Die Aussprache

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Als ich mit schwitzigen Händen die Tür öffnete, stand er vor mir und mir stockte für eine Sekunde der Atem. 

Ich musste zugeben, dass ich einen Narren an seinem Aussehen gefressen habe und vielleicht konnte ich auch bald Interesse an seinem Charakter finden, aber dafür musste er mich erstmal umstimmen und das sollte für ihn eine Mammutaufgabe werden.

Jedes seiner Haare saß am rechten Platz und sein schwarzer Rollkragenpullover schmiegte sich wie angegossen an seine Haut und betonte leicht seine Muskeln, die er durch sein tägliches Training bekam. Verdammt, dieser verfluchte Duft, der mir wieder in die Nase stieg und mein Gehirn vernebelte - gerade jetzt, wo ich mich am meisten konzentrieren musste.

"Hey.", war das einzige, was ich auf die Schnelle herausbekam und ich wollte ihm eher das Reden überlassen.

"Hi! Darf ich reinkommen?", fragte er mit einem Lächeln auf seinen Lippen.

Ich ging ihm aus dem Weg und gewahr ihm Einlass.

"Hast du Hunger? Deinen Magen konnte ich schon unten in der Lobby knurren hören.", fragte er mich und ich bemerkte gar nicht, dass er eine kleine Plastiktüte in seiner Hand trug. Erst als er diese auf den kleinen Tisch stellte und seinen Fund präsentierte, sank auch meine Nervosität und ich versuchte meinen Fokus auf das Essen zu werfen, das er gerade auspackte und mir anbot.

"Fragst du dich gar nicht, was du hier sollst?", fragte ich stattdessen und strich mir parallel über meine beiden Arme, die ich überkreuzte, während er mir eine Cola hinhielt.

"Du sagtest, dass du reden willst. Bis du soweit bist, werde ich warten und bis dahin können wir etwas essen. Setz dich!", sagte er und deutete auf das Bett, während er es sich auf dem Stuhl vor mir bequem machte.

Er war wie ausgewechselt. Er verhielt sich, als wenn wir seit Jahren schon die dicksten Freunde wären - irgendwie verdächtig. Was führte er im Schilde?

"Rede ich gerade mit Akio oder mit Oikawa?", fragte ich und es war wie ein Zwang, diese Frage zu stellen, denn mir spukte schon lange dieser Gedanke in meinem Kopf herum. Wer war er eigentlich? Was war sein wahres Ich?

"Wovon zur Hölle redest du?", fragte er grinsend und öffnete eine kleine Tüte Chips, wobei ich ihn wortlos beobachtete und eine Antwort erwartete, denn ich wusste, dass ihm bewusst war, wovon ich redete.

Er steckte sich einen Chip in den Mund und hielt mir die Tüte hin - als hätte er sich über mich lustig gemacht. Ich starrte nur darauf und dachte wieder laut. 

"Du hast gedroht, mich vom Schuldach zu schmeißen. Du hast mich beleidigt. Du hast mir Stalking unterstellt...", fing ich an seine Taten aufzuzählen und bei meinem letzten Punkt, ich hätte schwören können, habe ich ein leises höhnisches Lachen von ihm vernehmen können, aber ich unterdrückte meinen Zweifel und fuhr fort.

"...und nun soll ich das Essen essen, mit dem du mich in aller Öffentlichkeit, vor allen anderen, beschmissen hast?", fragte ich und erwartete keine Antwort von ihm, aber die Chance ließ er sich nicht nehmen.

"Was willst du eigentlich?", fragte er, legte die Chips zur Seite und wirkte langsam genervt, aber es fiel mir schwer seine Reaktion zu verstehen.

"Ich möchte es nur verstehen.", gestand ich.

"Was genau?"

"Als ich mit Akio gesprochen habe, fühlte ich mich so aufgehoben und verstanden. Er hat mir Hoffnungen auf Glück gemacht und dieses Gefühl habe ich sehr genossen, denn ich hatte es nie leicht, doch das musst, selbst du, gemerkt haben. Vergiss das, was Mika gesagt hat, denn das war nicht ich. Es war eine Maske, die ich aufgesetzt habe, genauso wie du. Aber du weißt nun, wer ich bin und ich habe nicht viel zu verstecken, deshalb fragte ich mich, wer dieser Akio ist. Warum ist Oikawa so ein Arschloch?", fragte ich und ließ alles raus, was mir auf der Zunge lag.

Liar | Oikawa x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt