Weitere Stunden, die Leah endlos vorkamen, kauerte sie auf den Metallringen oben am Gitter während der Regen auf sie einprasselte und der Wasserstand im Brunnenschacht unaufhörlich anstieg. Da sie es nicht alleine öffnen konnte, hielt sie sich so gut wie möglich mit ein paar Fingern daran fest, doch wusste sie selbst, dass das Wasser irgendwann so hoch stand, dass sie ertrank. Es war nur eine Frage von ein paar weiteren Minuten oder Stunden. Immer wieder hatte sie um Hilfe gerufen. Immer wieder gegen das Gitter geschlagen und mehr als einmal war sie dabei abgerutscht und im Wasser gelandet. Und jetzt stand das Wasser so hoch, dass sie den Kopf anheben und sich am Gitter hochziehen musste um überhaupt noch Luft zu bekommen. Sie hatte die Hoffnung beinahe aufgegeben als sie etwas spürte. Eine Berührung. Ja, da war etwas oder jemand. Sie konnte alles nur gedämpft wahrnehmen, da sich ihre Ohren im Wasser befanden aber als das Licht in ihr Gesicht schien, schöpfte sie neue Hoffnung. "Hilfe" entwich es ihr leiser als gewollt. Die Kälte, der Hunger und die Versuche zu entkommen zehrten an ihrem Körper. Sie verlor immer mehr an Kraft und gelinde gesagt war es der reine Überlebenswille, der sie daran hinderte einfach loszulassen und sich ihrem Schicksal zu ergeben. Und da war es wieder. Die Berührung an ihren Fingern. Jemand versuchte sie festzuhalten, ihr Halt zu geben. Weitere Finger legten sich um die Gitterstäbe und versuchten es anzuheben, aber wie sie selbst zuvor schon mehrfach gescheitert war, scheiterten auch die Personen über ihr.
Sie waren so nah dran und doch nicht in der Lage Leah aus ihrem Gefängnis zu befreien. Eric sah sich um. "Der Wagen" sagte er und Jakes Blick wanderte kurz zu diesem und zurück zu dem Polizisten. Was hatte er vor? Doch bevor er seine Frage stellen konnte, rannte Eric so schnell es der Matsch zuließ zurück. Alan sah wie sie sich an einem Punkt versammelten und wie Eric schließlich auf ihn zugerannt kam. Als er die Tür aufriss, hielt er es nicht mehr aus. "Habt ihr sie gefunden?" Eric ließ den Motor an. Er war komplett durchnässt und voller Dreck. "Ja aber wir können Sie nicht befreien" meinte er und trat aufs Gas. "Was hast du vor?" Der Wagen kämpfte sich durch den Schlamm in Richtung der Stelle an welcher Julia und Jake standen. "Wir brauchen mehr Kraft. Ein Gitter versperrt uns den Weg" Eric hielt vor dem Gitter und stieg wieder aus. Sein Weg führte ihn um das Fahrzeug herum und schlussendlich öffnete er den Kofferraum. "Seil. Verdammt, ich brauche ein..." Da endlich entdeckte er die Tasche mit dem Abschleppseil. Robust und an beiden Seiten ein Haken. Wenn man damit ein Auto abschleppen konnte, dann musste es doch auch möglich sein ein Gitter aus seiner Befestigung zu ziehen. Er öffnete die Tasche und kam mit dem Seil nach vorn. "Hängt das Ende in die Gitterstäbe! Ich kümmere mich um die Befestigung am Wagen" Jake nahm das eine Ende und klinkte den Haken an den Gitterstäben in der Mitte des massiven Gitters ein. Eric kniete sich in den Schlamm und befestigte den anderen Haken an der Vorrichtung unter der Stoßstange. "Nein!" Die beiden Männer hielten inne als Julia Leahs Finger entglitten. "Sie hat losgelassen!" Jake sah verzweifelt zu dem Gitter. "Leah!" Er wünschte sich irgendwas tun zu können und fasste sich ein Herz. Er ging zu dem Wagen, stieg ein und betätigte den Rückwärtsgang.
"Jake, was..." Er löste die Handbremse. "Sie stirbt!" Mit diesen Worten trat er auf das Gaspedal und der Wagen setzte zurück. "Langsamer!" rief Eric und sah wie das Seil sich allmählich spannte. "Julia, zur Seite!" Sie entfernte sich ein wenig von dem Gitter und hatte keine andere Wahl als zuzusehen und zu hoffen, dass dieser Plan funktionierte. "Weiter" rief Eric Jake zu und Jake bemerkte deutlich wie sich die Reifen durch den Dreck kämpften. Alles war schlammig und rutschig. "Ganz ruhig" sagte Alan und sah zu Jake. "Mit Gefühl sonst graben wir uns noch tiefer ein" Mit klopfendem Herzen nahm Jake nun etwas vom Gas weg und die Reifen fanden wieder Halt. Das Seil spannte sich weiter und zog an dem Gitter als es plötzlich ein seltsames Geräusch gab und der Haken samt verkeiltem Gitterstab in die Windschutzscheibe einschlug. "Alan! Jake!" Julia konnte es nicht fassen. Die Scheibe splitterte großflächig und kurz vor Alans Gesicht blieb der massive Gitterstab in der Scheibe stecken. Er hatte sich geistesgegenwärtig so weit zurückgelehnt wie er nur konnte. Der Motor erstarb und Jake sah mit großen Augen auf die Scheibe vor ihm. Nur langsam drehte er den Kopf und betete dafür, dass es Alan gut ging. "Alan?" Zuerst sah er den Eisenstab. Sein Blick wanderte diesen entlang bis zum Ende und da war er. Regungslos mit aufgerissenen Augen, aber unversehrt wie es schien. "Heilige..." Das hätte gründlich ins Auge gehen können im wahrsten Sinne des Wortes. "Das können Sie laut sagen..." Was war passiert?
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Duskwood is waiting... (Jake/MC)
FanfictionFortsetzung zu Duskwood - Mein virtueller Freund