Mein Plan stand somit fest und ich musste mehr über ihn herausfinden, obwohl ich Angst davor hatte, was ich hätte finden können, doch warum gab er sich ausgerechnet mit mir ab, wenn mich die ganze Welt hasste?
Habe ich mir etwa die ganze Zeit nur eingebildet, dass ich nicht liebenswert sei und zerstörte mit meiner Suche nach diesem Akio vielleicht mein eigenes Weltbild? Habe ich all die Jahre nur Pech gehabt, mit den Menschen, die mich tagtäglich umgaben und war die Welt gar nicht so böse, wie ich es mir mein ganzes Leben eingeredet hatte?
Nein, ich habe mich nicht getäuscht. Jeder hasst mich und wahrscheinlich spielt er auch nur Spielchen mit dir. Vertrau ihm nicht. Vertrau niemandem.
Ich schob diese Gedanken beiseite und setzte mein Vorhaben in die Tat um.
Natürlich hätte ich Akio auch online direkt zur Rede stellen können, aber ich wollte vorsichtig vorgehen, da er ja auf meine Schule ging und noch immer die Möglichkeit bestand, dass er mich durchschaut hatte, kannte und nur auf seinen Moment wartete, um mich in die Pfanne zu hauen und falls dies der Fall gewesen wäre, wollte ich es ihm nicht zu einfach machen.
Als ich nach der Schule nach Hause kam, dieses Mal ohne neue blaue Flecken, schmiss ich meine Tasche in die letzte Ecke, schloss meine Tür ab und warf mich vor den Rechner, um die längst überfälligen Nachforschungen anzustellen.
Ich loggte mich sofort ein und gab seinen Namen in die Suchleiste ein und begutachtete jedes noch so kleine Detail seiner Seite, doch mir fiel nichts verdächtiges auf – ganz egal, wie lange und intensiv ich suchte. Er hatte noch immer kein Profilbild und auch auf keinem anderen Bild ist er innerhalb der letzten Wochen verlinkt worden.
Ich checkte seine Freundesliste, doch auch die war sauber. Er folgte einer gesunden Menge Frauen und auch Typen, die ich von der Schule kannte. Hätte ich diese blöde Liste früher gecheckt, hätte ich ihm nie eine Nachricht geschrieben – oder mich mit ihm geöffnet.
Was er wohl im Schilde führte? Ich hätte ihn am liebsten zur Rede gestellt, doch ich wollte auch ungern so schnell mit der Tür ins Haus fallen, denn ich wollte ihn nicht verjagen. Ich versuchte an irgendwelche Details zu denken, die er mir verraten hatte.
Er war achtzehn Jahre alt und er hieß Akio – das ist eigentlich alles was ich über ihn wusste. Er erzählte mir nichts über seine Familie und als ich nach seinen Hobbys fragte, nannte er mir nur das Klischee schlechthin – Sport.
Er sagte mir, dass er viele Freunde hatte, doch als ich mehr über diese herausfinden wollte, blockte er ab oder wechselte das Thema, doch er verlangte von mir, dass ich ihm jedes noch so kleine Detail über mein Leben verrate. Als ich ihn darauf ansprach, sagte er, dass er sich für mich interessierte und er kein so spannendes Leben führte, wie ich dachte und es über ihn nichts zu erzählen gab.
Somit war er für mich noch immer eine Art Phantom – ich habe heute seinen Namen gehört, doch ich war trotzdem davon überzeugt, dass er doch nicht existierte und ich mir anfing Dinge einzubilden, um nicht komplett die Nerven zu verlieren.
Ich wusste nicht was ich glauben sollte, doch wenn ich nicht bald Antworten bekommen hätte, wäre ich ausgeflippt und hätte für nichts garantieren können. Wie aufs Stichwort ploppte unerwartet eine Nachricht auf – wenn man vom Teufel spricht.
Ich zögerte und starrte auf die rote Eins, die mir sagte, dass mich ein neuer Chat erwartete, doch irgendwie war ich nicht bereit, denn ich wusste, dass wenn ich nun auf die Nachricht klickte, ich Antworten verlangt hätte und ich war nicht bereit, denn ich wusste nicht, ob es das war, was ich wirklich wollte.
Am liebsten hätte ich ihn blockiert, mein Computer aus dem Fenster geschmissen und mich in meinem Bett verkrochen, doch die Neugier übernahm meinen Verstand und schon las ich das, was er mir zu sagen hatte, doch ich wurde nicht schlau daraus und, ehrlich gesagt, genügte es mir nicht. Seine Frage war kurz und doch fingen meine Beine an zu zittern.
Akio: Habe ich etwas falsches gesagt?
Nein. Natürlich hast du das nicht. Ich war das Problem. Ich bin nicht gut genug für dich.
Mir schossen plötzlich die selben Gedanken durch den Kopf, die schon seit meiner Geburt mietfrei dort oben wohnten. Mir fiel keine passende Antwort ein, die alles kurz und knapp erklärt hätte, doch ich wollte den Kontakt nicht zu ihm verlieren, denn er schien der einzige Mensch zu sein, der mir sprechen wollte, ohne mich zu verurteilen, beleidigen oder mich anzulügen und ich musste ihm zeigen, dass ich dies zu schätzen wusste.
Ich beantwortete nicht seine Frage, sondern forderte die Antworten, die ich verdiente.
Mika: Nein. Ich habe mir nur ein paar Gedanken gemacht. Darf ich dir eine Frage stellen?
Ich schickte die Antwort ab, doch nach einer Sekunde wurde mir klar, dass ich keine Erlaubnis von ihm haben wollte, deshalb fragte ich darauf los.
Mika: Wer bist du eigentlich?
Ich wartete auf eine Reaktion, doch ich starrte mehrere Minuten nur auf den Bildschirm und zählte jede Sekunde, die verging. Seine folgende Antwort enttäuschte mich.
Akio: Das weißt du doch. Hast du mich etwa schon vergessen?
Er nahm mich nicht ernst. Ich hätte es wissen sollen. Ich habe ihn nie richtig gekannt. Er war noch immer ein Fremder für mich.
Wusste ich, wie er aussah? Nein. Er hätte genauso gut ein sechzigjähriger alter Opa gewesen sein können.
Warum verschwendete er seine Zeit mit mir? Ja, ich musste herausfinden, wer er war, jedoch hatte ich keinen einzigen Anhaltspunkt und deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zur Rede zu stellen. Genervt haute ich auf die Tasten und ließ meinem Frust freien Lauf.
Mika: Ich glaube, dass ich gar nichts weiß. Ich finde es ziemlich merkwürdig, dass du kein Profilbild hast und noch komischer finde ich es, dass du auf keinem Bild markiert wurdest, obwohl du doch so viele Freunde hast. Woher ich das weiß? Du prahlst stetig mit ihnen und mich nervt es, denn nicht jeder hat so ein großes Glück. Trotzdem schreibst du mir, doch auch ich habe kein Profilbild. Du weißt nicht wer ich bin. Warum schreibst du mir also? Das ergibt keinen Sinn. Bitte tu mir einen Gefallen und komm nun nicht mit der Ausrede an, dass du hier neue Freunde suchst, denn jemand, der so viele wie du hat, hat dies nicht nötig. Wer bist du eigentlich?
Ich dachte nicht eine Sekunde über meine getippten Worte nach und schickte sie sofort ab.
Mein Angstschweiß tropfte meine Stirn herunter und plötzlich wurde mir ganz heiß, was mich dazu zwang, das Fenster zu öffnen und die kühle Luft von draußen einzuatmen. Mir wurde schlecht, denn ich kam wieder in der Realität an und verstand erst jetzt, was ich hier tat.
Genau deshalb ist es besser, dass du keine Freunde hast.
Ich schüttelte mit dem Kopf und kam mir so dumm vor. Er dachte jetzt bestimmt, ich wäre total gestört und er lag ja gar nicht so falsch mit seiner Beobachtung.
Ich schloss das Fenster erneut und setzte mich in meinem abgedunkelten Zimmer wieder vor den Rechner und biss auf meinen Nägeln herum, um mich auf andere Gedanken zu bringen.
Ping! Der Moment der Wahrheit ist gekommen und das Blut gefror mir in den Adern.
Akio: Ich denke es ist Zeit, dass wir uns persönlich unterhalten.
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Liar | Oikawa x OC
FanfictionRan scheint keine strahlende Zukunft zu haben, da sie tagtäglich gemobbt und ausgegrenzt wird - warum, das weiß sie selber nicht. Als sie eines Tages dem beliebtesten Jungen, und gleichzeitig ihrem schlimmsten Feind, begegnet, scheint dieser Interes...