Zwölf

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Es war draußen noch relativ dunkel, die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen und dennoch befand ich mich auf dem Weg Richtung Boxhalle

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Es war draußen noch relativ dunkel, die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen und dennoch befand ich mich auf dem Weg Richtung Boxhalle.
Diesmal fuhr ich nicht, sondern lief hin, ich musste mich bewegen und nachdenken.

Das Gestern würde mir nicht mehr passieren. Aber es war passiert, weil der Leuchtturm mich so an Mom erinnerte und an die Abende, die wir dort gemeinsam verbrachten. Und dann kam das alles wie selbstverständlich aus mir heraus.

Okay, nicht alles. Aber ein Teil definitiv. Und diesen Teil hatte ich ausgerechnet Heaven erzählt. Heaven.
Frustriert über mich selbst schob ich die Hände in die Hosentaschen meiner kurzen Jogginghose und biss die Zähne zusammen.

Obwohl mir mein Verhalten von gestern gegen den Strich ging, war es nicht der wirkliche Grund, weswegen ich Dampf ablassen musste.

Es war der Anruf, den ich heute Morgen erhielt vom Arzt meiner Mutter.

Mom kam in einigen Tagen. Sie kam, aber sie würde es nicht auf zwei Beinen tun.
Sie saß im Rollstuhl, weil ihr Körper zu schwach war. Und hinter dem Rollstuhl war ihre Sauerstoffflasche und der dazugehörige Schlauch befestigt, den sie ebenfalls benötigte.

Ich fühlte mich schlecht. So verflucht schlecht, weil ich mich die letzten Tage darauf konzentrierte einen Laden in Schuss zu bekommen, statt meine Aufmerksamkeit ihr zu schenken.

Ich war viel zu sehr mit meinem verdammten Leben beschäftigt, statt mich damit zu befassen, in welchem Zustand sie sein würde, wenn sie kam.
Ich hatte mir eingeredet, ihr würde es gut gehen. Wie dämlich. Wie beschissen dämlich und egoistisch.

Und um diese Schuldgefühle wenigstens für eine Weile zu verdrängen, musste ich meine Wut irgendwo auslassen. Sofort.
Ich musste mich ablenken und das Einzige das mir einfiel, war diese Halle und ein schwerer Boxsack, der unter meinen Fausthieben nicht nachgab.

Als ich die Halle erreichte, öffnete ich die Stahltür langsam und schloss sie hinter mir wieder. Es dauerte einen Moment, bis ich mich bewegte. Stattdessen sah ich mich in der erleuchteten Halle um. Eric musste schon hier sein, sonst wäre noch geschlossen. Entweder er oder sein Vater.

»So früh hast du doch sonst auch nicht trainiert, Sinclair«, kam es vom Boxring.
Ich sah zu Eric, der die schwarzen Boxhandschuhe von seinen Händen zog und grinsend an die Umrandung der Kampffläche schlenderte.

Langsam ging ich zu ihm und hob das Kinn an. Er trug kein Shirt, nur lockersitzende Shorts. Sein gesamter Oberkörper war von schwarzen Tattoos übersät die ineinander verschlungen waren.
Ich sah ihm schließlich in die Augen und begegnete seinem forschenden Blick.

»Ich muss Dampf ablassen. Was machst du so früh schon auf den Beinen? Ich habe nicht damit gerechnet, dass du mir so früh antwortest, ehrlich gesagt«
Mein Rucksack glitt zu Boden und ich legte den Kopf etwas in den Nacken.

»Hab eine Pause von den letzten Prüfungen in der Uni gebraucht«, meinte er und zuckte mit den Schultern.
Ich nickte und trat einen Schritt näher, als Eric hinzufügte: »Wie sieht es bei dir aus? Hast du es mit der USC nochmal probiert?«

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