Weiche Knie

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Montagmorgen. Die helle Sonne, die mein Gesicht wärmte, als ich durch mein verheultes Gesicht strich. Ich hielt meine verbundene Wunde am Arm, die ich sofort verarztet habe, als meine Mutter letzte Nacht ihren Kummer an mir ausließ.

Ich werde ihr das niemals verzeihen.

Ich habe den gesamten Sonntag im Bett verbracht, wie immer. Ich habe meinen PC nicht angesehen und auch mein Handy hat nicht vibriert, was bedeutet, dass mir Oikawa nicht geschrieben hat. Vermisste er nicht seinen Geldbeutel? Ich wartete nur auf eine Reaktion von ihm, denn ich war zu verwirrt, mich zuerst bei ihm zu melden, deshalb tat ich einfach so, als wäre dieses Wochenende nie passiert – na ja, aber seine Kreditkarten brauchte er trotzdem zurück.

Warte! - jetzt wo ich so darüber nachdachte, wäre es bestimmt lustig, mir von seinem Geld ein Flugticket zu kaufen, damit ich dieser Hölle endlich entfliehen konnte, aber irgendetwas sagte mir, dass da eine fette Klage ins Haus geflattert käme und dann hätten mich meine Eltern umgebracht, aber dafür hätten sie mich erst mal finden müssen. Genug von diesem Unsinn – die Schule ruft.

Ich kramte meine Ersatzuniform aus meinem Schrank und zog sie gegen meinen Willen an, denn ich war zu müde um mich an Regeln zu halten, aber auch die Angst vor einer weiteren Strafe suchte mich heim, deswegen fügte ich mich einfach.

Diesen Morgen übersprang ich alles was man konnte – kein Makeup, kein Frühstück und keinen Blick in den Spiegel.

Ich zog mich um, kämmte meine Haare, schnappte meine Tasche, gefüllt mit Schulbüchern, Notizbüchern und Oikawas Geldbeutel und machte mich so schnell aus dem Staub, wie es nur ging.

Ich war mir sicher, dass meine Mutter entweder schon im Büro ihren Kummer an ihren Angestellten ausließ, oder sie ihren Rausch in ihrem Ehebett ausschlief. Mein Vater hat sich nicht mehr blicken lassen. Egal ob gestern Abend oder diesen Morgen.

Das Haus war still. Niemanden zu sehen und nichts zu hören. Es war ein ruhiger Morgen.

Als ich das Haus verließ und mich auf den Weg zur Schule machte, zitterten meine Beine und ein Unwohlsein suchte mich heim und am liebsten wäre ich wieder zurück gegangen und hätte mich in meinem Zimmer eingeschlossen, bis mein Dad meine Tür mit einem Rammbock dem Erdboden gleich gemacht hätte und mich eigenhändig zur Schule geschliffen hätte.

Draußen spielte der Nebel mit der kühlen Luft und sofort bekam ich Gänsehaut und es stockte mir für eine Sekunde den Atem.

Ich hatte Angst. Ich hatte keine Angst. Ich hatte Gefühle. Ich fühlte nichts mehr.

Ich fragte mich, warum ich es überhaupt noch versuchte. Woher hatte ich die Kraft, mich jeden Tag noch aus meinem Haus zu trauen und mich unter Leute zu wagen, denen ich nicht egaler sein konnte. Mich konnte doch niemand leiden – also warum das alles?! Was wollte ich mir hier beweisen? Ich brauchte Antworten auf diese Fragen, weil ich endlich herausfinden musste, was mit mir nicht stimmt. Warum das alles?

Meine Füße waren von meinen dünnen Schuhen feucht geworden, als ich gedankenversunken durch eine Pfütze ging und gar nicht bemerkte, dass ich der Schule immer näher kam. Ich bemerkte kurz ein warmes Gefühl in meinem Bauch und leider konnte ich mir denken, warum ich so fühlte.

Ich hatte noch einige Minuten, bis der Unterricht begann also nutze ich die Zeit und schaute mich auf dem Schulhof um, doch Oikawa war nirgends zu entdecken, was mich nervte.

Am liebsten hätte ich ihn so schnell wie möglich gefunden, ihm seinen verfluchten Geldbeutel an den Kopf geschmissen und dann ganz schnell das Weite gesuchte, aber so leicht wollte er es mir anscheinend nicht machen, also schoss mir die Lösung in den Kopf – das Schuldach. Da würde er diese Pause sein, also hatte ich keine Wahl und musste die erste Stunde hinter mich bringen.

Liar | Oikawa x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt