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Jake rannte so schnell er konnte und doch hatte er keine Ahnung wo er die kommenden Stunden unterkommen sollte. Das FBI würde alles auf den Kopf stellen, das wusste er, denn so oft waren sie ihm mehr als nur nahe gewesen. Aber das er hier schlagartig die Flucht ergreifen musste, traf ihn absolut unvorbereitet. Er überlegte jemanden anzurufen, Lilly zum Beispiel, doch wollte er sie hier nicht mit reinziehen. Ohnehin hatte sie schon genug ihren Kopf für ihn hingehalten. Jake schaffte es in den Wald und musste notgedrungen anhalten. Seine Rippen schmerzten höllisch. Er hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Also lehnte er sich mit dem Rücken an eine massive Eiche und atmete durch so gut es irgendwie möglich war. Jetzt wo es ruhig um ihn herum war, vernahm er ein leises Vibrieren und das kam aus seinem Rucksack. Mit zusammengezogenen Augenbrauen zog er ihn vom Rücken, öffnete ihn und zog schließlich Leahs Handy hervor. Die Nummer auf dem Display kannte er inzwischen gut und doch überlegte er kurz ob es klug war das Gespräch anzunehmen. Immerhin handelte es sich um Alan Bloomgate, den Chef der örtlichen Polizei. Befand er sich nicht eigentlich im Krankenhaus? Oder war das eine Falle und man ging seine letzten Telefonate durch? Schlussendlich aber nahm Jake das Gespräch an, sagte jedoch keinen Ton. Er musste sichergehen, dass es keine Falle war.

Alan wollte gerade auflegen als jemand das Gespräch annahm. "Hallo, Jake?" Keine Antwort. Er konnte aber etwas schnelle Atemgeräusche hören und Vogelgezwitscher. "Okay, hören Sie zu. Das FBI ist in Duskwood und sie suchen nach Ihnen. Scheinbar haben sie einen Tipp bekommen. Sie müssen abhauen und zwar so schnell wie irgendwie möglich" Hatte er ihn noch rechtzeitig erreicht? Als Jake Alans Stimme und dessen Warnung vernahm, wusste er, dass der Polizist hier gerade seinen Job riskierte. "Ich weiß" sagte er und sah sich kurz um. "Sie müssen untertauchen. Sie dürfen Sie nicht finden" Das war für Jake nichts neues. "Ich weiß nicht wohin. Ich bin nicht von hier und im Normalfall würde ich sofort die Stadt verlassen. Aber ich kann Leah nicht einfach im Stich lassen. Sie braucht mich...uns" Alan dachte für einen kurzen Moment nach. Es gab für ihn nur eine Lösung. Eine, die ihm durchaus Magenschmerzen verursachte. "Wo befinden Sie sich jetzt?" wollte er wissen und Jake schloss nebenher seinen Rucksack und schulterte ihn. "Im Wald" Dorthin wäre auch Alan geflüchtet und doch kannte er das FBI nur zu gut. "Die haben verdammte Helikopter ausgestattet mit Wärmebildkameras und sämtlichem Schnickschnack. Die haben sie beim letzten Mal als sie plötzlich an der Miene aufgetaucht sind auch eingesetzt" Jake wusste er war so gut wie erledigt. Eigentlich konnte er sich gleich freiwillig stellen. Früher oder später fanden sie ihn sowieso. Noch dazu war er verletzt und konnte weder die Stadt verlassen noch die Kondition an den Tag legen, die er sonst besaß. "Was meinen Sie, Alan, wirkt es sich strafmildernd aus wenn ich mich stelle?" War das sein gottverdammter Ernst? "Möglich, aber damit verlieren wir Leah womöglich für immer. Ich bin ehrlich, ich schaffe es nicht allein sie zu finden. Noch dazu sitze ich momentan im Krankenhaus fest" Jake lief ein paar Schritte. "Ich weiß nicht wie es weitergehen soll" Alan atmete kurz durch denn die nun folgenden Worte kamen ihm alles andere als leicht über die Lippen. "Ich besitze ein Haus am Rand von Duskwood. Da ich scheinbar noch eine Weile hier bleiben muss, ist es leer. Ich wohne allein. Der Schlüssel befindet sich hinten im Garten unter einem Stein. Der dritte von links neben der Terrasse. Dort wird niemand nach Ihnen suchen. Ich sende Ihnen die Adresse aufs Handy" Jake war durchaus überrascht. Alan bot ihm eine sichere Unterkunft an. Oder war es vielleicht doch eine Falle? "Ich bin mir nicht sicher ob..." begann er doch Alan schnitt ihm das Wort ab. "Wenn Sie jemand einliefert, dann ich! So war der Deal. Das FBI geht mir sonst wo vorbei. Das sind alles nur Wichtigtuer, mehr nicht. Also, nehmen Sie die Beine in die Hand und nehmen Sie mein Angebot an. Melden Sie sich umgehend wenn Sie angekommen und in Sicherheit sind. Dann besprechen wir alles weitere" Alan legte auf und sandte Jake die Adresse. Ob das so klug war würde sich später noch zeigen. Doch erstmal ging ihm Leahs Wohlergehen vor.

"Alan!?" Er hatte einfach aufgelegt. So konnte man natürlich auch seinen Kopf durchsetzen und den Anderen dazu verdonnern den Mund zu halten und die Entscheidung einfach zu akzeptieren. Es dauerte nicht lang bis die Nachricht auf dem Handy aufploppte und Jake nun die Adresse kannte. Dennoch haderte er mit sich selbst. Er kam von dem Gedanken nicht los, dass es sich eventuell um eine Falle handelte. Gut, er hatte ihn bei der Suche nach Leah mit ins Boot geholt, aber war er wirklich bereit dem Polizisten sein Leben anzuvertrauen und somit auch seine Freiheit? "Scheiße!" Er versuchte seine Gedanken zu ordnen und ermahnte sich selbst zur Ruhe und Konzentration. Welche anderen Optionen blieben ihm? Die momentane Lage war eine absolute Katastrophe. Der Entführer hatte das FBI auf ihn gehetzt. Nicht nur, dass er sich diesem entziehen und volle vierundzwanzig Stunden nicht geschnappt werden durfte, auch musste er einen sicheren Ort finden um wieder zu Kräften zu kommen und das Signal des USB-Sticks weiter eingrenzen zu können. Da er Lilly und auch sonst niemanden kontaktieren wollte, blieben ihm tatsächlich nur zwei Möglichkeiten: entweder er versteckte sich im Wald oder er nahm Alans Angebot an. Wenn man dann noch die Möglichkeiten des FBI bezüglich der Helikopter in Betracht zog, blieb nur noch eine einzige Option übrig. Und diese gefiel ihm ebenso wenig wie dem Polizisten. Also gab er die Adresse in die Navigations-App des Handys ein, sah sich noch einmal um und lief anschließend los.

Mehrere schwarze SUV's parkten auf der Straße vor dem Ferienhaus und kreisten so das Haus und mögliche Fluchtwege ein. Ein paar Männer inspizierten den roten Kleinwagen der in der Auffahrt vor der Garage stand. Anschließend setzte sich eine Traube gemischt aus mehreren uniformierten und zivil gekleideten Männern in Bewegung. Ein Teil umstellte das Haus, der Rest schloss hinter das Haus vor. Als alles gesichert war, brachen zwei Männer die Tür auf und stürmten ins Innere, gefolgt von den anderen. "FBI" riefen sie lautstark und richteten ihre Waffen auf einen leeren Raum. Sie arbeiteten sich von Zimmer zu Zimmer, doch schon bald wurde klar, dass das Haus leer war. Bis auf ein paar Kleidungsstücke und einen Autoschlüssel war nichts mehr vorhanden. "Haus gesichert. Zielperson negativ" hallte es durch den Funk. Wohin war Jake verschwunden und mit wem war er hier gewesen? "Durchsucht alles. Nehmt das Haus auseinander! Der Rest konzentriert sich auf die Umgebung!" Eric Bicks stand mit seinem Wagen nicht weit entfernt und hatte die ehrenvolle Aufgabe eine der Zufahrtsstraßen zu sperren. Als es dann zu regnen begann, setzte er sich in seinen Wagen dessen eingeschaltetes Blaulicht nicht zu übersehen war und hörte den Funk des FBI mit. Der Gesuchte befand sich nicht mehr im Haus. Oder aber er hatte sich gut versteckt. Wie auch immer, das musste er dem FBI überlassen, denn dieses hatte hier das Kommando. Er schrieb Alan eine Nachricht, denn er hatte versprochen ihn auf dem laufenden zu halten. "Hey Alan, hier herrscht großes Aufsehen. Stehen am Haus der Van Veens. Gesuchter ist flüchtig. Sei froh, dass du nicht hier bist. Das Wetter verspricht für den Rest der Schicht nichts gutes"

Jetzt da er genügend Zeit hatte, war es ihm möglich sein Equipment abzubauen und in der Zwischendecke unter dem Fußboden zu verstauen. In dieser Hütte steckte so unglaublich viel Potential. Vielleicht würde er irgendwann einmal hierher zurückkehren. Möglich war alles. Den Datenverkehr lenkte er vorher auf seinen Laptop um, damit ihm kein Detail entging. Nun richtete sich sein Blick zurück zu dem Zimmer in welchem Leah lag. Es wurde Zeit sie loszuwerden. Er kam mit einer alten Decke und ein paar Kabelbindern zurück zu ihr und sah sie an. Noch immer war sie ohne Bewusstsein aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Ihr Leben war wertlos für ihn geworden. Jake hatte er auch ohne ihr zutun in der Hand und solange er im Glauben blieb, dass es ein Fünkchen Hoffnung gab seine Geliebte zu retten, würde er alles tun was von ihm verlangt wurde. Dessen war er sich sicher. So band er ihre Hände und anschließend ihre Beine mit den Kabelbindern zusammen und legte die Decke über sie. Der Regen welcher immer stärker wurde, prasselte unerlässlich auf das alte Dach und war nicht zu überhören. Und schon bald würde eben dieser Regen Leahs Todesurteil sein.

Duskwood is waiting... (Jake/MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt