Ein Hoch auf die Wissenschaft!

236 6 2
                                    

„Midori!", schallte mein Name durch die Gänge des unterirdischen Verstecks. Ich folgte der Stimme um eine Ecke und in eines der Labore.
„Ich war gerade auf dem Weg zu Guren. Ist es wichtig?", fragte ich meinen Kopf zur Tür hineinsteckend. Guren war ein kleines Mädchen mit violettem Haar, das wir erst vor ein paar Tagen aufgenommen hatten.
Orochimarus Kopf steckte derweil in einem seiner vielen Chemikalienschränke. Als er das gewünschte Fläschchen gefunden hatte und die Tür schloss, richtete sich sein ausdrucksloser Blick auf mich.
„Nein", sagte er. „Erledige erst, weshalb du unterwegs warst und komm dann zurück."
Ich nickte und machte kehrt.
Seit ungefähr 10 Jahren lebte ich nun schon hier unten zusammen mit Orochimaru und seinen Experimenten. Im Alter von 17 Jahren hatte er mich meiner Heimat und meiner Familie, mit der Begründung meine Begabung zu brauchen, entrissen. Er war einfach in meinem kleinen Dorf aufgetaucht, hatte gesagt, dass mein Kekkei Genkai wichtig für seine Forschung wäre und mich einfach mitgenommen. Meine Eltern habe ich nie wiedergesehen...
An all das dachte ich nur noch selten zurück, obwohl ich manchmal darüber nachdachte zu verschwinden und nach Hause zu gehen. Ich kannte den Weg. Und ich würde zurückkommen. Ich wusste, dass es so sein würde, deshalb ging ich gar nicht erst. Dabei würde jeder andere in diesem und bestimmt auch in den anderen Verstecken jede Möglichkeit zur Flucht nutzen. Jeder hier hasste Orochimaru, nur ich konnte es nicht. Erst hatte ich es immer wieder versucht, doch dann waren mir immer mehr Details aufgefallen, die das unmöglich machten.
Nachdem ich hier angekommen war, hatte Orochimaru mir erzählt, dass meine Eltern noch lebten und dass es ihnen gut gehen würde und ich mir keine Sorgen machen brauchte. In der ersten Zeit hatte ich Heimweh, doch ich musste nicht um meine Eltern trauern. Erst Jahre später reimte ich mir zusammen, dass er sie getötet haben musste, weil er niemanden am Leben ließ, der seiner Forschung in die Quere kam. Er war eben konsequent.
Auch weil er mich erst mit 17 entführt hatte und nicht wie die anderen im Kindesalter – also nach einer glücklich verlebten Kindheit – konnte ich ihm nicht böse sein. Er hatte mich von Anfang an besser behandelt als jeden anderen hier und jeden Tag fragte ich mich wieso.

Als ich fast bei Gurens Zimmer angekommen war, bebte auf einmal alles. Die Wände wackelten, der Boden, die Decke. Ich machte einen Ausfallschritt, um nicht hinzufallen und sah mich um. Es bildeten sich Risse in der Decke, die sich schnell ausdehnten und große Brocken zu Boden krachen ließen. Ich wich ihnen aus und sprintete augenblicklich zurück in Richtung des Labors, in dem Orochimaru eben gewesen war. Doch weit kam ich nicht. Ich musste zurückspringen, als die Decke direkt vor mir vollends einstürzte und den Gang verbarrikadierte. Das war der Nachteil eines unterirdischen Verstecks.
Verzweifelt versuchte ich mir etwas einfallen zu lassen. Ich hatte hier neben der Tatsache, dass Orochimaru mein Blut untersuchte, um mein Kekkei Genkai-Gen herauszufiltern, nur eine wesentliche Aufgabe: Ich war von Orochimaru zu seiner persönlichen Leibwache ausgebildet worden. Wenn das Versteck angegriffen wurde, musste ich ihn also schnellstmöglich finden.
Zum Glück war das hier ein Labyrinth. Es gab mehrere Wege, um das gesuchte Labor zu erreichen, also drehte ich auf dem Absatz um und rannte um die nächste Ecke. Immer wieder musste ich Gesteinsbrocken ausweichen und konnte deswegen nicht so schnell laufen, wie ich es wollte. Als ich um die nächste Ecke bog, sah ich Orochimaru bereits, der nach mir suchte. Dabei war es doch sicherer für ihn in dem Labor zu bleiben! Es war mit Metall ausgekleidet, sodass Erschütterungen ihm im Inneren nicht schadeten. Er hätte dort auf mich warten sollen!
Plötzlich brach über mir erneut die Decke ein, aber diesmal sprang ich nicht zurück, sondern hechtete im letzten Augenblick darunter hindurch. Trotzdem war ich zu langsam. Ich sah Entsetzen in Orochimarus Blick, bevor eine Schlange aus seinem ausgestreckten Ärmel schoss, sich um mein Handgelenk wickelte und mich im letzten Moment zu ihm auf die andere Seite zog. Strauchelnd kam ich zum Stehen, während ich hinter mir die Decke auf den Boden prallen hörte. Kurz war ich außer Atem, dann brachte ich ein: „Danke, das war knapp", hervor.
„Das Versteck wird angegriffen", sagte Orochimaru nur und musterte mich kurz. „Geht es dir gut?"
„Ja", antwortete ich sofort.
„Dann gehen wir nach oben."
An der Oberfläche trafen wir Konoha-Shinobis an. Was wollten die denn hier? Naja, die würden schnell besiegt sein. Es war einer vom Akimichi – Clan und löste gerade sein Jutsu der Entfaltung auf, mit dem er wohl auf unserem Versteck herumgesprungen war. Die Aufräumarbeiten würden mindestens eine Woche lang die Forschung behindern. Zornig sah ich ihn an.
„Was wollt ihr?", fragte Orochimaru kalt. Das Dreier – Team hatte wohl nicht damit gerechnet, Orochimaru höchst persönlich aus dem Versteck zu treiben und sprang augenblicklich in die Bäume und weg von uns.
„Sie wollten nur wissen, wo genau sich das Versteck befindet", schlussfolgerte ich und sehe Oro an. Er nickte.
„Aber wir werden sie mit dieser brisanten Information nicht davonkommen lassen", bestimmte er und folgte ihnen und ich ihm.

Die Verfolgten rechneten bereits mit uns und einer beschoss uns großflächig mit Feuer. Wir sollten sie aus den Augen verlieren, aber mit meinem Kekkei Genkai hatten sie nicht gerechnet. Ich sprang vor Orochimaru und die Flammen machten einen Bogen um mich. Sie glitten an allen Seiten an mir und somit auch an Oro hinter mir vorbei als stünde ein großer Fels vor uns. Aber ich war der Fels.
Erschrocken ließ der dritte Ninja eine Wasserwelle auf uns los, die sich ebenfalls einen knappen Meter vor mir teilte. Sie traf jedoch das Feuer hinter uns und erzielte trotzdem den gewünschten Effekt. Das Feuer erlosch und Rauchschwaden verboten uns die Sicht auf die Flüchtigen.
„So ein Mist!", fluchte ich. Ich spürte wie Orochimaru mich wieder überholte und hörte nur noch entfernte Schreie. Ich brach ebenfalls aus dem Rauch hervor und sah, dass zwei der Angreifer bereits tot waren. Der letzte, der das Feuerjutsu benutzt hatte, versuchte es erneut damit. Hinter der Feuerwand verschwand er im Wald.
Doch mich konnte kein Ninjutsu aufhalten. Ich sprang durch das Feuer und Orochimaru hinter mir ebenfalls. Dann blitzte plötzlich etwas vor mir auf. Ein Kunai flog auf mich zu und ich sprang ihm entgegen. Ich schaffte es durch meine Geschwindigkeit nicht mehr es abzuwehren. Mein Kekkei Genkai hielt nur Jutsus und keine normalen Waffen ab.
Eine Hand griff mal wieder im letzten Moment meinen Arm und zog mich aus der Schussbahn.
Ich nutzte den Moment, um meinerseits ein Kunai zu werfen. Es traf den Ninja genau in die Stirn und er war tot, noch bevor er auf dem Boden auftraf.
„Das wäre erledigt", sagte ich und bemerkte, als ich zurück zum Versteck gehen wollte, dass Oro noch immer meinen Arm festhielt. Er ließ mich los, wir sprangen vom Baum und machten uns auf den Rückweg.
„Wir sind über die Jahre ein gutes Team geworden", bemerkte Orochimaru in einem Ton, der nicht annähernd so kalt war wie der, in dem er sonst mit jedem anderen sprach.
„Ich bin nur immer noch schlecht darin, Objekten auszuweichen."
„Du verlässt dich zu sehr auf den Kekkei Genkai."

Ich seufzte. „Was wolltest du eigentlich eben von mir?", fragte ich und sah ihn an. Er erwiderte meinen Blick.
„Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich dir kein Blut oder Zellen mehr entnehmen werde."
Ich blieb stehen. „Wieso? Konntest du das Gen schon extrahieren?"
„Nein, noch nicht, aber ich brauche es nicht mehr." Er war weiter gegangen, blieb nun aber auch stehen und drehte sich zu mir um.
„Dann brauchst du mich nicht mehr? Muss ich das Versteck verlassen?" In meinem Kopf baute sich eine wahre Fragen-Flut auf, die mich zu überrollen drohte. Wieso? Wo soll ich denn stattdessen hin?
Und dann lachte er. Ich hatte Orochimaru in all den Jahren schon die verrücktesten und gruseligsten Lachen ausstoßen hören, aber dieses hier klang vollkommen anders. Es klang ehrlich amüsiert.
„Natürlich nicht! Ich brauche das Gen nicht, weil ich dich als Leibwache habe. Wenn du mich immer begleitest, dann brauche ich das Gen selbst nicht. Du wirst mich doch immer begleiten, oder?"
Sofort antwortete ich ihm laut und mit voller Freude: „Immer!" Ich holte wieder zu ihm auf und wir gingen weiter.
„Du hast mich von allen immer am besten verstanden", murmelte Orochimaru dann. Und ich erinnerte mich an das erste Mal, dass er mir seinen Plan verraten hatte. Er war vielleicht kein guter Mensch, aber er war ein fantastischer Wissenschaftler und er war immer nett zu mir gewesen. Er hatte alles für seine Überzeugung aufgegeben und sein ganzes Leben der Wissenschaft verschrieben. Egal was andere über ihn dachten, ich war durch ihn ebenfalls ein Fan der Wissenschaft geworden. Es hatte meinem Leben einen Sinn gegeben, wie es zuvor nichts anderes geschafft hatte.
„Alles für die Wissenschaft", sagte ich nur und spürte plötzlich Oros Arm auf meiner Schulter. Wir waren am Versteck angekommen. Etwas steif versuchte ich mich von ihm zu lösen, um mich endlich um die kleine Guren zu kümmern, doch er ließ nicht locker. Er zog mich stattdessen enger an sich und neigte den Kopf, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben. Daraufhin ließ er mich endlich los und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich ein Lächeln auf seinem Gesicht, bevor im Eingang des Verstecks verschwand.


--------------
Autor:  favouriteLife23

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 25, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Naruto - One Shots! (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt