Flugzeug

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Ich fühlte mich überrumpelt und ich war verwirrt. Er ist so schnell gekommen, wie er auch wieder gegangen war und ich hatte noch mehr Fragen als vorher.

Ich schloss die Tür hinter mir ab, zerknüllte das Papier in meiner Hand und ging wütend die Treppen nach oben in mein Zimmer.

Er dachte doch wohl nicht ernsthaft, dass ich ihm nach seinem schlechten Schauspiel vertraute, oder?

Jedoch fragte ich mich ein für allemal, ob er nicht doch eine Chance verdient hatte, denn ich hatte doch nichts zu verlieren. Ich hatte keine Freunde, meine Familie und jeder in meiner Schule hasste mich und ich musste sogar schon Prügel einstecken, die mir heute noch in den Knochen hang.

Wie schlimm hätte mein Leben denn noch werden sollen, wenn er tatsächlich nur vor hatte mich zu belügen?

Als ich in meinem Zimmer angekommen war, atmete ich schwer ein und aus, entknüllte das Papier und begutachtete seine Handschrift, die fast genauso schön war, wie er. Auf dem Zettel stand nur sein Name und darunter eine lange Nummer. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich seine Nummer unter meinem blauen Mauspad versteckte.

Meine Neugierde wachte über mir und wurde immer stärker, als ich ihm in den darauffolgenden Tagen auf dem Schulflur begegnete und er so tat, als würden wir uns nicht kennen.

Er sah mich nicht an und behandelte mich weiterhin wie Luft aber ich war froh, dass es so war und er wirklich unsere unangenehme Begegnung, und auch seine merkwürdige Aktion bei mir Zuhause, für sich behielt.

So viel zu, er würde sich ändern und mir irgendwas beweisen, das sich eher als leere Gerede herausstellte. Ich hätte es wissen müssen.

Gerade als ich ihn endgültig vergessen wollte, passierte etwas, mit dem ich im Traum nicht gerechnet hätte.

Als ich den Flur entlang ging, mein Blick gesenkt, da ich unbemerkt zur nächsten Stunde kommen wollte - und auch nicht von Oikawa erwischt werden wollte, der einige Meter vor mir mit seinen Freunden über das nächste Training tratschte - rempelte mich absichtlich Ayumi an, was meine Phantomschmerzen von ihrer Attacke vor ein paar Wochen wieder in mein Gedächtnis rief.

"Oh nein, jetzt muss ich meine Uniform verbrennen.", sagte sie spöttisch und ihr Gefolge kicherte laut auf, um die anderen Schüler um uns herum auf mich aufmerksam zu machen und das gelang ihr mit Leichtigkeit, denn jetzt lagen auch die Augen von Oikawa auf mir, der das Geschehen gespannt beobachtete.

"Dir ist schon bewusst, dass du in mich reingelaufen bist? Du hättest ganz leicht ausweichen können.", sagte ich kleinlaut und versuchte ihr nicht in die Augen zu sehen, denn sie konnte andere leicht mit ihrem Blick töten - in ihrem Fall war es weit mehr als nur eine Redewendung.

"Wirst du jetzt etwa frech zu mir? Hat dir letztes Mal nicht gereicht?", sagte sie und kam einen Schritt näher auf mich zu und ich konnte in ihrer Stimme hören, dass sie es ernst meinte und mir nach der Schule eine nächste Lektion hätte erteilen können, doch ich war zu müde für so etwas.

Mich in irgendeiner dunklen Gasse erneut zu erniedrigen hätte nichts gebracht, denn ich war zu schwach und hätte mich heute nicht wehren können und so hätte es niemanden von ihnen einen Spaß bereitet, denn war es nicht das, worum es ihr all die Zeit ging?

Sich besser zu fühlen und sich gleichzeitig an dem Schmerz anderer zu erfreuen, doch dafür hätte sie sich ein anderes Opfer suchen müssen - bei mir war der Zug lange abgefahren.

"Hey! Lass es gut sein!", hörte ich eine tiefe Stimme, die sich ein paar Meter entfernt von mir einmischte. Es war Oikawa.

"Verteidigst du sie etwa? Auf wessen Seite stehst du eigentlich?", antwortete Ayumi verärgert und wollte nicht von mir ablassen, weshalb sie sich nicht vom Fleck bewegte, ihren Blick aber in seine Richtung lenkte.

Liar | Oikawa x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt