Es war an der Zeit das Spiel weiter zu spielen und Jake zu beschäftigen. Leah für ihren Teil war erstmal außer Gefecht gesetzt. Zumindest würde sie hier niemand toben und schreien hören. Diese Hütte hier lag tief im Wald von Duskwood verborgen und nur ein einziger Weg führte zu ihr. Der gleiche Weg den Richy als kleiner Junge damals genommen hatte. Sie nannten sie alle nur die Mutprobenhütte. Aber seit der Sache welche Richy vor einem halben Jahr groß aufgezogen hatte, traute sich niemand mehr einfach so in den Wald und das kam ihm zu Gute. So setzte er sich in das abgedunkelte Zimmer und begann auf seiner Tastatur zu tippen. Draußen wurde es langsam hell und er war sich sicher, dass der liebe Jake mittlerweile höchstwahrscheinlich alles versuchte um seine geliebte Freundin zu finden. So setzte er sich das Headset auf, schaltete den Stimmenverzerrer ein und wählte die Nummer des Telefons welches sich im Ferienhaus befand in welchem Jake sich niedergelassen hatte.
Jake starrte auf seinen Laptop und raufte sich die Haare. Dieser Radius war einfach viel zu groß. Es würde ewig dauern diesen genau zu erkunden und auch Alan konnte nicht überall gleichzeitig sein. Es machte ihn wahnsinnig nicht zu wissen wo man Leah hingebracht hatte. Die Minuten und Stunden kamen ihm wie eine Ewigkeit vor. Als er sich nach dem Entkommen aus der Eisenbruchmine nicht hatte bei ihr melden können, war es Jake unglaublich schwer gefallen. Er hatte seine Gedanken und Gefühle stets unter Kontrolle halten müssen und doch war ihm das nicht immer gelungen. Er hatte sich danach gesehnt ihre Stimme zu hören, mit ihr zu schreiben, irgendwie mit ihr Kontakt zu haben. Und doch wusste er selbst, daß es gefährlich und somit unmöglich war. Bis zu dem Zeitpunkt als er es nicht mehr ausgehalten hatte und in ihre Stadt gefahren war. Als das Telefon klingelte, lief er zu diesem und starrte es an als wäre es der Teufel persönlich. Wer rief hier an? Alan schloss er von vorn herein aus. Er hatte keine Ahnung wo Jake sich befand. Also blieb nur noch eine einzige Option übrig. Er hob mit schnell schlagendem Herzen den Hörer ab. "Hallo?"
Auf der anderen Seite der Leitung atmete jemand ins Telefon bevor er sprach. "Jake, schön dich zu hören" Diese Stimme...da war eindeutig ein Stimmenverzerrer mit ihm Spiel. Jake kannte sich aus. Er hatte selbst so einen benutzt, mehrfach und zur Verschleierung seiner wahren Identität. "Wer ist da?" fragte er und versuchte so ruhig und so monoton wie möglich zu klingen. Sein Gehirn lief auf Hochtouren. "Du glaubst nicht allen ernstes daran, dass ich dir einfach so meinen Namen auf dem Silbertablett serviere, oder? Komm schon, hast du in all den Jahren alles verlernt?" Jake dachte nach. All die Jahre... Es musste also jemand sein, den er früher schon gekannt hatte. Allerdings fiel ihm niemand ein der ihm so etwas antun würde. "Wo ist sie? Wo ist Leah?" Er wusste zumindest eines, die Person am Telefon hatte mit Sicherheit Leah entführt. "Sie genießt meine Gastfreundschaft" Jake ballte seine freie Hand zur Faust. "Wenn du ihr ein Haar..." Weiter kam er nicht. "Schluss jetzt damit. Du hast den wichtigsten und entscheidensten Fehler in deinem Leben begangen: du hast dich verliebt" kam es ihm entgegen als wäre es etwas schlechtes, etwas verbotenes. "Du hast mir beinahe alles genommen und jetzt bin ich dran DIR alles zu nehmen!" Er wusste nicht was er sagen sollte. Wem hatte er so sehr geschadet, dass es so eine Aktion rechtfertigte? "Aber ich gebe dir eine Chance. Ich bin kein Unmensch. Du willst sie zurück?" Es klingelte an der Tür. "Öffne die Tür!"
Jake ging zur Haustür und öffnete diese. Vor ihm stand ein junger Mann mit einem Päckchen in der Hand. Er händigte es ihm aus und verließ dann das Grundstück. Irritiert schloss Jake die Tür und ging mit dem Päckchen zurück in die Küche wo er es ablegte, das Telefon noch immer dicht an seinem Ohr. "Öffne es und versuch dein Glück" Die Leitung verstummte. Er legte auf und sah sich das Päckchen genauer an. Was war da drin? Er hatte Angst davor es aufzumachen. Was wenn er dort drin etwas fand, was ihm nicht gefiel? Und doch entschloss er sich nachzusehen. Es ging hier um Leah. Jake schüttete den Einhalt aus und sah auf das was sich vor ihm offenbarte. Zuerst öffnete er den gefalteten Zettel. "Rosen sind rot, Veilchen sind blau. Leah ist bald tot und das weißt du genau. Ich geb dir eine Chance, das nur ein Mal. Die Uhr tickt Jake, bist du zu spät, endet es katastrophal" Diese Zeilen gefielen ihm überhaupt nicht. Jake legte den Zettel beiseite und widmete sich den anderen Dingen, die ebenfalls im Päckchen gelegen hatten. Was war das? Ein Stück Stoff? Mit zitternden Händen faltet er es auseinander, nur um es im nächsten Moment fallen zu lassen. Es war ein Shirt, das gleiche welches Leah getragen hatte als sie entführt worden war. Doch damit nicht genug. Es war übersät mit Blut. Jake wich einen Schritt zurück. "Nein" flüsterte er und konnte es nicht glauben. War sie bereits tot oder seinetwegen verletzt worden? Zumindest schien die Botschaft eindeutig. Er versuchte seine aufkommenden Gefühle zu unterdrücken und widmete sich dem letzten Gegenstand aus dem Päckchen: ein USB-Stick.
Jake zögerte, doch steckte er den Stick schließlich in den dafür vorgesehenen Slot an seinem Laptop und schlussendlich öffnete sich ein Fenster. Es zeigte einen dunklen Hintergrund, in der Mitte befand sich ein Eingabefeld. Darüber stand "You are the key". Jake tippte seinen Namen ein und drückte Enter, das Bild änderte sich. Er sah plötzlich Wasser und dann wurde ein Text eingeblendet. "Tauche auf den Grund des Schwarzwassersees und finde die Kiste mit dem nächsten Passwort. Du hast hierfür sechzig Minuten Zeit." Plötzlich wurde der Bildschirm schwarz und eine digitale Uhrenanzeige erschien, welche von sechzig Minuten abwärts zählte. Darunter erschien ein neues Eingabefeld. Jake sah für einen Moment auf den Bildschirm als ihm klar wurde, dass er jetzt sofort handeln musste. Angezogen war er schon und so schnappte er sich Leahs Autoschlüssel und fuhr zum besagten Ort.
Am See angekommen, parkte er den Wagen und lief so schnell ihn seine Beine trugen nach unten zum See. Doch der war groß. Wie zum Teufel sollte er hier eine Kiste finden? Noch dazu ohne Hilfsmittel? Weit und breit war niemand zu sehen. Nicht verwunderlich, denn es war noch sehr früh am Morgen. Jake zog die Schuhe aus, es folgte sein Hoodie und seine Jeans. Er lief langsam ins Wasser und spürte die eisige Kälte an seinen Beinen. Im Sommer mochte dieser See ja erfrischend sein, aber jetzt nervte es einfach nur. Dennoch biss Jake die Zähne zusammen und lief immer weiter in den See hinein. Aber wo sollte er die besagte Kiste finden und was geschah wenn er sie nicht in der vorgegeben Zeit aus dem Wasser holte? Er holte tief Luft und begann zu tauchen. Minuten vergingen. Immer wieder tauchte Jake an verschiedenen Stellen in der Hoffnung die Kiste zu finden und jedes Mal aufs Neue wurde seine Hoffnung zerstört. Der See war einfach viel zu groß um diesen allein in einer Stunde abzusuchen. Jake blickte auf seine Armbanduhr, welche er zuvor auf die sechzig Minuten eingestellt hatte und erkannte, dass ihm nur noch zehn Minuten blieben. "Scheiße!" Er tauchte ein letztes Mal und erneut war ihm das Glück nicht gewogen. Er fand die Kiste nicht. So schwomm er zu dem Punkt an welchem er zuvor den See betreten hatte, schnappte sich seine Sachen und eilte zum Auto. Wenn er Glück hatte, konnte er vielleicht so einen blinden Versuch in Sachen neues Passwort starten.
Zurück im Haus warf er die Sachen achtlos zu Seite und eilte zu seinem Laptop. Die Zeit war bereits abgelaufen und Jakes Herz schien für einen Augenblick stehen zu bleiben. Er hatte es nicht geschafft die Aufgabe in der vorgegebenen Zeit zu schaffen. Das Telefon klingelte und Jake ging ran. "Du hast versagt!" kam es ihm streng entgegen und Jake konnte nichts dagegen sagen. Es stimmte. Diese Aufgabe hatte er einfach nicht schaffen können. "Dann werde ich wählen wer als erstes stirbt" Jake wurde schlecht. "Was? Nein!" versuchte er es aber die Stimme sprach unbeeindruckt weiter. "Eeny... Meeny... Miny... You!" Jake konnte hören wie sich im Hintergrund etwas tat. "Du hast gerade Alan Bloomgate dem Tode geweiht. Herzlichen Glückwunsch, Jake" Der Unbekannte legte auf und Jake schnappte sich Leahs Handy um Alan anzurufen. Er musste ihn warnen.
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Duskwood is waiting... (Jake/MC)
FanfictionFortsetzung zu Duskwood - Mein virtueller Freund