Kapitel 10

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Wie erstarrt stand ich noch immer an der gleichen Stelle, konnte meinen Blick nicht von dem britischen Schauspieler abwenden, den ich mit geweiteten Augen so stark fixierte, das ich alles um mich herum ausblendete. »Oh, sie kennt mich!«, lachte der Gast, sah amüsiert zu seinem Freund und holte mich endlich aus meiner Schockstarre zurück. Während der Blauäugige zaghaft nickte, seine Arme verschränkte, bildete sich auf meinem Gesicht ein breites Grinsen.
»Natürlich!«, krisch ich wie ein Teeanger, stieg über die Stifte und ging einen Schritt auf Benedict zu. »Ich liebe die Sherlock Serie, in der Sie mitgespielt haben. Die ist einfach unglaublich und hat mich vom ersten Moment an gefesselt.« Begeistert klatschte ich in die Hände und schaute ihn verträumt an. »Sherlock Holmes ist ein beratender Detektiv, der seinen Gegenspielern und Mitmenschen stets drei Schritte voraus ist. Dank seiner ungeheuren Beobachtungs-, Auffassung- und Schlussfolgerungsgabe ist er der Londoner Polizei weit überlegen.« Ich stand mittlerweile direkt vor ihm, schaute in seine blauen Augen, die einen leichten grünen Schimmer hatten, war augenblicklich hin und weg von diesem Mann. Das ich jemals vor ihm stehen werden, hätte ich mir in meinen kühnsten träumen nicht ausgemalt.
»Es freut mich, dass es Ihnen gefallen hat. Sie scheinen ein richtiger Fan zu sein. Es ist immer wieder erfrischend auf solch eine Begeisterung zu stoßen. Genau wegen diesen glänzenden Augen weiß ich, dass ich mir den richtigen Job ausgesucht habe.« Der Brite wirkte aufgeschlossen und hatte genau wie mein Chef, immer ein Lächeln auf den Lippen. Da er ein guter Freund von Tom war, wird es vielleicht auch nicht das letzte Mal sein, das ich ihn treffe.
»Ben, darf ich dir unser Kindermädchen Mila vorstellen?« Der Tonfall des Dunkelblonden schien ein wenig angesäuert, aber da mein Augenmerk gerade auf den Braunhaarigen lag, ignorierte ich das unbeabsichtigt. »Anscheinend ist sie ein Fan von dir, kennt aber keinen einzigen Film von mir«, brummte der Blauäugige. Das der Sherlock Holmes Darsteller seine Augen verengte, dabei seinen Kopf leicht schief legte, saugte ich mit meinen Augen auf.
»Bist du neidisch oder was soll dieser seltsame Unterton?« Überrascht schaute ich zu dem Schauspieler, für den ich arbeitete, der in diesem Augenblick einen freundschaftlich Klaps von Benedict auf die Schulter bekam.

»Quatsch!«, fauchte der Ältere, verzog sein Gesicht, während er energisch den Kopf schüttelte. Sein bester Freund hob belustigt seine Augenbrauen, ehe er sich wieder an mich wandte und den Meter, der uns voneinander trennte, mit einem großen Schritt überbrückte.
»Mila, schön Sie kennenzulernen.« Benedict reichte mir seine Hand, die ich freudig ansah. Ich darf ihn berühren, fragte ich mich und legte aufgeregt meine Hand, in die seine, um sie anschließend zu schütteln.
»Die Freude ist ganz meinerseits«, stammelte ich nervös, hielt noch immer die Hand des Älteren.
»Mila, könntest du das aufräumen!«, befahl Tom zu dem ich sah und der mit seinem Finger auf den Boden zeigte, wo noch immer die Stifte verteilt lagen.
»Natürlich«, bemerkte ich befangen und schämte mich, dass Chaos nicht schon viel früher aufgeräumt zu haben. Ich grinste den Sherlock Holmes Darsteller noch einmal an, bevor ich seine Hand losließ und mich meiner Arbeit widmete, die ich nicht aus den Augen lassen sollte. Blitzschnell und voller Tatendrang ging ich auf meine Knie und sammelte einen Stift nach dem anderen auf. Dabei bemerkte ich, wie nervös mich die Anwesenheit von dem Gast meines Arbeitgebers machte.
»Haben Sie auch meine Filme als Doctor Strange in Marvel gesehen?«, fragte mich Benedict, weshalb ich kurz zu ihm aufsah, aber mein Augenmerk auf den Dunkelblonden richtete, der genau in diesem Moment seine Augen verdrehte. Verwundert über diese Reaktion stand ich auf, die zahlreichen Stifte fest in meiner Hand.
»Marvel?«, forschte ich, konnte mit diesem Begriff nichts anfangen.
»Das Marvel Cinematic Universe ist ein Franchise und fiktives Universum, in dem eine Reihe von Superheldenfilmen spielt. Ich bin ein Teil davon«, bemerkte er stolz. Während ich meine Augen schmälerte, steckte ich die Stifte zurück in das vorhergesehene Mäppchen.
»Nein«, murmelte ich, wandte mich an die zwei Schauspieler. »Superheldenfilme schaue ich nicht, da sie mich nicht ansprechen. Immer diese nervtötenden Bösewichte, die meist eine schmerzhafte Kindheit hatten und deshalb der Meinung sind, die ganze Welt zu zerstören. Dann tauchen diese angeberischen Superhelden auf und egal wie hoffnungslos es ist, sie schaffen es, den Bösewicht aufzuhalten«, erklärte ich.

and then came the nanny (Tom Hiddleston FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt