Dickköpfigkeit

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Wenn man genauer hinsah, war in Konoha eine unruhige Stimmung festzustellen. Damit meinte ich nicht, dass die Bewohner nervös waren oder diese Angst hatten. Ich meinte eher, dass eine Unruhe innerhalb der Ältesten herrschte. Normalerweise würde kein Ninja davon etwas mitbekommen, aber ich lief täglich durch den Hokageturm und traf somit oft auf die Ältesten.
So machte mich diese Stimmung derart fertig, dass ich einen freien Tag beantragte und ihn gestattet bekam. Somit verließ ich glücklich das Dorf und befreite meinen Kopf von allem, was mich nervte und aufregte. Mein Spaziergang führte mich immer weiter weg von meinem Dorf, bis ich an einem Fluss ankam. Automatisch fiel ich auf den Boden und setzte mich dann richtig hin. Die Ruhe war einfach wunderbar. Niemand der meckerte, niemand der eine Stimmung von Unheil verbreitete.
Nach der Zeit richtete ich meinen Blick wieder auf Fluss vor mir und beobachtete ihn. Es stachen Steine hervor, weshalb ich mich kurzerhand dazu entschied auf diese zuspringen. Dort hockte ich mich hin und schaute mir die Fische an, die friedlich hin und her schwammen.
Lächelnd hob ich meinen Kopf, aber mein Lächeln verschwand sofort. Jemand schwamm an mir vorbei, nur bewegte er sich nicht. Ohne zu zögern sprang ich in den Fluss und versuchte so schnell wie möglich zu ihm zu gelangen. Mit Erfolg, ich kam heran. Komplett durchnässt zog ich ihn aus dem Fluss und beugte mich über ihn.
Vorsichtig klopfte ich an seine Wange: „Hallo? Hörst du mich?"
Er reagierte nicht. Ich hielt mein Ohr über seinen Mund, aber er atmete nicht.
„Hey, du stirbst mir nicht!" Während ich sprach begann ich mit meinen Heiljutsus und versorgte ihn.
„Komm schon.. Bitte..." Es dauerte lange bis ich ihn wieder bei Bewusstsein hatte.
„Na endlich.. Du atmest..", seufzte ich und sah ihn mir genauer an.
„Kannst du mich hören? Ich bin Yuka. Wenn du mich verstehst, versuch bitte zu nicken."
Ganz sachte tat er es, was für mich hieß, ich konnte mit den Heiljutsus langsam aufhören.
„Also, wie gesagt, ich bin Yuka. Ich will dir nichts tun, sondern dir helfen", sagte ich und kümmerte mich um seine Augen.
„Was ist mit dir passiert? Du hast beide Augen verloren..." Vorsichtig versuchte ich die Wunden zu versorgen, was ihn zum Zucken brachte.
„Ich weiß, dass es wehtut, aber das heißt, dass es dir nicht komplett schlecht geht. Ich geh kurz Wasser holen." Ich lächelte und holte vom Fluss das besagte Wasser.
„Yu...Yuka..?", nuschelte er, als ich wiederkam.
„Ich bin da, alles okay..." Langsam wusch ich das Blut ab.
Seine Hand zuckte und er stieß mich an.
„Tu ich dir weh?", fragte ich sofort, aber er schüttelte nur langsam den Kopf und versuchte sich aufzusetzen.
„Es ist schön, dass du hart im Nehmen bist, aber leg dich bitte wieder hin!"
Vorsichtig drückte ich ihn wieder Richtung Boden, aber er wehrte sich. Seufzend ließ ich ihn sitzen: „Ich habe deine Wunden versorgt... Also, wenn du wieder ins Dorf zurück möchtest, helfe ich dir."
Er schüttelte nur seinen Kopf: „Ich... kann.. nicht.."
Ich gab ihm etwas von meinem Trinken: „Wieso nicht? Du bist kein Nukenin." Während ich mich normal hinsetzte, trank er gierig, was mich zum Lächeln brachte.
Glücklicherweise konnte er danach wieder anständig reden: „Ich kann es dir nicht erklären.." Er begann sein Gesicht abzutasten, aber ich nahm seine Hände weg.
„Es ist bestimmt komisch, plötzlich nichts mehr sehen zu können, aber du solltest jetzt nicht unbedingt an deine Augen fassen."
„Warum hilfst du mir?", fragte er nun, während er meine Hände betastete.
„Ich hätte dich schlecht im Fluss ertrinken lassen können!"
„Es wäre aber besser gewesen..." Seine Stimme wurde leiser und er drückte meine Hände aus Verzweiflung.
„Erzähl mir, was passiert ist. Ich werde nicht weggehen, versprochen." Ich lächelte aufmunternd, auch wenn er es nicht sehen konnte.
„Kann ich dir vertrauen, Yuka?", hakte er nach.

„Natürlich! Ich weiß, dass hier in der Nähe eine kleine, alte Hütte ist. Dort können wir in Ruhe reden."
„Hütte.. Ach hier sind wir.. Gut, dann lass uns dorthin gehen."

Ich half ihm auf und wir gingen langsam zu der Hütte. Dort drinnen standen ein Tisch und zwei Stühle. Es gab sogar ein Bett. Ich führte ihn zu einen der Stühle, wo er sich niederließ. Selbst nahm ich auf den anderen Platz.

„Wie wäre es, wenn du mir erst einmal deinen Namen sagst?", schlug ich vor.

„Ich bin Shisui Uchiha aus Konoha", erklärte er und strich mit seinen Händen über den Tisch.

„Shisui.. Die Ältesten haben über dich gesprochen", erinnerte ich mich.

„Du bist auch aus Konoha?" Shisui schien irritiert zu sein.

„Ja, ich bin dort Jonin, arbeite gerade aber im Hokageturm."

Shisui lächelte nun: „Dann bist du das Mädchen, welches auch mal im Uchiha-Viertel herumläuft und wichtige Briefe verteilt. Jetzt weiß ich, wie du aussiehst..."
„Genau die", kicherte ich, „aber erklär mir jetzt bitte, warum du nicht wieder zurück ins Dorf gehen kannst."

Und Shisui erklärte mir alles. Von Itachi über den Putschversuch durch die Uchihas bis zu Danzou. Ich bemerkte, wie sehr ihn gerade der Abschied von Itachi schmerzte, weshalb ich wieder seine Hand nahm.

„Ich habe mitbekommen, dass irgendetwas im Dorf nicht stimmte, aber das es dabei um die Uchihas ging, hätte ich nicht erwartet...", meinte ich leise.

Shisui schien jetzt wirklich mitgenommen zu sein, weshalb ich nicht weiter nachfragte, sondern etwas das Thema wechselte: „Da du ja nicht zurück kannst, solltest du erst einmal hierbleiben. Wenn es dir besser geht, kannst du ja etwas weiter weg vom Dorf leben." Ich sah mich in der Hütte um.

„Das wäre glaube ich besser..", stimmte er mir leise zu.

„Ich bringe dir Essen und trinken", beschloss ich einfach, „Du brauchst Hilfe, also bleibe ich auch hier."

„Aber du musst doch wieder ins Dorf zurück." Shisui hob seinen Kopf und richtete ihn in die Richtung, woher meine Stimme kam.
„Ich kann dich hier nicht einfach alleine lassen! Du musst dich daran gewöhnen, nur noch mit Tasten und Hören deinen Weg zu finden. Ich will dir dabei helfen.." Das Letzte kam nur noch leise aus meinem Mund.
„Warum?", fragte Shisui weiter.

„Shisui, wieso sollte ich dich hier allein lassen, nachdem du mir alles erzählt hast und ich dir bis jetzt geholfen habe?"
„Ich kann nicht von dir verlangen, dass Dorf zu hintergehen!", warf er ein.

Ich drückte fest seine Hand und rutschte mit dem Stuhl näher an ihn heran: „Nach alldem, was du mir erzählst hast, kann ich nie wieder vor den Ältesten stehen, ohne sie anzuschreien. Ich bleibe hier!"
„Yuka..." Shisui versuchte meine anderen Hand zu finden und ich gab sie ihm. „Ich danke dir..", lächelte er.
„Gerne!", sagte ich und strich über seine Hände.

Das Ganze war heute zwei Jahre her. Shisui und ich waren nach etwa drei Wochen ganz aus Konoha gegangen und in das kleine Land von Takigakure in eine etwas größere Hütte gezogen. Ich hatte mich schnell von Konoha entfernt und Shisui meine volle Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser hatte schnell gelernt, wie er am Besten mit Hören und einem Stock vorwärts kam. So schnell, dass er angefangen hat mit diesem Stock zu kämpfen. Und mich damit zu sich zu ziehen. Wie jetzt auch.
„Shisui! Ich muss auch mal trainieren!", meckerte ich und versuchte mich aus dem Griff des Stockes zu drehen.
„Du warst doch erst gestern!" Er stellte den Stock beiseite und hielt mich fest.
„Ja, aber du übst auch täglich! Und jetzt lass mich los!", lachte ich.
„Niemals, du bleibst bei mir", flüsterte er und umarmte mich.
„Du bist so anhänglich geworden..", meinte ich leise und erwiderte die Umarmung.
„Hab ich dir jemals gesagt, wie sehr ich deine Stimme liebe?", fragte Shisui, positionierte sein Gesicht vor meines und fuhr mit seiner Hand über meine Wange.

Ich legte meinen Kopf in seine Hand und lächelte: „Sehr oft und du kannst es gerne noch öfters sagen..."

„Sehr gerne", sprach er und küsste mich, was ich natürlich sofort erwiderte.

„Ich gehe jetzt trotzdem trainieren!", entschied ich nach dem Kuss.

„Von wegen!", widersprach er und schlang seine Arme um mich.

„Du bist so dickköpfig!" Ich lachte wieder und schlug ihm gegen die Brust.
„Sonst würde ich dich an den Wald verlieren", meckerte er wieder.

„Weil ich den Wald auch so viel mehr mag als dich!", schnauzte ich rum.

„Ich liebe dich, Yuka." Shisui drückte sein Gesicht in meine Schulter.

„Ich dich auch." Langsam strich ich ihm durch die Haare und küsste seine Wange.

„Ein Glück warst du vor zwei Jahren auch so dickköpfig und bist bei mir geblieben", sagte Shisui und ich spürte, wie er lächelte.

„Und ich würde es immer wieder tun, Shisui", sprach ich und küsste ihn.

Naruto - One Shots! (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt