3

317 22 0
                                    

Hatte dieser kleine Nerd tatsächlich geglaubt, er könnte sich ewig verstecken und davonlaufen? Für wen hielt er sich? Schon damals als das FBI den Haftbefehl gegen Jake erlassen hatte, hatte er diesen kleinen Spinner in der Hand. Er hatte ihm diese Nachricht, getarnt als ein anderer Mitarbeiter, zukommen lassen, damit Jake die Möglichkeit hatte zu verschwinden. Ihn einfach so ins Gefängnis wandern zu lassen war viel zu harmlos für das was er ihm antun wollte. Nein, Jake sollte leiden. So richtig. Es wurde zu einer Art Jagd über all die Jahre und der Nervenkitzel war noch immer der gleiche wie am ersten Tag. Nur gestaltete Jake sein Leben mittlerweile viel interessanter. Er beging plötzlich Fehler, wurde leichtsinnig und verließ sich viel zu sehr auf sein Können anstatt das zu sehen was im Dunkeln im Schatten verborgen auf ihn lauerte. Und jetzt endlich hatte er ihn gefunden. Er hatte nur warten müssen. Diese Frau, Leah, sie bedeutete ihm etwas. Er wusste, Jake würde sich früher oder später bei ihr melden, denn noch nie in all den Jahren der Flucht hatte er jemanden so nah an sich heran gelassen wie sie. Was auch immer Leah und Jake verband, dieses Band würde er zerstören. Für immer.

Er hatte seinen Standpunkt bis auf eintausend Meter eingrenzen können, dann plötzlich hatte Jake sich in Bewegung gesetzt. Und auch Leah verhielt sich plötzlich anders als noch zuvor. Er kannte sie und ihr Verhalten in und auswendig. Monatelang hatte er sie und ihr Leben studiert. Wo sie arbeitete, wo sie einkaufte, wer ihre Freunde waren, kannte ihre Gewohnheiten, ja sogar ihre Wohnung. Und dann machte sie plötzlich Dinge, die zuvor nicht geschehen waren. Sie ging joggen, kehrte spät mit einem Taxi und Krücken zurück. Sie lief beim größten Regen ohne Schirm kopflos aus dem Haus und kehrte an diesem Abend nicht mehr in ihre Wohnung zurück. Wäre ihr etwas geschehen, hätte er das mitbekommen. Also hatte das einen anderen Grund. Leah war ein Gewohnheitsmensch. Sie schlief grundsätzlich daheim, außer im Urlaub. Aber auch diesen hatte sie in den letzten sechs Monaten immer zu Hause verbracht anstatt sich wie manch andere in einem Hotel im Ausland zu amüsieren. Und dann plötzlich kehrte sie zurück in ihre Wohnung, doch sie war nicht allein. Er war bei ihr gewesen. Jake hatte den größten Fehler seines Lebens begangen. Er hatte sich sicher gefühlt und von Gefühlen blenden lassen.

Als er die Wohnung betrat war alles ruhig gewesen. Nicht nur Jake hatte so einiges in Bezug auf Computer und die Technik drauf. Es gab hier noch viele andere, die Fachleute auf ihrem Gebiet waren. Einer davon war er. Es hatte ihn etwas Zeit gekostet, doch hatte er Jakes Sicherheitssystem umgehen und blenden können, sodass es ihm möglich war den Raben aus Blut in Leahs Küche an die Wand zu platzieren und auch das Bild von Jake und ihr im Schlafzimmer zu machen. Wie sie da gelegen hatten. Er hätte sie beide einfach umbringen können, aber das war zu einfach. Wo war da der Nervenkitzel? Sollte sich das neue Traumpaar doch noch ein Weilchen miteinander vergnügen. Auch ihr Schloss hatte kein Hindernis für ihn dargestellt. Es benötigte nur ein wenig Know-how seinerseits.

Und nun war ihr Auto verschwunden. Ebenso wie die beiden, die allein für ihn nun Zielscheibe Nummer eins waren. Zu gern hätte er die Reaktionen auf sein Kunstwerk gesehen, aber er musste leider zugeben, dass Jake alles erdenkliche getan hatte um seinen Laptop vor fremden Zugriffen zu sichern. Bis zu dem Punkt, an dem er einen kleinen Durchbruch erzielte. In der Zwischenzeit hatte er Leahs Auto angezapft und über das GPS mitverfolgt wohin sie unterwegs waren. "Ein Motel also mitten im Nirgendwo" murmelte er und ein Lächeln zierte für einen Augenblick seine Gesichtszüge. Jake hatte sich um ihr Handy gekümmert und dieses Nym-Os tat zuverlässig seinen Dienst. Aber die neuen Fahrzeuge waren serienmäßig mit GPS ausgestattet um sie im Falle eines Unfalls orten zu können. Das hatte er wohl außer Acht gelassen. Wieder einer von Jakes Fehlern die in Gegenwart dieser Frau immer mehr wurden. War es die rosarote Brille oder seine Hormone die ihn fahrlässig werden ließen? Hatte er Jake bisher doch als ebenbürtigen Gegner gesehen, so bröckelte eben diese Fassade nun massiv. Er musste nur warten, denn er kannte bereits das Ziel der beiden. Er selbst hatte dafür gesorgt, dass es ihre Aufmerksamkeit weckte. Und so kam es, dass die beiden Stunden später schließlich die letzten Kilometer in Richtung Duskwood auf sich nahmen. Sie hatten ja nicht den Hauch einer Ahnung, dass sie ihm direkt in die Falle gingen.

Der Zugang zu Jakes Computer stand und er versuchte ein paar Dinge, aber das System reagierte noch nicht wie gewünscht. So hatten die beiden Turteltäubchen noch ein wenig Verschnaufpause bevor er ihnen aufzeigen würde, dass sie nicht entkommen konnten. "Das, meine Lieben, ist erst der Anfang" murmelte er, lächelte und schaltete schließlich nach weiteren Stunden Jakes Alarm ein und darauf folgend schließlich die Kamera. Da waren sie. Beide wohl auf und Jake versuchte der Situation Herr zu werden. Er hielt die Kamera zu und ein wenig ärgerte ihn das. Auch das sie nicht miteinander sprachen. Aber gut, so ganz schien Jake wenigstens die ganzen Regeln nicht vergessen zu haben. Und dann kam das Finale. Er schaffte es für einen Moment Jakes System zu überlisten und eine eindeutige Botschaft zu senden. Sie wussten mit Sicherheit was das zu bedeuten hatte. Lächelnd sah er wie blass Leah wurde, denn Jake nahm wieder die Hand von der Kamera und Leah griff nach dieser als bräuchte sie seinen Beistand um zu verdauen was ihr eben bildlich vorgesetzt wurde. Zufrieden lehnte er sich zurück und atmete durch. Es war egal, dass er den Zugang zu Jakes Computer verlor. Sein Ziel hatte er dennoch erreicht. Er wusste wo sie waren und kannte alle sonstigen Begebenheiten. Indem Jake Leah kontaktiert und mit sich genommen hatte, hatte er sie mitten in die Schussbahn gebracht. "Alles was nun geschieht ist deine Schuld" Er stand auf und machte sich bereit. Immerhin kam es nun auf ihn an. Sein persönlicher Einsatz war jetzt notwendig damit er das bekam was nötig war um Jake durch die Hölle gehen zu lassen. So zog er die Kapuze seiner Jacke über den Kopf und tief ins Gesicht, zog sich schwarze Handschuhe über seine Hände und griff schließlich nach einer schwarzen Tasche. Mit dieser verließ er den dunklen Raum in welchem er sich seit einiger Zeit aufgehalten hatte. Es war Zeit.

Duskwood is waiting... (Jake/MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt