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Jake atmete tief durch. "Kannst du dich nicht einfach mit Blut vollschmieren und auf den Boden legen? Das reicht doch auch" sagte er aber Lilly schüttelte den Kopf. "Die Waffe ist mit einem drahtlosen Mechanismus gekoppelt. Ich trage das Gegenstück dazu unter meiner weißen Bluse. Du drückst den Abzug, es explodiert und lässt es aussehen als hättest du mich wirklich getroffen." Technik machte es möglich. "Also, ich stell mich da drüben hin, du zielst und drückst ab. Den Rest übernimmt die Technik" Jake konnte beim besten Willen nicht verstehen wie man sich so freuen konnte erschossen zu werden. Auch wenn es im Grunde genommen nur Fake war, so zielte man doch mit einer Waffe auf einen anderen Menschen. Er nahm die Waffe in die Hand und stellte sich auf die Markierung, welche am Boden eingezeichnet war. "Rücken oder Brust?" fragte sie und er zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Wolltest du nicht von hinten erschossen werden? Ich meine, es würde Sinn machen, dass ich mich nicht persönlich zeige, wenn ich dich wirklich töten wollte, oder?" Sie überlegte kurz. "Stimmt. Okay, dann dreh ich dir den Rücken zu" Sie drehte sich um und Jake atmete tief durch. Er hob mit einer Hand die Waffe, entsicherte sie und zielte auf Lilly. Gerade als er nach langer Überlegung den Abzug betätigte, hörte er eine bekannte Stimme. "Hey!" Das Geräusch eines Schusses hallte durch den Hof und Lillys Bluse zeigte tatsächlich ein Einschussloch. "Nein! Du Arschloch!" Jake spürte einen kräftigen Schlag in die Seite, der ihn taumelt ließ. "Lilly!" Er ließ die Waffe fallen und hielt sich die Seite als ein Rollstuhl blitzschnell an ihm vorbei schoss und ein paar Schritte weiter bei Lilly zum stehen kam. "Lilly!?" Sie war voller Blut und lag auf dem Boden. Dan funkelte Jake finster an. "Du mieser kleiner..." Da drehte die Blondine plötzlich den Kopf. "Dan!? Was machst du denn hier?" Sein Gesicht wurde kreidebleich. "Lilly, bleib liegen. Ich ruf einen Krankenwagen" Er zog sein Handy hervor, doch stand sie auf. "Dan, lass es. Es ist alles okay. Mir geht es gut. Das ist nur Theater, verstehst du?" Dan hob eine Augenbraue und war nun noch perplexer. "Was redest du da für wirres Zeug. Heilige Scheiße, du blutest! Das Arschloch da drüben hat auf dich geschossen. Ich hab es doch gesehen und gehört!" Lilly sah kurz zu Jake. Er schien verletzt zu sein, denn er hielt sich die rechte Seite. "Dan, das ist alles inszeniert. Ich wollte ein Mal als Komparse mitmachen und Tom da drüben gab mir die Chance. Jetzt hör auf, du ruinierst die ganze Szene" Jake beobachtete das Gespräch. Dan hatte auch im Rollstuhl einen ziemlichen Schlag drauf. Er steckte das Handy weg und wirkte nun fast ein wenig verlegen. "Echt jetzt? Alles nur gespielt?" Lilly nickte. "Ja doch! Wie oft noch? Was machst du hier überhaupt?" Dan atmete kurz durch. "Ich fahre spazieren" Sie glaubte ihm kein Wort und stemmte die Hände in die Hüfte. "Ja, okay. Mir war langweilig und ich hab noch ein wenig Zeit bis zur nächsten Physiotherapiestunde. Also wollte ich bisschen frische Luft schnappen" Sie lächelte. "Na also. Okay dann schnapp du frische Luft" Sie sah zu Jake. "Gehts dir gut?" Er zeigte einen Daumen nach oben. "Sorry für meinen Freund hier. Können wir noch ein Erinnerungsfoto machen?" Jake merkte deutlich, wie Lilly es verstand Dan nicht misstrauisch werden zu lassen. "Aber natürlich" Jake zog sein Handy aus der Tasche und kam näher. "Ich leg mich auf den Kunstrasen und spiel die Leiche" Jake nickte und als Lilly sich positioniert hatte, machte Jake das Foto welches er so dringend brauchte. "Perfekt. Ich denke wir haben es" Dan sah zu ihm. "Hey Alter...Tom, richtig?" Jake nickte. "Sorry wegen vorhin. Ich hab da was falsch verstanden" Wenigstens entschuldigte er sich. "Schon gut. Ich denke, ich hätte genauso reagiert" Lilly stand indessen wieder auf. "Okay, schickst du es mir später? Ich geh erstmal heim duschen und mich umziehen" Jake lächelte. "Mach ich und...gut gemacht, Lilly" Das brachte sie zum lächeln. "Danke. Bis dann" Jake verließ das Set und überließ Lilly und Dan sich selbst. Er musste dringend zurück und das Foto absenden.

Alan war ins Krankenhaus eingeliefert und komplett durch die Ärzte gemäß der angeordneten Traumaspirale durchgecheckt worden. Beim Kauf des Wagens hatte er großen Wert auf die Sicherheit gelegt, was ihm nun nach dem Unfall zu Gute kam. Er wurde geröngt, gemäß seiner Verletzungen behandelt und in ein Einzelzimmer verlegt. Einige Zeit später kam er langsam wieder zu sich. Ein leises Piepsen drängte sich in den Vordergrund und ließ ihn die Augen öffnen. Im ersten Moment blendeten ihn die Leuchtstoffröhren an der Decke und so kniff er ein paar Mal die Augen zusammen bevor diese sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. Wo zum Teufel war er? Alles woran er sich noch erinnerte war, dass er im Auto gesessen und mit Jake telefoniert hatte als sein Auto plötzlich wie von Geisterhand beschleunigt hatte und anschließend nach rechts direkt auf den Baum zugefahren war. Für den Moment spürte er keine großen Schmerzen, nur sein Kopf dröhnte leicht. Er hob seine rechte Hand und griff sich an diesen. Unter seinen Fingern spürte er einen Verband. Da er nicht mehr im Auto saß, musste er wohl nun im Krankenhaus sein. Die Tür öffnete sich und eine Frau mit weißem Kittel trat an sein Bett. "Mister Bloomgate, Sie sind ja wach" sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht und er blickte zu ihr. Sie checkte seine Werte und sah wieder zu ihm. "Wie fühlen Sie sich?" Lag es an den verabreichten Medikamenten oder warum kam ihm diese Frau  gerade wie ein Engel vor? "Bin ich... tot?" brachte er leise hervor und sie schüttelte kurz ihren Kopf. "Gott sei Dank nicht. Sie hatten Glück im Unglück und einen wahren Schutzengel an Ihrer Seite" Er atmete erleichtert durch. "Wie geht es Ihnen?" Alan überlegte kurz bevor er antwortete. "Mein Kopf schmerzt etwas" Sie sah ihm direkt in die Augen. "Das ist nicht verwunderlich. Sie haben eine ordentliche Gehirnerschütterung"

"Verstehe" sagte er. "Und sonst? Ist viel kaputt gegangen?" Sie lächelte. Ihre braunen Haare, die am Hinterkopf zusammen gebunden waren und diese rehbraunen Augen ließen sein Herz einen Takt schneller schlagen. Sie blätterte in der Mappe welche sich in ihren Händen befand. "Ihr rechtes Bein ist gebrochen, Sie haben eine Gehirnerschütterung und ein paar Prellungen, die Sie noch eine ganze Weile beschäftigen werden. Ansonsten sieht es an sich verwunderlich gut aus" Alan erinnerte sich daran aus welchem Grund er im Wagen gesessen war. Leah. Er hatte versprochen zu helfen. Und dieses Versprechen ließ ihn auch jetzt nicht los. Wenn Alan sagte er half, dann hielt ihn nichts und niemand davon ab. "Sagen Sie, wie lange ist mein Aufenthalt hier geplant?" Sie sah ihn überrascht an. "Mister Bloomgate, als Ihre Ärztin rate ich Ihnen..." Doch er hob seine Hand. "Ja, ich kenne das Prozedere. Aber ich habe einen Fall und der ist weitaus wichtiger als meine Gesundheit. Ich kann hier nicht rumliegen und nichts tun" Die Ärztin legte ihre Hand auf seine Schulter. "Nichts ist wichtiger als Ihre Gesundheit" Das sah er gerade anders. Aber sie konnte nicht wissen was gerade in Duskwood vor sich ging. Woher auch? "Es gibt da jemanden, der sich auf mich verlässt. Verstehen Sie? Es ist wichtig, dass ich..." Sie fiel ihm ins Wort. "Alan, so einen Unfall steckt man nicht einfach so weg. Sie haben nicht mit der Eiche gekuschelt, sondern sind frontal auf diese drauf gefahren! Das ist kein Spaß. Sie hätten tot sein können!" Er seufzte. Das wusste er selbst. Sein Blick fiel auf ihr Namensschild. Julia Jansen. "Julia, Ihr Engagement in allen Ehren, aber es geht nicht anders. Wenn ich mich nicht darum kümmere, stirbt vielleicht eine junge Frau." Sie sahen sich in die Augen. Alan meinte es ernst und sein Blick untermauerte seine Worte von eben. Doch die Ärztin gab nicht so einfach kleinbei. Immerhin trug sie die Verantwortung für diesen unbelehrbaren sturen Polizisten. "Und Ihr Pflichtbewusstsein in allen Ehren, aber das Duskwood Police Departement besteht nicht nur aus Ihnen. Wenn ich mich nicht irre, arbeiten da noch mehr Menschen, die sich dem Fall sicher gern annehmen würden" Natürlich verstand sie ihn nicht oder aber sie verstand ihn, sprach hier aber als seine Ärztin. Wir auch immer, Alan würde das Krankenhaus verlassen. Mit oder ohne ihre Einwilligung. Ausruhen konnte er sich später, wenn Leah gefunden war, immer noch.

Apropos Leah. "Ich müsste mal kurz telefonieren" sagte er und sah die Ärztin an. "Mein Handy wurde nicht zufällig mit mir zusammen eingewiesen oder?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein, aber Sie dürfen gern das Telefon neben ihrem Bett nutzen. Wir sehen uns später" Julia verließ den Raum und Alan sah ihr einen Moment lang nach, griff dann aber zum Hörer und wählte eine für ihn sehr bekannte Nummer. "Duskwood Police Departement, Eric Bicks" meldete sich sein Kollege und Alan atmete kurz durch. "Eric, hier ist Alan" Sein Kollege schien überrascht zu sein. "Alan? Was zum... Wie geht es dir?" Er schob die Bettdecke ein wenig tiefer, denn so war es ihm zu warm. "Gut, gut. Alles gut. Ich brauche deine Hilfe. Kannst du mir mein Handy im Krankenhaus vorbeibringen?" Eric sagte für einen Moment nichts. "Warum?" Alan verdrehte kurz die Augen. Was war das für eine dumme Frage? "Weil ich dich darum bitte? Reicht das nicht als Begründung?" Musste er gegenüber seinem Kollegen und Freund wirklich den Chef raushängen lassen? "Doch, ich dachte nur... Egal, vergiss was ich gesagt habe. Dein Handy ist beim Unfall ziemlich beschädigt worden. Ich organisiere dir ein neues und bring es dir nachher vorbei, okay?" Alan hatte da noch eine Bitte. "Gleiche Nummer?" Eric seufzte. "Klar, krieg ich hin. Bis später. Ach und Alan? Finger weg von den Krankenschwestern" Eric lachte und Alan grinste. "Sagt der richtige" meinte er und legte auf. Hoffentlich beeilte sich Eric damit. Alan musste dringend Jake kontaktieren.

Duskwood is waiting... (Jake/MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt