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"Verstehe. Was für Spuren waren das die Jake dir übermittelt hat?" Alan war ehrlich. "Signale von Funkmasten. Er hat Perkins Handy geortet und gesehen wo er sich überall in Duskwood eingewählt hat. Die Mutprobenhütte und die Hanson Farm. Gefunden haben wir dich aber über das Signal deiner Smartwatch. Die hat Jake ebenfalls getrackt" Sie wusste nicht was sie von all dem halten sollte. Das stellte die Geschichte in einem ganz anderen Licht dar. "Leah, er hat sich mit Perkins direkt angelegt. Er hat mein Auto geklaut, ist damit in eine Scheune gebrettert und hat sich Perkins gestellt. Er hat sein Leben für dich riskiert, mehr als nur einmal. Er wurde angeschossen und verprügelt und hat dennoch nicht aufgegeben. Er liebt dich über alles. Das ist mir nun mehr als klar und eben deswegen hat er sich auch gestellt. Er möchte mit dir ein normales Leben verbringen" Sie senkte ihren Blick. "Ich saß da stundenlang in diesem Loch und habe mir die Augen ausgeweint weil ich geglaubt habe, dass Jake es war" Alan schüttelte den Kopf. "Du standest unter Drogen" Sie legte ihre Hand auf seine. "Dabei ist so viel kaputt gegangen, dass ich nicht weiß ob ich das alles noch will, verstehst du? Ich weiß nicht ob ich ihn noch liebe. Ich weiß nicht ob ich ihn überhaupt nochmal sehen will" Alan verstand sie und legte seine Hand über ihre. "Versuch es. Sprich mit ihm. Und wenn es dann immer noch so ist wie du jetzt sagst, dann ist es Schicksal. Dann soll es nicht sein. Aber gib ihm eine Chance. Es wird die letzte sein" Leah zog die Augenbrauen zusammen. "Was meinst du damit?" Alan atmete kurz durch. "Er wird für eine Weile ins Gefängnis müssen"

"Auch wenn das alles von diesem Perkins inszeniert war?" fragte sie. "Ja, auch dann. Er hat mehrfach Widerstand gegen Polizeibeamte geleistet und ist jahrelang untergetaucht. Das bleibt nicht ganz ohne Folgen. Auch trotz der Beweise gegen Perkins" Sie atmete tief durch und entzog Alan ihre Hand. "Ich verstehe." Sie stand auf, sah kurz zum Ausgang und dann zurück zu Alan. "Alan? Ich bin froh, dass du den Unfall überlebt hast. Ohne dich...wäre es vermutlich anders gelaufen" Das glaubte er auch. Eric hätte alles daran gesetzt seinen Mörder zu bekommen. "Ich auch. Auch wenn es schmerzhaft ist. Aber wie sagt man so schön? Unkraut vergeht nicht?" Leah lächelte. "Ich meine das ernst." Alan nahm sich seine Krücken und stand ebenfalls auf. "Ich auch. Also, du hast die Wahl. Zimmer oder Ausgang. Mich musst du entschuldigen, ich hab noch etwas zu klären" Er ließ sie allein zurück und Leah dachte nach. Konnte sie Jake noch einmal gegenüber treten und ihm zuhören? Alan hatte ihr klar gemacht, dass alles was sie sah ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr der Wirklichkeit entsprochen hatte. Die Drogen hatten ihr Dinge gezeigt die nicht da waren. Aber das hieß ja... Sie hatte Perkins umarmt und geküsst als dieser in den Raum kam und vorgab sie zu befreien. Ihr wurde schlagartig schlecht. Dennoch nahm sie ihren Mut zusammen und atmete tief durch bevor sie einen Fuß vor den anderen setzte und in Richtung des Zimmers lief in welchem Jake untergebracht war. Kurz zögerte sie, doch dann klopfte sie an und betrat den Raum.

Jake saß auf dem Bett und starrte auf den Boden. "Danke, dass Sie es versucht haben, Alan" sagte er ruhig und wischte sich mit der freien Hand etwas aus seinem Auge. Weinte er? Leah schloss die Tür hinter sich und trat näher. "Du kannst dich später bei ihm bedanken" sagte sie nun und als er ihre Stimme vernahm, hob er sofort seinen Kopf. Er traute seinen Augen kaum. "Leah" flüsterte er beinahe. Noch einmal atmete sie durch und versuchte die scheinbar falschen Erinnerungen auszublenden. "Wir sollten reden" Leah bewahrte die Distanz und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett während Jake auf dem Bett sitzen blieb. Er hatte Angst eine falsche Bewegung zu machen und sie dadurch erneut zu verschrecken. Aber reden war schon mal ein Anfang. "Wie geht es dir?" Mit dieser Frage hatte er nicht unbedingt gerechnet. "Nun ja, es geht. Die Ärzte haben mich wieder zusammengeflickt. Aber wenn ich ehrlich sein soll, ich habe dich vermisst. Mehr als du dir vorstellen kannst" Sie schloss kurz die Augen und ließ seine Worte auf sich wirken. "Du musst mir glauben, dass ich das alles nicht wollte. Ich habe alles getan was in meiner Macht stand um..." Leah fiel ihm ins Wort. "Jake, nicht" Sie sah ihn an. Er erkannte ihre Bitte und sprach nicht weiter. Es wurde deutlich, dass sie das Tempo angab und er sich zurückhalten musste. So sehr es auch schmerzte.

"Alan hat mir die ganze Geschichte erzählt" sagte sie nun und blickte kurz auf ihre Hände. "Gut" gab er ruhig zurück, doch das Herz schlug Jake bis zum Hals. Wo war das Miteinander geblieben? Die Gefühle, die Neckereien? Dieses Erlebnis schien so einschneidend, dass es alles kaputt gemacht hatte. Auch warum sie auf ihn geschossen hatte, war ihm ein Rätsel. Er hatte ihr nie einen Grund gegeben ihn so sehr zu hassen, dass sie zu solchen Mitteln griff. Im Grunde hätte er sterben können oder vielleicht sogar sollen. "Er sagt du wirst dich stellen" Jake blickte kurz zum Fenster. "Nun, ich denke es ist an der Zeit endlich reinen Tisch zu machen. Ich will nicht mehr weglaufen und ständig aufpassen müssen." Nun sah er sie wieder an. "Ich möchte ein normales langweiliges Leben führen" Er rang sich zu einem Lächeln durch, doch Leah erwiderte dieses nicht. "Das ist gut, denke ich. Es wird vieles verändern" Jake fühlte sich gerade mehr wie unwohl. Das alles wirkte so unglaublich distanziert. Es war als wären sie beide nicht viel mehr als flüchtige Bekannte. Nach allem was sie zusammen durchgemacht hatten, überforderte ihn nun diese Situation. Er hatte ihr seine Gefühle gestanden und sie ihm. Er hatte sie aufgesucht, sich ihr gezeigt und geöffnet. Und jetzt schien es als wäre das alles nie geschehen. Damit kam er nicht klar.

"Leah, was habe ich falsch gemacht?" Er sprach es direkt aus. Wenn er eines im Umgang mit ihr gelernt hatte, dann das es besser war Dinge direkt anzusprechen anstatt sie in sich reinzufressen. Sie hob ihren Blick und er konnte direkt in ihre Augen sehen. Das erste Mal seit sie hier saß und reden wollte. "Es liegt nicht an dir." Ja, aber woran denn dann? Irgendwas musste vorgefallen sein was ihr Verhalten ihm gegenüber erklärte. Sie stand auf und ging zum Fenster. Leah blickte hinaus, verschränkte die Arme vor ihrer Brust und begann zu sprechen. "Als ich entführt wurde, versuchte er mir einzureden wie schlecht und nutzlos du bist. Ja, er prahlte sogar damit, dass er besser war als du und das du sein Leben zerstört hast und dafür büßen musst. Er stellte sich als Opfer hin, aber ich wusste es besser. Ich habe dich verteidigt, wie ich dich immer verteidigt habe" Kurz machte sie eine Pause und Jake brach es beinahe das Herz. "Irgendwann dann standest du plötzlich vor mir und ich war so unendlich froh dich zu sehen." Er zog die Augenbrauen zusammen. "Du hast mich befreit, mich geküsst und mich aus diesem schrecklichen kalten Raum geholt in dem ich gefangen gehalten wurde" Es war schwer hier nichts darauf zu sagen. Vor allem in Bezug auf den Kuss. "Doch dann ging es mir schlecht. Ich fühlte mich miserabel. Mit war schwindelig und übel. Dann muss ich das Bewusstsein verloren haben" Jake stand langsam auf. "Ich wachte erst wieder in diesem Brunnenschacht auf. Du hast meine Hand mittels Handschellen an einem Eisenring befestigt und mir deutlich klar gemacht was du von mir hältst. Du hast gesagt..." Ihre Stimme brach und Tränen bildeten sich in ihren Augen. "Du hast gesagt, ich wäre dumm und naiv. Ich wäre nur Mittel zum Zweck gewesen und das du froh bist mich los zu sein." Jake überbrückte den Abstand zwischen ihnen und stand nun direkt hinter ihr.

Leah drehte sich zu ihm um. "Du hast gesagt, dass es von Anfang an keinerlei Gefühle gab. Das du mich nicht liebst und ich nur gut für das eine war." Ihre Stimme brach erneut und Jake zögerte kurz. "Ich saß in diesem verdammten Loch, allein und gefesselt mit dem Wissen, dass ich sterben würde und das du deiner Wege gehst ohne zurückzublicken. Ich war dir gleichgültig und das hat mir mein Herz gebrochen" Eine Träne lief über ihre Wange und das war zu viel für ihn. Er zog sie mit seinem gesunden Arm an sich heran. "Ich würde dir niemals so etwas antun." flüsterte er und spürte wie distanziert und steif sie noch immer war. "Leah, ich liebe dich und ich schwöre dir bei meinem Leben, dass ich es nicht war der dir das angetan hat" Das wusste sie bereits. Julia und auch Alan hatten es ihr erklärt. Sie stand zu diesem Zeitpunkt unter Drogen und hatte etwas gesehen was nicht real war. Dennoch fiel es schwer eben diese Bilder zu vergessen und die Worte aus ihrem Kopf zu streichen. "Ich würde lieber sterben als dir auch nur ein Haar zu krümmen" Jake blickte direkt in ihre Augen. Auch diese waren leicht feucht. Er spürte die Angst sie zu verlieren. Leah blickte in seine Augen und sah all die Gefühle die er für sie empfand. Er log nicht. "Es tut mir leid" flüsterte sie und senkte den Blick. Jake spürte den aufkommenden Schmerz in seinem Herzen.

Duskwood is waiting... (Jake/MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt