Duskwood is waiting... (Jake/MC)

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Jake bewegte sich vorsichtig, beinahe lautlos und doch versuchte er schnell zu sein. Sich im Wald zu verstecken war eine Sache, sich durch diesen ungesehen und ungehört zu bewegen eine andere. Er achtete darauf keinen herumliegenden Ast oder Stock zu zertreten und möglichst keines der hier lebenden größeren Tiere aufzuschrecken. Eine plötzlich durch den Wald rennende Schar von Rehen würde durchaus Aufsehen erregen. So schaffte er es bis kurz vor Alans Haus, seinem Zielpunkt. Sein Blick durchsuchte die Umgebung. Keine auffälligen Fahrzeuge, keine direkten Bewegungen im oder um das Haus, keine seltsam aussehenden Spaziergänger oder dergleichen. Konnte es sein, dass Alan ihm wirklich nur half? Er beendete die Navigation und durchforstete kurz das Internet. Wenn das FBI in einem sonst so verschlafenen Nest wie Duskwood auftauchte, machte das schnell die Runde und er behielt recht. Sie hatten das Ferienhaus umstellt und weitere Maßnahmen ergriffen wie es in den Nachrichten dargestellt wurde. Diese weiteren Maßnahmen konnte Jake sich schon selbst zusammenreimen, denn nicht weit entfernt konnte er Hubschrauberrotoren hören. Er musste sich beeilen, ansonsten war die Reise hier und jetzt zu Ende bevor sie begonnen hatte. Er steckte das Handy ein und lief aus dem Wald rüber zum Haus direkt in den Garten. Steine. Was hatte Alan bezüglich des Schlüssels gesagt? Jake rief sich sie Worte des Polizisten ins Gedächtnis. "Der Schlüssel befindet sich hinten im Garten unter einem Stein. Der dritte von links neben der Terrasse." Seine Augen suchten und fanden den Stein unter welchem Jake in einer Art Zwischenraum den Hausschlüssel fand. "Clever, aber auch unglaublich leichtsinnig zugleich" murmelte er und ging mit dem Schlüssel zum Eingang. Er öffnete die Tür und verschwand im Inneren des Hauses. Auch hier war es ruhig. Niemand der darauf wartete ihn festzunehmen. Jake stellte den Rucksack ab und griff wieder zu Leahs Handy. "Ziel erreicht" schrieb er an Alan und sah sich erstmal um.

Alan bekam als erstes die Nachricht von Eric Bicks. "Hey Alan, hier herrscht großes Aufsehen. Stehen am Haus der Van Veens. Gesuchter ist flüchtig. Sei froh, dass du nicht hier bist. Das Wetter verspricht für den Rest der Schicht nichts gutes" Er sah zum Fenster und hörte den Regen gegen die Scheiben prasseln. Von Minute zu Minute wurde er kräftiger. Das verhieß wirklich nichts gutes. Aber zumindest entnahm er der Nachricht seines Kollegen, dass sie Jake nicht geschnappt hatten. Seine Warnung war scheinbar noch rechtzeitig angekommen. Er schrieb Eric ein paar Worte zurück. "Ich drück die Daumen. Ihr kriegt ihn schon" Wenn Eric wüsste wem Alan Unterschlupf gewährt hatte, würde er ihn wahrscheinlich für vollkommen verrückt halten. Aber manchmal musste man eben Kompromisse eingehen wenn es darum ging ein Menschenleben zu retten. Da gab es nicht schwarz und weiß, sondern eben auch grau. So wie vor sechs Monaten als Leah und er miteinander gesprochen hatten und er etwas von ihr erfuhr und sie von ihm. Sie hatte ihm versprochen nach Duskwood auf die Wache zu kommen um eine Aussage zu machen, wenn er dazu bereit war sich sofort ins Auto zu setzen um zum Grimrock zu fahren. Schlussendlich war es eine sehr gute Entscheidung ihr zu vertrauen. Er hatte Hannah gefunden. Kurz verweilte er in dieser Erinnerung als sein Handy sich meldete. Dieses Mal kam die Nachricht von Leahs Handy und er atmete erleichtert durch. Wenigstens etwas klappte wie gewollt und das auf Anhieb. Es war an der Zeit erneut miteinander zu sprechen. Der Polizist und der gesuchte Hacker... der Anfang einer interessanten Geschichte. Später einmal würde er vermutlich darüber lachen. Doch jetzt ging es darum Leah zu finden und diesem Mistkerl den Gar aus zu machen der meinte er könnte in Alans sonst so ruhigen Stadt seinen Rachefeldzug vollführen. Genug war genug. Es musste endlich wieder Ruhe einkehren.

Als Leahs Handy klingelte, ging Jake dran. "Schön haben Sie es hier" sagte er und Alan atmete kurz durch. "Ich würde ja sagen fühlen Sie sich ganz wie zu Hause, aber bitte tun Sie das nicht" Das entlockte Jake ein Grinsen. Mal ganz davon abgesehen, dass er kein wirkliches zu Hause mehr hatte, war es schon seltsam im Haus eines Polizisten zu stehen. Der Regen wurde stärker und prasselte an die Fensterscheiben. Jake konnte von Glück reden, dass er vor dem ekelhaften Wetter das Haus erreicht hatte. "Ach, kommen Sie schon Alan, das Bad lädt dazu ein ein langes entspannendes Schaumbad zu nehmen und das Bett in Ihrem Schlafzimmer sieht äußerst bequem aus" Er konnte förmlich bildlich vor sich sehen wie Alan nach einer Möglichkeit suchte um sofort das Krankenhaus zu verlassen. "Zurück zum Ernst" sagte er schließlich und setzte sich auf das Sofa. "Zum ersten: danke. Danke dafür, dass Sie mir helfen Leah zu finden. Dafür, dass Sie mir helfen. Und zum zweiten: ich bin froh, dass es Ihnen soweit gut geht. Ich bin wirklich davon ausgegangen, dass Sie den Unfall nicht überlebt haben" Alan wusste im ersten Moment nicht was er sagen sollte, sammelte sich dann aber wieder. "Danke dafür, dass Sie mir vertrauen. Aber Ihnen ist klar, wenn wir Leah gefunden haben..." Jake unterbrach ihn. Er wusste was dann geschah. Er selbst hatte es ihm angeboten. "Ich weiß. Und glauben Sie mir, ich stehe zu meinem Wort" Damit waren die ersten wichtigen Nettigkeiten ausgetauscht und jeder wusste genau wo er stand. "Also" begann Alan. "Das FBI" Jake wusste worum es Alan nun ging. Was hatte das FBI schon wieder in Duskwood zu suchen? "Meine nächste Aufgabe. Ich muss mich vierundzwanzig Stunden vor dem FBI verstecken um Leah nicht zu gefährden"

"Ist das Ihr Ernst? Also, mal unter uns, wie hat er das gemacht? Hat er Kontakt zum FBI? Ich meine, niemand ruft einfach so dort an und meldet einen gesuchten Hacker und dann kommen sie. Das ist das FBI, nicht die Polizei." Alan brachte ihn hier auf etwas. Diesen Gedankengang hatte er nicht in Betracht gezogen. Wie auch? Jake hatte seine Sachen schnappen und abhauen müssen. "Fragen Sie mich was leichteres" entgegnete Jake und stand auf. Er holte aus dem Rucksack seinen Laptop und stellte ihn auf dem Couchtisch ab. "Was passiert nach den vierundzwanzig Stunden?" wollte Alan wissen und Jake fuhr den Laptop hoch. "Ich schätze dann folgt die nächste Aufgabe" Alan atmete kurz durch. "Wie lang soll das so weitergehen? Tage, Wochen, Monate? Woher wissen wir, dass Leah noch lebt?" Diese Frage ließ Jake innehalten. Er wollte sich das nicht mal annähernd vorstellen. So sehr er sich dagegen gewehrt hatte, so sehr er versucht hatte Abstand zu halten und die nötige Distanz zu wahren, es hatte letzten Endes nicht ausgereicht um seine Gefühle zu unterdrücken. "Wir müssen einfach daran glauben, Alan. Ich..." Jetzt da es ruhiger wurde und Jake sich erstmal in absoluter Sicherheit wusste, brach es beinahe aus ihm heraus. Musste man jemanden erst verlieren um zu wissen wie wichtig derjenige einem war? "Wenn ich sie verliere..." Seine Stimme brach und Jake starrte auf den aufleuchtenden Bildschirm seines Laptops. Er hatte wirklich Mühe sich zusammen zu reißen. Alan verstand es ohne weitere Worte. "Sie bedeutet Ihnen viel, hab ich recht? Mehr als sie dürfte" Wenn er nur wüsste. Leah bedeutete Jake die Welt.

Er könnte dem Polizisten jetzt reinen Wein einschränken und ihm verdeutlichen wie sehr er Leah liebte und zurück haben wollte, aber das ging ihn nichts an. Ohnehin hatte Jake schon zu viel von sich Preis gegeben. Auch hinterließ er gerade in Alans Haus Spuren, die ihn jederzeit überführen konnten. Allein die Tatsache, dass er Alans Vorschlag angenommen hatte, zeugte von der Verzweiflung des jungen Mannes. "Sagen wir es so, ich möchte sie heil und in einem Stück zurück haben. Ich verdanke Leah so einiges und deswegen bin ich nicht gewillt sie im Stich zu lassen. Sie soll nicht für melne Vergangenheit büßen müssen, denn damit hat sie rein gar nichts zu tun." Alan merkte wie Jake die Mauern um sich herum wieder aufrichtete. "Ich verstehe" sagte er schließlich und wusste, die junge Frau war dem Hacker nicht egal. Im Gegenteil. "Ich bin immer noch dabei das Signal des Entführers einzugrenzen aber es dauert einfach zu lange" wechselte Jake gekonnt das Thema. Er tippte auf den Tasten weitere Befehle ein. "Das ist eigenartig. Oder nicht? Ich weiß, dass solche Dinge wie die Ortung von Signalen, Handys etc sonst keinerlei Probleme für Menschen mit Ihren Fähigkeiten darstellen." Jake lächelte leicht. Alan hatte sich gekonnt ausgedrückt. "Das ist richtig. Daher gehe ich mittlerweile davon aus, dass es sich bei dem Entführer um keinen Normalo von der Straße handelt" Diese Information war für Alan neu. "Kennen sich Hacker untereinander nicht irgendwie? Jeder trägt doch eine bestimmte Handschrift, wenn man das so nennen kann, hab ich recht?" Jake war durchaus beeindruckt. "Bravo Alan, Sie haben bei den Seminaren die die Polizei veranstaltet gut aufgepasst" Nicht nur Alan verfügte über Hintergrundwissen. "Aber ich muss Sie leider enttäuschen. Wir sind kein Verein, der sich einmal im Jahr trifft und mit den größten Errungenschaften prahlt. Das bedeutet, nicht jeder kennt jeden. Was die Signaturen angeht, die Art wie jemand arbeitet, das stimmt durchaus. Bei den sehr bekannten Hackern kann man durchaus nachvollziehen wessen Finger über die Tastatur geflogen sind."

"Und können Sie erkennen wer hinter der Entführung stecken könnte aufgrund Ihres bisherigen Kontaktes? Wenigstens ansatzweise?" Jake wünschte sich, dass es so einfach wäre. "Leider nein. Dann wäre es einfacher. Ich erkenne Zusammenhänge, aber bisher kann ich keinen präzisen Namen nennen. Ich weiß nur, dass es mit meiner Vergangenheit zusammenhängt" Alan war Jakes Vergangenheit bisher unbekannt. Diese Akte wurde unter Verschluss gehalten, leider. Er wusste nur, dass man Jake überall auf der Welt suchte. "Wen haben Sie so gegen sich aufgebracht, dass es diese Reaktion rechtfertigt, Jake?" Er dachte kurz nach. "Niemanden, der mir einfällt und mich so lange verfolgt."