»Du blutest«
»Ach, echt? Wäre mir gar nicht aufgefallen«, stieß ich trocken aus.
»Tut es weh?«, fragte er mit gerunzelter Stirn.
»Was denkst du?«, schmetterte ich zurück und verflucht, ich konnte nicht an mich halten.
»Ich denke, du versteckst den...
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Mein zweiundzwanzigster Geburtstag verging schneller und schmerzfreier, als ich erwartet hatte.
Ich verbrachte den Vormittag mit Skyler in der Küche, wir aßen Sandwiches und ich hatte sogar Lust auf ein zweites.
Essen war nicht mein Feind - ich selbst war es.
Und mit dem Wissen, bald mit Jemanden über dieses Thema, und alles andere, sprechen zu können, ohne Skyler oder meine Familie damit zu belasten...das erleichterte mich irgendwie. Natürlich würden Heaven, Noah oder Dad mir zuhören und mir helfen wollen. Aber vielleicht war es besser, mit jemand Fremden darüber zu sprechen. Jemanden, der sich darauf spezialisiert hatte und den ich damit nicht überforderte. Der mir Antworten und Tipps liefern konnte.
Am frühen Mittag war Dad aufgetaucht und hatte mir gratuliert. Lea war dabei und Noah auch.
Ich zwang mich nicht dazu, jeden zu umarmen. Ich tat es mit...Freude. Aber bei Noah ließ ich erst gar nicht mehr los. Er brauchte vielleicht keine so ausgiebige Umarmung, aber Noah hatte seine Arme um mich gelegt und sich nicht beschwert.
Ich wusste, ich musste mit Noah sprechen, denn in den vergangenen Wochen war ich ihm gegenüber kein guter Bruder gewesen. Trotzdem stand er heute Mittag vor mir und hatte mir, wie alle anderen mit einem echten Lächeln, gratuliert. Also hatte ich nicht gezögert, ihn aus der Küche zu dirigieren und mit in mein Zimmer zu nehmen.
»Noah?«, startete ich das zwingend nötige Gespräch und hatte ihm dabei zugesehen, wie er nervös von einem Bein aufs andere trat. Seine blauen Augen betrachteten mich skeptisch, als ob er mit einem weiteren verbalen Schlag in seine Richtung rechnete.
»Ja?«
Ich hatte die Stirn gerunzelt und gefragt: »Warum hast du nie aufgehört?«
Daraufhin schluckte Noah schwer. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen meine geschlossene Zimmertür und wartete.
»Womit?«, fragte Noah und kam zögernd einen Schritt näher.
Ich lächelte und merkte es erst, als mein Bruder dasselbe tat.
»In mir einen Bruder zu sehen, der es verdient, gut behandelt zu werden«, sagte ich ehrlich, weil mich das wirklich interessierte. Noah war, im Gegensatz zu mir, ein guter Bruder. Und irgendwie eignete sich dieser Tag heute ziemlich gut, um Entscheidungen zu treffen, die mein Leben wieder besser machten.
»Weil ich dich lieb hab, Kane. Du bist mein Vorbild, seit ich dich das erste Mal gesehen habe«, gestand er, ohne dabei seinen Blick abzuwenden oder rot zu werden. Er sprach diese Worte aus, als ob sie der Realität entsprachen. Als ob er sie so meinte.
War das wahr? War ich sein Vorbild? Obwohl ich in ganzer Linie als Bruder versagt hatte?
»Warum, Noah? Ich war ein Scheißbruder dir gegenüber«, seufzte ich.