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"Irgendwem müssen Sie ans Bein gepinkelt haben, möglicherweise mehrmals" Versuchte Alan hier und jetzt ihn zu verhören? So zumindest hörte sich an, wenn man Fragen über die Vergangenheit und die persönlichen Kontakte stellte. Das Signal des USB-Sticks verkleinerte sich weiterhin auf Jakes Bildschirm, sodass er beinahe genau den gleichen Radius hatte wie zuvor bei Leahs Smartwatch. "Ach verflucht" murrte er und Alan zog die Augenbrauen zusammen. "Ich meine nur..." Jake fiel ihm ins Wort. "Das ging nicht gegen Sie, Alan. Ich schaffe es einfach nicht schnell genug den Entführer zu orten. Es macht mich wahnsinnig zu wissen, dass ich das nötige Know-how habe und es dennoch so unendlich lange dauert." Alan verstand ihn durchaus und atmete tief durch als die Tür sich öffnete und eine Krankenschwester das Zimmer betrat. "Wissen Sie was? Vielleicht wäre es das Beste, Sie ruhen sich erstmal aus. Mit klarem Verstand arbeitet es sich bedeutend besser. Oben, zweite Tür links befindet sich ein Gästezimmer. Ich muss auflegen. Wir hören uns später. Melden Sie sich wenn es etwas neues gibt" Jake sah zur Treppe. "Alles klar, danke. Bis später" Beide legten auf und Jake legte das Handy auf den Tisch neben den Laptop. Irgendwas übersah er. Nur was? Seine Gedanken kreisten um Leah und damit nicht genug, sah er sie beinahe bildlich vor sich. Ihr Lächeln, ihre wunderschönen Augen, ihre sinnlichen Lippen. Eigentlich hatte er eine Frau wie sie überhaupt nicht verdient und wieder einmal war sie zur Zielscheibe geworden aufgrund seiner Tätigkeiten und seiner bewegten Vergangenheit. Solange er sich auf der Flucht befand, war es schlichtweg unmöglich sie zu beschützen. Es würde erst aufhören wenn er aufhörte wegzulaufen. Genau deswegen hatte er Alan das Angebot gemacht ihn festzunehmen wenn das alles vorbei und Leah endlich in Sicherheit war. Der Entführer hatte ihm klargemacht, dass er ihm alles nehmen würde, so wie er ihm einst alles genommen hatte. Doch was hatte das zu bedeuten? Jake sortierte seine Gedanken. "Vergangenheit, alles genommen, Leben zerstört, Kontakt zum FBI, persönlicher Kontakt..." murmelte er und versuchte verzweifelt einen Zusammenhang zu erkennen. Das waren viele einzelne Puzzleteile die irgendwie ein Bild ergeben sollten. Es kam ihm vor wie ein Puzzle mit über tausend einzelnen kleinen Teilen. "Hacker" fügte Jake leise seinen Gedanken hinzu und sein Kopf arbeitete auf Hochtouren. Bilder von Personen aus seiner Vergangenheit erschienen vor seinem inneren Auge. Sein Chef beim FBI...nein. Seine Kollegen...nein. Doch dann richtete sich sein Augenmerk auf eine Person, mit der er deutlich aneinander geraten war. Eine Person, die ihn tätlich angegriffen und eindringlich gewarnt hatte. "Perkins"

Er konnte jetzt nicht schlafen oder sich ausruhen. Jake hatte nicht mehr lange Zeit bis ihn entweder das FBI schnappte oder er endlich dieses Rätsel knackte wer hinter Leahs Entführung steckte. "Perkins" murmelte er erneut und öffnete auf seinem Desktop ein neues Fenster. "Daniel Perkins, wo bist du jetzt?" Jake suchte nach dem Namen. Einige kleine Einträge konnte er finden aber das reichte ihm nicht. Er musste tiefer graben. Wen interessierte es ob Perkins verbotenerweise seinen Wagen in seiner eigenen Einfahrt gewaschen hatte oder sein bisheriger Lebenslauf vor der Tätigkeit beim FBI, der ebenso durchaus leicht zu finden war? Das konnte jeder Idiot rausfinden. Ihm ging es darum zu erfahren was Perkins jetzt machte und wie es um ihn bestellt war. Nachdem Jake damals alles angelastet wurde, hatte er nichts mehr mitbekommen und sich auch nicht darum gekümmert wie es seinen Exkollegen ging, bis jetzt. In solchen Dingen war Jake wie ein Spürhund. Er verfolgte die Spur so lange und so intensiv wie es notwendig war und gab nicht auf bis er alle Informationen zusammengetragen hatte. Und er wurde fündig. "Sieh an, geschieden. Sorgerechtsstreit um gemeinsame Tochter verloren, das Sorgerecht ging an die Mutter... Haus verkauft, wohnt in einer kleinen Zweizimmerwohnung in Oregon..." Perkins Leben ging auch ohne Anklage wegen Betrug zu Bruch. Er hatte alles verloren, absolut alles. Aber laut Jakes Informationen hatte er noch seinen Job beim FBI. Dort verdiente man einen Haufen wenn man gute Arbeit leistete. Vermutlich musste er die Hälfte für Exfrau und Kind abdrücken. Aber war er derjenige, der zu solch einer Aktion fähig war? Jake suchte weiter und machte drei Telefonnummern ausfindig, alle auf Perkins angemeldet. Heutzutage konnte man nicht mal mehr ein Prepaidhandy nutzen ohne sich hierfür registrieren zu müssen. Sie nannten das Anti-Terror-Maßnahme. Alles sollte und musste jederzeit nachvollziehbar sein. Zum Glück für Jake. Also ortete er der Reihe nach alle drei Nummern. Die erste befand sich in Oregon an seiner Anschrift. Die zweite fand er in der Nähe der FBI Zentrale und die dritte hatte sich zuletzt an einem Mobilfunkmast in der Nähe von Duskwood eingeloggt. Jake lehnte sich kurz etwas zurück. "Du mieser kleiner Scheißkerl! Du verfluchtes Arschloch! Du warst es die ganze Zeit" Er stand auf um nicht gleich auf den Laptop einzuschlagen. Das alles war kein einhundert prozentiger Beweis, aber was hatte Perkins sonst in Duskwood zu suchen?

Duskwood is waiting... (Jake/MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt