißt eine Chipstüte auf, isst ein paar dieser Chips und antwortet mir erst danach. Die Pause bewirkt, dass ich ruhiger werde. „Mir ist das mehrmals passiert. Aber ich habe gelernt, dass ich mich deswegen nicht fertig machen kann. Daraus kann ich nur lernen, weswegen ich jede Mission mit mehr Erfahrung meistern kann."
Verwundert sehe ich weiterhin zu ihm hoch. „Aber das kann doch nicht immer so sein. Jedes Scheitern zeugt von schlechten Fähigkeiten."
Jetzt ist es Chouji, der mich verwundert ansieht. „Scheitern hat doch nicht immer etwas mit den Fähigkeiten zu tun. Es kann doch auch sein, dass man mit etwas nicht rechnet. Man kann immer gut vorbereitet sein, aber man kann nie alles wissen." Genüsslich ist er seine Chips weiter. „Miharu, du bist nicht blöd."
Choujis Worte sind wie Balsam für meine Seele.
„Du bist schon immer echt gut mit deinen Worten, Chouji. Danke. Deine Erklärung lässt mich alles etwas besser betrachten." Mit etwas mehr Elan als vorher stehe ich auf und lächele ihn an. „Danke nochmal."
Er nickt kurz. „Warum bist du auf dem Dach?"
Mein Lächeln weicht einem etwas ertappten. „Ich dachte, man sieht mich nicht von unten."
„Von unten tut man das auch nicht. Aber von oben." Er zeigt auf das nächsthöhergelegene Dach.
„Ah, stimmt..."
„Viel Erfolg bei deiner nächsten Mission." Chouji schenkt mir nun auch ein kurzes Lächeln und einen Chip. Glücklich bedanke ich mich. Der Chip schmeckt fantastisch.

Nach zwei Wochen darf ich auch wieder auf Mission. Ich habe die Informationssuche übernommen, weswegen wir die Person wieder ausfindig machen können. Chouji traf ich in den zwei Wochen immer mal wieder im Dorf. Oft mit Shikamaru, wobei Chouji von dem neuen Grillrestaurant schwärmte. Er fragte bei jeder Begegnung, wie es mir denn ging und ob ich immer noch denke, ich wäre blöd. Jedes Mal verneinte ich und konnte mehr mit ihm reden. Sein Zuspruch stärkte mich.
So geschieht es, dass mein Team und ich auf eine neue Mission gehen, um unsere Zielperson dingfest zu machen. Und es funktioniert auch. Schneller als eigentlich vorgenommen, können wir sie nach Konoha bringen. Mein Sensei ist stolz auf mich und meine Teamkollegen freuen sich, dass ich stärker geworden bin.

Voller Freude springe ich von Dach zu Dach mit einem Ziel, Chouji. Ich muss mich bedanken. Er ist immerhin der Schlüssel zu meiner mentalen Stärke. Als ich ihn sehe, springe ich vom Dach, lande vor ihm und falle ihm um den Hals.
„Danke! Nur deinetwegen konnte ich die Mission beenden!"
Etwas überfordert versucht Chouji sein Gleichgewicht zu halten, was bei meiner Wucht scheinbar nicht so leicht ist. Als ich ihn loslasse und anstrahle, antwortet er auch: „Wofür? Ich habe nichts auf der Mission getan."
„Doch! Deine Worte haben mir gezeigt, dass ich nicht schwach bin oder irgendetwas in der Richtung. Ich habe jeden Fehler als meine persönliche Unfähigkeit aufgefasst, aber so war es nur bedingt. Ich muss an meinem Können arbeiten, aber ich habe alles immer sofort als negativ aufgefasst. Aber dank dir weiß ich nun, dass auch verlieren gut ist und mich voranbringt!"
Nach meiner kleinen Rede versteht Chouji nun auch, was es mit meinem Verhalten auf sich hat. „Sag ich doch. Du bist nicht blöd."
„Ich weiß, danke. Nochmal."
„Jetzt hör auf dich zu bedanken", winkt Chouji jetzt ab. „Ich habe es beim ersten Mal schon verstanden."
„Na und? Ich muss mich bedanken", grinsend antworte ich. „Das gehört sich so!"
Er winkt wieder ab, sagt aber nichts.
Ich wechsle das Thema. „Der Chip war übrigens echt lecker, hab ich das schon mal gesagt?"
„Das war eine meiner Lieblingssorte!", springt er sofort auf.
„Echt? Der Barbecue Geschmack war echt nicht schlecht. Es hat tatsächlich nach gut gegrilltem Fleisch geschmeckt."
„Findest du?" Chouji ist begeistert von meiner Erkenntnis. „Die anderen meinen immer, dass es eher verbrannt schmeckt."
Kurz stutze ich: „Verbrannt ist es definitiv nicht."
Er nickt schnell. „Du musst die Chips mit Fischgeschmack probieren!"
„Fisch?" Angewidert rümpfe ich die Nase. „Fischgeschmack soll gut sein?"
„Das hätte ich auch nicht gedacht, aber die Hersteller haben sich wirklich ins Zeug gelegt. Das Aroma kommt einem Hecht wirklich nah! Und vor allem hat es keine Gräten."
Ich lache etwas: „Ja, wenigstens gibt es keine Gräten. Aber Hecht?"
Kurzerhand zieht mich Chouji in den nächsten Snackladen.

Vollbepackt kommen wir wieder heraus.
„Du probierst alle Sorten und sagst mir, wie du sie fandest!" Chouji hat mir knappe sechs Tüten in die Hand gedrückt. Er selbst hat definitiv mehr.
„Alle?"
„Natürlich! Und lass dich nicht von den Geschmacksrichtungen ablenken. Ich habe nur die besten ausgewählt." Stolz deutet er mit der Nase auf den Berg in meinen Armen.
Ich schaue mir die oberste Tüte an. Fisch. Dann sehe ich zu ihm: „Ich denke, wir sollten die zusammen essen. Dann kann ich mit dir teilen und mich mit dir darüber austauschen."
„Zu... zusammen?" Chouji schaut etwas verwirrt.
„Ja, warum nicht? Ich will mit dir teilen." Überzeugend lächle ich ihn an.
Vorsichtig stimmt er mir zu. „Okay..."
So gehen wir in den Park und setzen uns auf den Rasen. Nach und nach probiere ich die Sorten und Chouji erzählt einiges dazu.
„Fisch ist echt nicht meins", eröffne ich ihm dann und halte ihm die Tüte ihn. „Du darfst sie aufessen."
„Aber das ist deine", meint er.
„Nein, iss du sie!" Ich strecke sie weiter unter seine Nase, weshalb er dann auch isst.
Chouji sieht sehr glücklich aus. „Ich teile nicht mit jedem. Nur mit besonderen Menschen, die ich mag."
Dankend sehe ich ihn an. „Dann freut es mich noch mehr, dass wir hier sitzen."
Lächelnd werde ich angesehen und eine weitere Tüte wird geöffnet.
„Käse ist ja gut!", finde ich.
„Aber nur der mit Gouda", meint Chouji.
„Schmelzkäse hat aber was." – „Probiere erst einmal Zwiebel." – „Ich dachte, wir sind bei Käserichtungen." – „Nein, wir gehen weiter."
Je mehr wir reden und die Chips miteinander teilen, umso glücklicher scheint Chouji zu werden. Das Teilen scheint wirklich sehr besonders für ihn zu sein. Für mich nun auch.

Naruto - One Shots! (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt