Lügen und Glück

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„Kino. Kino wach auf!", ängstlich weckte mich mein kleiner Bruder aus dem Schlaf. „Ich habe ein Geräusch gehört. Denkst du, sie verfolgen uns noch?" Ich setzte mich auf und sah mich um, dann lächelte ich ihn an – soweit es mir möglich war ein Lächeln vorzutäuschen.
„Luki, wir schlafen in einem Wald. Da gibt es immer Geräusche." Doch ich sah ihm an, dass er mir das Lächeln nicht abnahm. Er spürte wohl,dass ich mir nicht einmal selbst glaubte. „Wir haben sie ganz sicher abgeschüttelt. Schlaf jetzt, wenn wir morgen nicht bei Sonnenaufgang aufbrechen, holen sie uns vielleicht ein." Ich legte mich wieder hin und schlief ein.
Die nächsten Tage liefen wir fast ohne zu schlafen durch, in der Hoffnung ein Dorf oder ähnliches zu finden. Nach einer Woche konnten wir endlich am Horizont Gebäude erkennen. Überglücklich schulterte ich meinen Bruder und rannte das letzte Stück. Wir mussten das Dorf erreichen und untertauchen. Nicht auszudenken was passieren hätte können, wenn sie uns gefunden hätten. Sie könnten uns töten,foltern oder im schlimmsten Fall zwingen wieder für sie zu arbeiten.Und alles nur, weil wir dieses besondere Kekkei Genkai hatten. Sie hätten Luki gefangen nehmen, da es bei ihm noch nicht so stark ausgeprägt war, und mich damit erpressen können.

Ich lief und lief und das Dorf rückte immer näher. Dort angekommen begab ich mich schnell in eine Seitengasse. Ich setzte meinen Bruder ab, der ziemlich erschöpft war und mich gleich daneben. Die Nacht verbrachten wir ebenfalls in der Gasse. Wir hatten eine Menge Schlaf nachzuholen.
Ich hatte ein bisschen Geld, von dem ich uns am nächsten Morgen etwas zu Essen kaufte. Jetzt brauchten wir nur noch eine Wohnung, dann konnten wir für eine Weile hierbleiben. Um diese bezahlen zu können,mussten wir jedoch Arbeit finden. Doch Ninjas konnten wir auf keinen Fall bleiben. Das wäre zu auffällig gewesen.
Ich begann also mit der Suche, während mein Bruder sich weiter in der Gasse versteckt hielt. Als Erstes fand ich heraus in welchem Dorf wir uns überhaupt befanden: Kumogakure. Leider wurde ich überall abgewiesen. Niedergeschlagen kehrte ich zu Luki zurück. Kurz bevor ich in die Gasse einbiegen wollte, ging plötzlich jemand neben mir.Wenn ich abgebogen wäre, wäre er vielleicht misstrauisch geworden.
„Warum gehst du weiter?", fragte der Jemand und ich erschrak.
„Was?",fragte ich also zurück und er blieb stehen. Es war ein weiß-haariger Junge. „Ich hab dich vorhin aus der Gasse kommen sehen und bin dir gefolgt. Du kommst nämlich nicht von hier."
Ich schluckte und kam auch zum Stehen.
„Wer bist du und was machst du in Kumogakure?", fuhr er fort und ich hatte keine Ahnung, was ich dazu sagen sollte. Mein und Lukis Geheimnis durfte auf gar keinen Fall gelüftete werden, sonst würden wir wieder fliehen müssen.
„Während du vorhin nach einer Wohnung gesucht hast - was beweist, dass du nicht von hier bist – habe ich jemanden losgeschickt, um Informationen über dich zu besorgen."
„Äh..Wir sind nur ganz normal unterwegs, reisen ein bisschen." Ich bemerkte, wie er meine Kleidung musterte. „Leider ist vor ein paar Tagen etwas schief gegangen und wir konnten nur noch gerade so das Dorf erreichen, bevor wir verhungert wären."
„Wir?" Er hatte meinen Bruder noch gar nicht bemerkt.
„Komm mit." Er wusste ja sowie so schon fast alles, also war er meine letzte Chance. Ich ging ein paar Schritte zurück und bog in die Gasse ein. „Luki?"
Er kam aus den Schatten und erschrak, als er den fremden Jungen sah.„Wer ist das?", fragte er verwirrt.
„Das ist.." Die Frage konnte ich ihm nicht beantworten.
„Ich bin Omoi", sagte der Fremde knapp.
„Ich bin Kino und das ist mein Bruder Luki."
„Freut mich euch kennen zulernen. Du sagtest, etwas wäre schief gegangen?"
Ich sah Luki eindringlich an, um ihm zu symbolisieren, dass er sich raushalten sollte. „Genau", ich musste kurz überlegen bis mir eine plausible Begründung einfiel, „Bei der letzten Unternehmung ist Luki an einer Klippe ausgerutscht. Ich wollte ihm helfen, doch dann sind wir beide gefallen. Unsere ganze Ausrüstung sowie Verpflegung war allerdings noch oben und wir haben es nicht mehr hinauf geschafft."
„Deshalb also." Omoi verfiel in eine Art Grübel-Modus, dann sagte er:„Okay. Ich werde euch helfen."

Und das tat er. Er besorgte uns eine Wohnung und lieh uns ein bisschen Geld. Es tat mir richtig leid, ihn belogen zu haben.
Am nächsten Tag wollte Omoi mit mir reden, also lies ich Luki in der Wohnung und traf ihn auf der Straße. Ich hatte mir mittlerweile neue Sachen gekauft und war duschen gewesen.
„Hey, Kino", sagte er.
„Hey", antwortete ich.
„Ich dachte, ich zeige dir ein bisschen das Dorf. Es sei denn, du warst vorher schon mal hier, dann wäre das überflüssig. Wir könnten natürlich auch.."
„Ich würde gern das Dorf sehen", unterbrach ich ihn. Wir schlenderten also durch die Straßen und redeten viel. Nach einer Weile kam es mir so vor als würden wir uns schon seit Jahren kennen. Es wurde  bereits dunkel, als wir fertig waren und meine Füße brannten.
„Komm mit." Omoi zog mich raus aus dem Dorf und auf einen Felsvorsprung, von dem aus man den Sonnenuntergang beobachten konnte.
„Nicht schlecht",lächelte ich. Wir setzten uns und nach und nach gingen die Lichter in den Häusern an und erleuchteten die Nacht.
„Gefälltes dir? Oder ist es zu dunkel? Was ist wenn wir nicht mehr sehen, wo der Vorsprung endet und runter fallen? Oder sich im Dunkeln jemand anschleicht? Vielleicht hätte ich .."
„Omoi.." Ich schüttelte den Kopf. „Ich finde es toll. Weißt du, ich bin dir wirklich dankbar, dass du uns eine Wohnung besorgt hast. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir dich nicht getroffen hätten. Vermutlich wären wir.."
„Kino..", sagte er und ich musste erneut lächeln. Er nahm meine Hand und wir sahen zusammen auf die Stadt herab, das in so vielen Farben leuchtete. Und ich hoffte aus ganzem Herzen, dass er niemals die Wahrheit über mich erfahren würde.

Naruto - One Shots! (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt