Als Perkins die aufblendenden Lichter im Rückspiegel sah, drückte er das Gaspedal noch tiefer in Richtung Boden. Auf keinen Fall würde er anhalten und sich so seinem größten Hassobjekt stellen. Das ganze lief alles andere als nach Plan. Jake drückte ebenfalls aufs Gas und scherte nach links aus. Er wollte auf gleiche Höhe mit dem Wagen von Daniel kommen und das ging nur wenn er ihn überholte. Die Reifen kämpften sich durch die Wassermassen und tatsächlich schaffte er es den schwarzen Wagen einzuholen als nicht unweit vor ihm Lichter begannen aufzublenden. Zwei Stück und sie waren beinahe das einzige was Jake durch den monsunartigen Regen sah der seine Windschutzscheibe traf. "Was zur Hölle..." Da traf es ihn wie einen Blitz. Diese zwei Lichter gehörten zu einem anderen Wagen, der ihm auf seiner gewählten Spur entgegen kam. Perkins sah den entgegenkommenden Wagen und nutzte die Gunst der Stunde für sich indem er nach links lenkte und somit Jakes Seite erwischte. Der weiße Wagen kam ins Schlingern und so sehr Jake gerade auf die Bremse trat, er hatte keine Kontrolle mehr. So drehte er das Lenkrad ruckartig nach links, nahm den Fuß von der Bremse und schließlich, als die Reifen wieder den Kontakt zur Straße unter ihnen hatten, fuhr er von der Straße. Gerade rechtzeitig sonst wäre er mit dem anderen Fahrzeug zusammengeprallt. Er landete auf einem Feld. Matsch und Gras flog durch die Gegend bevor er die Bremsen erneut betätigte und schlussendlich durch eine Holzwand einer Scheune bretterte und durch den Aufprall auf einen Heuballen zum stehen kam. Dabei schlug er sich den Kopf auf dem Lenkrad an und war für einen Moment außer Gefecht gesetzt.
Perkins beobachtete das Ganze durch seine Rück- und Seitenspiegel während er langsamer wurde. Das andere Fahrzeug fuhr unbeirrt weiter und diese Tatsache verschaffte ihm wieder einen Vorteil. Er hielt an, wendete und fand in der aufkommenden Dunkelheit den Feldweg welcher zu der Scheune führte, in welche Jake unfreiwillig hineingefahren war. Sein Pickup hatte mit dem Untergrund keinerlei Probleme und so hielt er wenig später direkt vor dem großen Eingangstor. Er kramte in seinen Sachen und fand schließlich seine Waffe. Die hatte er sich besorgt und ohne ging er beinahe nie aus dem Haus. Als ITler bekam man vom FBI keine, also hatte er selbst tätig werden müssen. Er griff noch nach einer Taschenlampe, zog die Kapuze seiner Jacke über den Kopf, stoppte den Motor und stieg aus. Sein Weg führte ihn um die Scheune herum auf die rechte Seite. Ein großes Loch zeugte vom gerade geschehenen Unfall und mit gezogener Waffe betrat er die alte Scheune. Die Scheinwerfer des weißen Kleinwagen erhellten ein wenig das Innere. Nun zumindest einer von ihnen. Der zweite hatte den Aufprall nicht unbeschadet überstanden. Sein Weg führte ihn über zerstörte Holzbretter zum hinteren Teil des Fahrzeugs. Kurz hielt Perkins inne, aber da er keinerlei Bewegung im Fahrzeug oder anderweitige Geräusche vernahm, entschied er sich nach links in Richtung Fahrerseite weiterzulaufen. Doch eine Sache ließ ihm kurz das Blut in den Adern gefrieren. Die Fahrertür stand offen. Schnell bewegte er sich zu dieser und richtete die Waffe sowie die Taschenlampe ins Innere des Autos. Es war leer. Etwas Blut klebte am Lenkrad, ansonsten zeugte nichts im Inneren davon, dass Jake hier gesessen hatte. Allerdings erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Ein schwarzer Rucksack der vom Beifahrersitz in Richtung Fußraum gerutscht war. Ohne Taschenlampe hätte er diesen vermutlich übersehen. Und als er sich ins Fahrzeug beugte, traf ihn ein harter Schlag von hinten genau am Rücken.
Perkins sackte zusammen und landete mit dem Gesicht voraus auf dem Fahrersitz. Genau in diesem Moment piepte Jakes Handy welches sich in dem Rucksack befand welcher im Fußraum auf der Beifahrerseite lag. Natürlich beschäftigte ihn warum es sich jetzt meldete und doch blieb im Augenblick keine Zeit um nachzusehen. Jetzt waren andere Dinge weitaus wichtiger. Er packte Perkins an dessen Jacke und zog ihn unsanft aus dem Fahrzeug. Mit einem Ruck ließ er ihn zu Boden gehen, sodass Perkins zuerst auf der Seite landete. Schnell griff er ihn den Wagen und nahm die Waffe an sich welche er nun auf seinen Widersacher richtete. Das diese scharf, also entsichert war, hatte er bereits bemerkt. "Wo ist sie?" schrie er Perkins beinahe an, doch dieser regte sich zuerst nicht. Jake holte aus und trat ihm in die Rippen was ihn auf den Rücken beförderte. Endlich kam Regung in den Mann, der ruckartig die Augen aufriss und Jake anstarrte. "So sehen wir uns wieder alter Freund" Perkins spürte den Schmerz und legte einen Arm über seine rechte Seite als müsse er diese nun besonders intensiv schützen. "Ich sagte wo ist sie? Wo hast du sie hingebracht?" Jake hatte keine Zeit für Spielchen. Es reichte. Genug war einfach genug. "Von wem redest du?" Jakes Wut gepaart mit reiner Verzweiflung wuchs ins unermessliche. Wollte er ihn eigentlich verarschen? Der Griff um die Waffe in seinen Händen verstärkte sich. "Wo ist Leah?" Spätestens jetzt hätte Perkins, wenn ihm sein Leben lieb war, eigentlich reagieren müssen und doch verzog dieser Mistkerl keine einzige Miene. "Wer ist Leah?" Jake riss der Geduldsfaden. Er zielte und verfehlte Perkins nur knapp. Die Kugel schlug neben dessen Kopf in den Boden ein. "Ich frage nicht noch einmal!" gab er ihm ernst und unmissverständlich zu verstehen. Das hier war kein Spiel mehr. Es ging um das Leben seiner Freundin, um die Frau die er liebte. Und da verstand Jake keinen Spaß mehr.
"Hast du sie noch alle?" fuhr Perkins nun Jake an als die Kugel neben ihm einschlug. Er war weitaus gefährlicher als er anfangs gedacht hatte. Diese Frau musste ihm mehr bedeuten als Perkins auch nur ahnen konnte. Doch spielte ihm genau das in die Hände. Er würde den Teufel tun und ihm verraten wo seine geliebte Freundin war. "Nochmal, ich weiß nicht von wem du sprichst! Ich bin hier weil mich das FBI um Unterstützung gebeten hat! Das solltest du noch kennen aus deinen Jahren welche du auf der richtigen Seite des Gesetzes verbracht hast! Jetzt leg die Waffe weg und hör auf Widerstand zu leisten. Das wird sich strafmildernd auswirken, versprochen" Eine weitere Kugel landete neben Perkins im Boden. Dieses Mal in Höhe seiner Brust. "Halt deinen verdammten verlogenen Rand, Arschloch! Ich hab deine Spielchen satt. Es hat sich ausgespielt. Ich weiß das du hinter allem steckst! Also hör auf mich für dumm zu verkaufen! Wo ist sie?" Perkins lächelte. So sehr ihm auch die Rippen schmerzten, so sehr amüsierte ihn gerade dieses kleine Spiel. "Wenn du mich erschießt, bist du nicht nur wegen Betrug und Spionage dran, sondern auch wegen Mord an einem FBI Agenten! Und selbst wenn ich etwas wüsste, würdest du es niemals erfahren!" Er lächelte Jake eiskalt entgegen. Ja, in diesem Moment musste Jake seinem Widersacher recht geben. Wenn er ihn erschoss, erfuhr er gar nichts. Der Rest war ihm gerade vollkommen egal. Aber wie zum Teufel brachte er ihn zum reden? Allein für dieses dämliche Grinsen stieg in Jake das Verlangen es einfach hier und jetzt zu beenden. Aber dann verlor er die Chance Leah zu finden vielleicht für immer.
"Weißt du was? Das ist mir vollkommen egal. Und wenn sie mich auf den elektrischen Stuhl setzen. Es schert mich einen feuchten Dreck." gab Jake zurück und mit einem Mal verschwand das Lächeln aus Perkins Gesicht. "Du wirst bezahlen, Daniel. Für alles. Du hast mein Leben zerstört, mir Dinge angehängt die ich nicht getan habe. Aber das Wichtigste von allem ist: du hast Hand an Leah gelegt. Du hast es gewagt dich an einer unschuldigen Frau zu vergreifen und das allein genügt mir als Grund dich für immer loszuwerden!" Als Perkins den Mund öffnete um etwas zu erwidern, konnte Jake nicht mehr an sich halten. Er trat erneut zu. Dieses Mal gegen Daniels Hüfte was ihn vor Schmerz keuchen ließ. Beim FBI lernte man nicht nur Computer zu bedienen und Menschen ohne Spuren zu verursachen zu hacken. Nein, da gab es noch mehr. "Vielleicht erinnerst du dich nicht mehr daran, aber ich habe eine ausgezeichnete Ausbildung genossen inklusive aller möglichen Methoden jemanden zum Reden zu bringen. Und Kreativität stand damals schon in meinem Lebenslauf." Nun lächelte Jake was Perkins absolut unvorbereitet traf. Er meinte es ernst. Leah schien die eine Person zu sein, die Jake um jeden Preis beschützen würde und sei er noch so hoch. "Du willst mich foltern? Viel Glück dabei!" schallte es Jake entgegen, doch noch immer lächelte er. "Zuerst schnappe ich mir deine Frau, entschuldige deine Exfrau." Das schien Perkins nicht wirklich zu berühren. "Und danach nehme ich mir deine süße unschuldige Tochter vor. Mal sehen wie lange sie es schafft nicht zu schreien während ich sie bei lebendigem Leib aufschlitze..." Das war dieser eine Punkt den beinahe jeder Mensch besaß. Jeder hatte etwas, was ihm mehr als alles andere bedeutete. Bei Jake war es Leah, bei Daniel Perkins dessen Tochter. Er wusste das. Immerhin hatte Daniel schon damals als Jake noch für das FBI gearbeitet hatte immer von seiner Kleinen geschwärmt.
Perkins drehte sich auf die Seite und erfasste mit seiner Hand etwas vom staubigen Boden. "Ich bring dich um!" Während er diese Worte aussprach, drehte er sich um und warf Jake eine Handvoll Sand entgegen, mitten ins Gesicht. Das sorgte dafür, dass Jake für einen Moment nichts sah und Perkins nutzte das für sich. Er kam auf die Knie und zog Jake sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg indem er dessen Bein erfasste und ihn so zu Fall brachte. Er landete unsanft auf der Seite, die Waffe fiel aus seiner Hand und landete ein paar Zentimeter weiter im Staub. Perkins war über Jake und schlug ihm ins Gesicht. "Ich hätte dich damals schon töten sollen!" Erneut ein Schlag und Jake spuckte Blut. Diese Situation hatte er nicht eingeplant. Im Gegenteil. Perkins sollte am Boden liegen, nicht anders herum. Jake war kein Kämpfer und doch musste er kämpfen. Für sich, für Leah, für die Wahrheit. So blockte er den nächsten Schlag mit seinen Unterarmen ab und verpasste Perkins seinerseits einen heftigen Schlag ins Gesicht. Anschließend schaffte er es das Gewicht zu verlagern und so stieß er seinen Gegner von sich herunter. Perkins fand sich auf dem Boden wieder und sah sich kurz um. Sein Blick fiel auf die Waffe welche nicht weit von ihm entfernt lag. "War das alles was du zu bieten hast?" fragte Jake und kam auf die Beine. Auch Perkins schaffte es aufzustehen. Beide wischten sich das Blut aus dem Gesicht. "Glaub mir, Jake. Das war noch längst nicht alles. Bringen wir es zu Ende. Genau hier, genau jetzt!"
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Duskwood is waiting... (Jake/MC)
FanfictionFortsetzung zu Duskwood - Mein virtueller Freund