Der Brauch

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Anmerkung: Dieser Oneshot spielt in einem alternativen Universum. Somit befasst er sich nicht mit den normalen Ereignissen der Naruto Welt, deren Geschichte und dem Shinobidasein. Ich hoffe dennoch, euch gefällt diese Abwechslung.
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Mein Land besitzt eine Tradition, die das Miteinander anders beschreibt als in unseren Nachbarländern. Konoha, wie mein Land heißt, legt eines für uns Mädchen fest: Der Junge bzw. Mann, der dir den ersten Kuss schenkt, wird dein Ehemann werden.
Genau das ist der Grund, weshalb ich die letzten 21 Jahre meines Lebens jeglichen Versuchen von Kontaktaufnahme mit Männern vermieden habe. Manchmal kommt ein etwas älterer Mann auf mich zu und will meinen Kuss oder es ist jemand, der eine hohe Position inne hat und denkt, er kann diejenige haben, die er will.
Leider ist heute der Tag, an dem alle alleinstehenden Mädchen zwischen 18 und 22 zu einem Gebäude gehen sollen und dort angeben, warum sie noch niemanden haben. Somit muss auch ich dort hin. Allgemein hätte ich damit kein Problem, nur sind dort auch Männer vertreten, die eine Frau suchen und ihren Kuss gewinnen wollen. Und ich habe wirklich Angst, dass jemand um die Ecke gefegt kommt und mir seine Lippen aufdrückt.

Mein Weg durch die Hauptstadt ist sogar relativ interessant. Mir kommen immer wieder Mädchen entgegen, die jammern, keiner würde sie haben wollen. Ich schätze sie auf 16. Das zieht sich bis zu dem besagtem Gebäude, wo zu meinem Glück auch keine Schlange steht. Seufzend betrachte ich den Eingang.
„Warum haben alle meine Freundinnen schon jemanden und können mich nicht begleiten?", frage ich mich leise selbst. Erneut seufzend betrete ich dann doch das Gebäude. Der Eingangsbereich eher klein. Hinter einem Bürotisch sitzt eine junge Dame, welche mich aufmunternd anlächelt.
„Sie hat schon jemanden", nuschle ich.
„Guten Tag! Ihren Ausweis bitte", meint die Frau als ich vor ihr zum Stehen komme.
„Guten Tag", begrüße ich auch sie und überreiche ihr den Ausweis.
„Sie heißen also mit Vornamen Itoe und mit Nachnamen Akabane. Oh, Sie sind schon 21! Na dann wird das ja einmal Zeit. Zeigen Sie mir bitte ihre Hand."
Wie aufgefordert zeige ich sie ihr. Und prompt habe ich einen Stempel auf meinem Handrücken.
„Dieser Stempel weist Sie aus. Da Sie 21 sind, werden Sie bevorzugt zum Interview gebracht und natürlich zu den Männern. Ich wünsche Ihnen viel Glück!" Damit werde ich auch schon entlassen und folge ihrer Geste zu einer Tür. Als ich diese öffne, sehe ich einen komplett vollen Raum. Sofort kommt ein Mitarbeiter auf mich zu und fragt nach diesem Stempel. Als er diesen sieht, schiebt er mich an die vorderste Front und platziert mich auf einen freien Stuhl links von der Tür. Und schon ist er wieder weg.
„Du bist auch schon überfällig?", witzelt die Dame neben mir.
„Laut der Frau am Eingang, ja", lache ich.
„21?", hakt sie nach, weshalb ich nicke. Auch sie ist so alt wie ich.
„Ich habe schon ein paar der Männer gesehen. Sie schauen ab und zu mal hier vorbei. Und ich sitze erst seit zehn Minuten hier!" Damit zeigt sie auf die Tür.
Gerade kommt ein Geschwader von Männern aus dieser. Alle unterschiedlich alt. Aber manche sehen echt gut aus!
Das findet auch meine Sitznachbarin: „Uh, der ganz vorne mit den silbernen Haaren.
Der ist doch einmal was... Und der da! Hä, eine Maske?"
Jetzt sehe ich ihn auch: Schwarze Haare und eine Maske. Wieso?
Weiter darüber nachdenken kann ich aber nicht, da meine Nachbarin sich endlich vorstellt: „Ich heiße übrigens Kiku!"
Ich lächle: „Ich bin Itoe, freut mich."
„Wo nach geht das hier? Wer zuerst kommt oder wie?", frage ich nun auch Neugier.
Kiku lacht: „Nein! Es gibt zwei Räume für die von 18 bis 20 und die von 21 bis 22. Die Älteren haben Vorrang, weil sie schon länger niemanden gefunden haben. Diese sitzen dann auch weiter zur Tür hin. Links von der Tür wir und rechts die ab 18 bis 20."
Sie beendet ihre Erzählung genau dann, als ich rein gerufen werde.
„Na los, du scheinst doch älter zu sein als ich!" Kiku lächelt mir aufmunternd zu und ich folge der Frau in den Raum.
Diese setzt sich auch hinter den großen, braunen Tisch und deutet mir, Platz zu nehmen.
„Also, Itoe. Bevor wir anfangen, solltest du eins wissen: Da sich hier ein paar Herrschaften herumtreiben, werden sie unser Gespräch mitbekommen. Sie hören also live zu! Sehen tun sie uns aber nicht. Also dann, bereit?"
Ich nicke nur und sehe sie an.
„Erzähle mir etwas über dich", bittet mich die Frau, „Dein Vorname reicht. Aber dein Alter und deine Interessen und so etwas sind wichtig."
Kurz denke ich nach: „Mein Name lautet Itoe und ich bin 21. Was ich gerne mache? Hm... Ich liebe meinen Beruf. Ich bin wirklich froh, dass ich in dem Kindergarten hier in der Hauptstadt arbeiten darf. Mit den Kinder Zeit zu verbringen, erfüllt mich einfach schon mit Freude. Sonst lese ich sehr gerne und beschäftige mich mit der Geschichte der Welt."
Die Frau nickt nun auch: „Wie schön! Dann hoffe ich doch, dass mein Kind bald gut bei dir aufgehoben ist!"
Ich lächle: „Ich freue mich schon darauf."
„Aber nun zurück zum eigentlichen Thema: Du bist 21 und hast noch keinen Mann gefunden! Woran liegt das?" Sie sieht mich genau an.
„Ich denke mal, dass sich einfach noch niemand gefunden hat. Damit meine ich nicht, dass es noch keine.... naja, Versuche von Männern gab, aber für mich hat sich noch niemand gefunden."
„Also hast du hohe Ansprüche!", schlussfolgert die Dame.
„So würde ich das nun nicht ausdrücken! Eher waren mir die Männer zu aufdringlich oder halt nicht wirklich mein Typ."
„Was ist denn dein Typ?"
Ich schlucke und denke genau nach. Aber was soll ich sagen? Kurz nicke ich wieder und rede dann: „Es gibt zwei Dinge, die mein zukünftiger Ehemann haben sollte: Ehrlichkeit und Vertrauen. Das Aussehen kommt dann erst und sein Geld interessiert mich auch nicht. Hauptsache wir können uns verstehen und er ist nicht aufdringlich." Zum Schluss lache ich etwas.
„Also gut, das sollte doch zu finden sein! Vielleicht auch schon hinter der Tür dort?"
Sie zeigt hinter mir auf die besagte Tür. „Einige junge Männer scheinen Interesse an dir zu haben und möchten dich kennenlernen. Also, viel Glück, Itoe!"
Die Frau steht auf und führt mich zur Tür: „Du hast wirklich jetzt schon Glück. Viele Frauen kommen nicht zu den Männern durch, weil sie diese schon durch das Interview langweilen."
Wir schütteln unsere Hände und ich öffne vorsichtig die Tür. Sofort drehen sich ein paar Köpfe um und ich möchte sofort diesen Raum verlassen. Lächelnd bahne ich mir dann doch den Weg durch die Männer und schaue mich um. Ein paar Mädchen stehen am anderen Ende des Raumes und winken mich zu sich. Zielsicher gehe ich zu ihnen, werde aber von einem Mann aufgehalten.
„Itoe, richtig?", fragt mich ein Silberhaariger. Es ist der, für den Kiku vorhin so geschwärmt hat!
„Richtig", lächle ich.
„Schön dich kennenzulernen. Ich heiße Hidan." Sein Lächeln wirkt sehr aufdringlich.
„Freut mich." Mein Gedanken rufen aber nur, dass ich weg von ihm soll.
„Dein Interview hat mir sehr gefallen", meint dieser Hidan nun.
„Ach, tatsächlich?", hinterfrage ich und sehe ihn mir genau an. Er sieht schon nicht schlecht aus, aber mein Typ ist er nicht.
„Natürlich!" Wieder dieses Lächeln.
„Dann haben Sie bestimmt mitbekommen, dass diese Dame keinen aufdringlichen Mann sucht", spricht eine Stimme hinter mir.
Verwundert drehe ich mich um und erkenne den Mann mit der Maske.
Hidan sagt nichts weiter, sondern schaut nur sehr wütend.
Mein Retter redet einfach weiter: „Wenn es Sie dann nicht stört und Itoe auch nicht, dann würde ich mich gerne mit ihr allein unterhalten." Der Mann spricht mit einer Ruhe, die ich nur bewundern kann.
Schnell schalte ich mich ein: „Sehr gerne!" Damit führt mich der Maskenmann zu einer Sitzecke. Beim Laufen schnappt er sich zwei Gläser mit Saft und gibt mir dann eins.
Ich sehe ihn kurz an und bedanke mich bei ihm für diese Rettung.
„Kein Problem. Ich habe doch gesehen, dass dir das mehr als unangenehm war." Durch seine Maske sah ich nur ein Auge. Aber es sieht deswegen so aus, dass er gerade lächelt.
„Also dieser Hidan hat mir definitiv nicht zu gehört", meine ich lachend.
„Ich dir aber. Ich finde es sehr schön, dass du dich so für Kinder interessierst und ihnen hilfst." Seine Tonlage klingt so schön, dass ich schwärmen könnte.
„Dankeschön."
„Ich heiße übrigens Obito. Hoffentlich findest du mich nicht aufdringlich!" Vorsichtig faltet er seine Hände auf seinem Schoß.
„Nein, gar nicht." Ich lächle glücklich. Aber mir brennt eine Frage auf der Zunge: „Warum diese Maske?"
„Mein Gesicht ist nicht das schönste", meint Obito mit gesenktem Kopf.
„Das bezweifle ich irgendwie sehr." Aufmunternd sehe ich ihn an. „Lass uns noch etwas reden. Du musst mir dein Gesicht nicht zeigen, wenn du nicht möchtest!"
Ich konnte sein Erleichterung sehen, da er sich entspannte.
„Also, warum hast du noch niemanden gefunden?", frage ich nun Obito.
„Ich habe mir Zeit gelassen. Ein Mann wird nicht so gedrängt wie eine Frau, was du wahrscheinlich mitbekommen hast", meint er und ich nicke nur zustimmend, „Ja, leider hatte ich dann einen Unfall, weswegen mein Gesicht jetzt etwas anders aussieht als vorher. Die meisten flüchten, wenn sie mich sehen..." Wieder senkt er den Kopf.
Aus Reflex lege ich meine Hand auf seine: „Dann waren sie nicht die Richtigen für dich. Das Aussehen ist doch nicht so wichtig wie die inneren Werte. Niemand sollte wegen eines Unfalls oder wegen sonst irgendetwas verurteilt werden, nur weil er nun anders aussieht. Das ist einfach nur falsch!"
Sein Kopf schnellt, als ich meine Rede beendet habe, nach oben: „Du wirst mir immer sympathischer!"
„Das freut mich. Das Gleiche kann ich nur zurückgeben. Es ist sehr angenehm mit dir zu reden", lächle ich glücklich.
Obito scheint nun etwas aufgeschlossener zu sein, denn er nimmt nun meine Hand in seine: „Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir den Raum verlassen und in einen Park gehen? Versteh' mich nicht falsch, es ist nur..."
Ich unterbreche ihn: „Ich würde sehr gerne diesen Raum verlassen und in Ruhe mit dir reden!"
Sofort steht er auf und zieht mich mit hoch. Immer noch meine Hand haltend steuert er auf die Tür zu, welche diesen Raum mit dem Wartebereich verbindet – dem einzigen Ausgang.
„Namen?", fragt uns der Türsteher. „Wir müssen protokollieren, wer mit wem das Gebäude verlässt, falls sich Ehen bilden."
„Itoe Akabane und Obito Uchiha", sagt der Maskenmann schnell. Damit wird uns auch die Tür geöffnet und wir dürfen aus dem Raum. Leider drehen sich auch alle Köpfe im Warteraum zu uns um. Obito umfasst meine Hand noch fester und geht vorne weg. Lächelnd folge ich ihm und sehe aus dem Augenwinkel noch Kiku. Sie ist also immer noch nicht dran gekommen! Diese lächelt mir glücklich zu, was ich nur erwidere. Noch dazu forme ich mit meinen Lippen die Wörter „Viel Glück", weshalb sie noch mehr lächelt. Getuschel macht sich auch im Raum breit. Manche scheinen sich zu wundern, warum hier jemand mit Maske langläuft. Andere meckern, weil ich ihnen anscheinend den potentiellen Mann genommen habe.

Erleichtert atme ich aus als wir endlich an der frischen Luft sind. Obito bleibt stehen und sieht mich an. Er scheint mit sich zu hadern.
„Ich...", fängt er an, aber bricht dann ab.
„Lass uns zum Park gehen", schlage ich dann vor.
„Nein, erst will ich dir mein Gesicht zeigen! Ich will nicht, dass du dir Hoffnungen machst und dann erschrocken bist. Und ich will nicht, dass ich mir auch welche mache..." Er sieht mich weiterhin an, aber bewegt sich nicht.
Ich nicke nur: „Wenn du das möchtest, gerne. Aber ich habe dir doch schon gesagt, dass du das nicht musst."
Jetzt schüttelt er nur den Kopf und hebt unsere Hände zu seiner Maske. Anscheinend soll ich sie abnehmen. Vorsichtig lege ich meine Hand an diese Maske und sehe Obito noch einmal an. Er schließt scheinbar nur die Augen und wartet. Ich atme einmal aus und nehme ihm dann die Maske ab. Zum Vorschein kommt ein Gesicht, was mich verblüfft.
„Obito..", meine ich leise, weshalb er seine Augen öffnet.
Sofort will er zum Reden ansetzen, aber ich schüttle nur der Kopf und lächle: „Ich weiß nicht, warum du dich selbst so schlecht redest!"
Obito sieht mich erschrocken an, aber bekommt nun kein Wort heraus.
Sein Gesicht verblüfft mich tatsächlich, denn es sieht alles andere als unschön aus. Die zwei schwarzen Augen glänzen nun richtig vor Erleichterung. Die eine Gesichtshälfte sieht etwas eingedrückt aus. So als wäre etwas schweres darauf gefallen und hätte es in Mitleidenschaft gezogen. Aber warum andere sich davor fürchten, verstehe ich nicht. Obito strahlt nichts gefährliches aus.
„Obito, du.." Jetzt muss ich mich sammeln, denn ich spüre, wie ich rot werde. „Du siehst sehr gut aus.."
Nun ziert Obitos Gesicht ein breites Lächeln und er greift wieder nach meiner Hand: „Danke!"
Mit roten Wangen lächle ich ebenfalls weiter. Nun nehme ich aber die andere Hand und lege sie an seine leicht eingedrückte Gesichtsseite. Obito scheint auch nichts dagegen zu haben. Vorsichtig fahre ich mit meinem Daumen über ein paar Stellen. Sie ist wirklich eingedrückt.
„Itoe..", meint mein Gegenüber nun leise.
Er bekommt dadurch auch meine volle Aufmerksamkeit, aber ich lasse sein Gesicht nicht los.
„Ich.. Ich denke, dass es wirklich Liebe auf den ersten Blick gibt. Und deswegen will ich dich lieber vorherfragen, ob du an meiner Seite bleiben willst." Er schaut mir tief in die Augen.
„Bis jetzt spricht nicht dagegen, aber eine Bitte habe ich da noch." Vorsichtig streiche ich wieder über sein Gesicht.
„Die wäre?", fragt er mich ziemlich nervös.
„Du musst mir noch einiges von dir erzählen. Ich denke nämlich, dass du bei weitem älter bist als ich. Und ich will wissen, was du machst und was du magst!" Jetzt grinse ich ihn an.
„Du wirst alles erfahren." Nun grinst auch er und kommt meinem Gesicht etwas näher. „Ich bin 31 und arbeite bei der Polizei. Was ich mag, steht genau vor mir."
Ich verdrehe grinsend die Augen: „Und weiter?"
Wieder kommt er etwas näher: „Ich denke, dass können wir nachher erzählen. Immerhin will ich auch noch so einiges von dir wissen. Dazu haben wir aber noch Zeit."
Schnell pikse ich ihm in die Seite, weshalb er zusammenzuckt. Ich kichere leise: „Obito!"
Jetzt sieht er mich schockiert an: „Itoe!"
„Ich möchte sehr gerne an deiner Seite bleiben." Glücklich lächle ich ihn wieder an.
Obito greift sofort wieder nach meiner Hand und zieht mich in eine enge Umarmung.
Auch wenn es noch keinen Kuss gibt, sind wir uns einig, dass wir die Seite des anderen nicht verlassen werden. Genau deshalb erwidere ich seine Umarmung auch mit Freuden und genauso eng, wie er seine Arme um mich schlingt.

Naruto - One Shots! (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt