Nachsitzen?

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Heute beginnt eine Art Shinobi-Weiterbildung. Da der vierte Shinobi-Weltkrieg beendet ist, legt die Allianz neue Regeln fest, damit das Zusammenleben der Dörfer einfacher wird. Diese Regeln werden den Ninjas vorgestellt und diese müssen sie verinnerlichen. Somit sitze ich nun in einem großen Raum und warte darauf, dass jemand kommt, der uns alles erklärt.

„Soweit ich weiß", beginnt meine Tischnachbarin zu erzählen, „sind die Regeln nur darauf ausgelegt, dass die Dörfer sich untereinander nicht mehr bekriegen." Sie sieht mich lächelnd an. „Ich bin Miyu." Anhand ihres Stirnbandes erkenne ich, dass sie aus Suna stammt.
„Freut mich! Ich bin Asuka. Und ja, das ist auch sinnvoll", stimme ich zu. „Vielleicht kommen auch noch neue Regeln für den Handel und so etwas dazu."
Miyu nickt und erzählt weiter: „Gerüchten zufolge sollen die Kage das persönlich machen."
„Hm, das kann gut sein. Aber lassen wir uns überraschen." Ich sehe wieder zur Tür, die auch gerade dann aufgeht.

Es ist tatsächlich eine Überraschung! Kakashi betritt nämlich den Raum und stellt sich nach vorne hinter das Pult. Die Mappe, die er bis eben getragen hat, legt er darauf ab und sofort ist Ruhe im Raum.
Ich kenne Kakashi schon lange. Wir waren früher öfters zusammen auf Missionen und diese verliefen auch immer sehr gut. Auch so kommt man nicht darum ihn zu kennen, wenn das ganze Dorf von ihm redet! Das Gerücht, dass er Tsunades Nachfolger wird, hält sich auch hartnäckig unter den Bewohnern.
„Es ist doch Kakashi!", stellt Miyu fest. Ich kann nur nicken.

Schon beginnt er zu reden: „Schön, dass fast alle hier sind. Ihr seid zwar gerade nur ein kleiner Teil, aber umso mehr auf einmal da sind, umso weniger muss ich mich wiederholen." Der Raum lacht etwas, was aber schnell wieder verstummt, da Kakashi weitersprechen möchte. „Ich erkläre jede Regel nur einmal, da ihr noch ein Zettel mit diesen bekommt. Regel Nummer eins: Die großen Dörfer sind nun eine Allianz und agieren zusammen. Für euch heißt das, dass eure Missionen zwar von eurem Dorf geleitet werden, aber bei großen und wichtigen die Allianz das Sagen hat."
Und so geht das Ganze weiter. Miyu ist ab Regel sechs eingeschlafen. Wie ein Viertel der anderen Shinobis im Raum. Ich verliere auch meine Aufmerksamkeit bei Regel acht und schaue mir die Menschen um mich herum an. Ein paar sind aus anderen Dörfern wie Suna und Iwa. Wahrscheinlich sind sie auf Durchreise und machen die Erklärung gleich mit. Am meisten sehe ich aber Ninjas aus meinem Dorf Konoha, wovon auch komischerweise die wenigsten noch zu hören.

„Wiederholung. Regel neun, Asuka?", werde ich plötzlich von Kakashi aufgerufen. Mist!
„Regel.. neun..." Ich stocke. Genau da habe ich einen Iwa – Ninja beobachtet, der Blumen malt. Ah genau! „Regel neun besagt, dass die Shinobis schnellere Bearbeitung ihrer Anträge zum Umzug bekommen."
„Nicht ganz. Es geht nicht um Umzüge, sondern um Aufträge mit längerem Aufenthalt in einem anderen Dorf. Nach der letzten Regel bleibst du bitte nochmal hier." Kakashi widmet sich Regel vierzehn. Ich seufze möglichst unauffällig, was aber Miyu weckt. Diese sieht mich verdattert an und ich schreibe ihr den Grund auf ein Blatt. So kichert sie vor sich hin, erntet von Kakashi einen Blick aber keine Ermahnung. Warum muss ich praktisch Nachsitzen, aber sie bekommt nichts? Meine Verwirrung schreitet weiter voran, als Kakashi einen schlafenden Konoha – Ninja weckt und ihm eine Frage stellt. Dieser kann sie natürlich nicht beantworten, bekommt aber keine Strafe. Mittlerweile bin ich empört, aber höre weiterhin zu.

„Und nun die letzte Regel", will Kakashi beenden. „Regel Nummer zwanzig. Wer sich gegen die Allianz stellt, wird mit rechtlichen Maßnahmen konfrontiert und je nach Maß bestraft." Er legt den Zettel auf den Tisch, nimmt einen neuen Stapel Blätter und lässt diese von Miyu austeilen. „Lest sie bitte jetzt noch einmal durch. Wenn ihr Fragen habt, stellt sie jetzt. Sonst ist hier Schluss und ihr könnt gehen."
Alle packen kurze Zeit später ihre Sachen, auch ich lege alles in meine kleine Tasche. Leider hat Kakashi nicht vergessen, dass ich bleiben soll, da er mich genau beobachtet.
„Asuka, man sieht sich bestimmt mal wieder! Ich muss zurück nach Suna. Wenn du mal dort bist, komm mich besuchen!", verabschiedet sich Miyu von mir.
„Aber sicher doch. Ich werde alle Menschen in Suna nach der schlafenden Miyu fragen!" Wir lachen zusammen. „Man sieht sich!" Winkend verabschiede auch ich mich von ihr und sie verlässt den Raum. Somit bin ich nun mit Kakashi alleine.

Ich sehe ihn an und stelle die Frage, die sich seit ein paar Minuten in meinem Kopf herumtreibt: „Warum darf ich bleiben, aber der Konoha – Ninja nicht?" Ich habe extra 'darf' gesagt und nicht 'muss'. Sonst gibt es noch einen Grund, dass ich länger bleiben soll.
„Du hast nicht aufgepasst." Kakashi gibt mir die Kreide. Ich bin seit fast zwanzig Jahren aus der Akademie raus und habe dementsprechend keine Kreide mehr angefasst. Entsetzt sehe ich ihn an, mit der stillen Frage, was das denn jetzt soll. „Schau nicht so, du darfst wiederholen." Kakashi nimmt sein Blatt und bereitet sich tatsächlich darauf vor mir Fragen zu stellen.
„Du wolltest die Regeln nur einmal erklären, damit du schnell fertig bist und jetzt machst du einen Test daraus?", hake ich weiter nach.
„Damit wir schnell fertig werden, sollten wir anfangen. Frage eins -"
Ich unterbreche ihn, was er definitiv mag, wenn ich mir seinen Gesichtsausdruck ansehe. Das ist mir gerade aber auch recht egal: „Test? Ich habe ein Wort bei einer Regel falsch gehabt. Das rechtfertigt einen Test?"
„Du hast ab Regel acht nicht mehr zugehört und die Shinobis beobachtet. Wie auch schon in der Akademie", erklärt er mir. Warum passt er bitte so gut auf?
„Wir waren nicht einmal ein Jahr in einer Klasse", brumme ich vor mich hin, was Kakashi tatsächlich zum Grinsen bringt.

„Welche Regel handelt von den Missionen, die die Allianz verteilt?", fragt er einfach.
„Na Nummer eins", antworte ich sofort. Aber er deutet mir, dass ich es an die Tafel schreiben soll. Ich verziehe mein Gesicht und schreibe. Nach Frage elf lege ich die Kreide weg und sehe ihn an: „Wie lange wollen wir das hier machen?"
„Bis wir alles durch sind. Noch neun Regeln. Los." Der Herr stellt mir die nächste Frage, aber ich sehe ihn entgeistert an.
„Nein. Ich mache das definitiv nicht mehr mit. Kein anderer muss diese Regel sofort können, also warum muss ich das jetzt?" Aus dem 'Darf' wird ein 'Muss'. Mein Verständnis ist nämlich an seinem Ende angekommen.
Kakashi lässt sein Zettel sinken und sieht mich an. Sein Blick spricht Bände und so nehme ich seufzend diese blöde Kreide in die Hand und beantworte seine Frage.
„Nächste", fordere ich ihn auf und spiele mit der Kreide.
Auch die neue Frage bekommt eine Antwort, genau wie die restlichen sieben. Als ich fertig bin, packe ich die Kreide endgültig weg und warte darauf das sich der Herr Hatake bewegt. Aber er macht keine Anstalten meine Antworten abzuhaken.

„Also, fertig?", möchte ich wissen und befreie meine Hände von dem Kreidestaub. Dieser fliegt nun fröhlich durch die Luft.
„Frage fünf ist falsch und somit auch die Nummer siebzehn."
Ich schaue sie mir an und nicke dann nur: „Fertig?"
„Nein." Kakashi legt sein Papier weg. „Du bist seid der Akademie unaufmerksam."
„Deshalb konnte ich bis auf zwei Regeln auch alle, weil ich echt unaufmerksam bin." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Ich glaube, du hast noch eine Truppe zum Unterrichten", meine ich dann und zeige auf die Uhr.
Kakashi nickt nur, was für mich das Zeichen ist meine Sachen zu nehmen und zu gehen.

Bis knapp vor die Tür habe ich es geschafft, dann werde ich am Arm festgehalten. Mit Schwung werde ich umgerissen, verliere bei der Drehung meine Tasche. Diese entleert ihren Inhalt exzellent auf dem Boden. Meine ungewollte Bewegung findet ihr Ende in Kakashis Armen. Er umschließt mich fest und drückt mich somit eng an sich. Etwas verwirrt stehe ich stocksteif da, aber realisiere etwas später, was gerade passiert. Ich lege meine Stirn an seine Schulter und meine Arme um ihn. So stehen wir da. Keiner bewegt sich. Keiner sagt etwas.
Mein Blick wandert zu seinem Gesicht, was nah an meinem ist und frage: „Fertig?"
„Nein." Um meine Widerworte zu unterbinden, legt er seinen Kopf auf meinem ab. Eine untypische Reaktion von ihm, aber für mich vollkommen ausreichend. Wir werden wohl nie fertig.

Naruto - One Shots! (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt