Zweiunddreißig

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3 years ago

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3 years ago...

»Wenn du ein Tier sein könntest, Mom, welches wärst du?«
Mom lag neben mir im warmen Sand und betrachtete die Wolken über uns eingehend.

Es dauerte nicht lang, da fing sie an zu lächeln, als ob sie träumte. Als ob sie nicht hier wäre, sondern in ihrer ganz eigenen Welt.
Ich betrachtete sie eingehend und mir fiel auf, wie sehr ich meine Mutter in Momenten wie diesen als meine beste Freundin betrachtete. Ich wusste – egal wie seltsam meine Fragen sein konnten – sie würde jede einzelne ernstnehmen und beantworten. Auch diese.

»Ein Vogel. Dann könnte ich die Welt andauernd von einer ganz anderen Perspektive sehen. Und das Meer auch. Die Sterne wären mir näher. Ich würde mich frei fühlen, leicht und... ein bisschen unbesiegbar«

Ihr Lächeln sprang auf mich über, wobei ich ihrem Blick in den Himmel folgte und über ihre Worte nachdachte. Freiheit war Mom schon immer wichtig gewesen. Und mit Dad hatte sie diese nicht, das verstand ich, nachdem sie es mir erklärt hatte. Manchmal konnte Liebe einengen.

»Und du - welches Tier wärst du?«, murmelte Mom träge.

Mein Lächeln veränderte sich und wurde zu einem spöttischen Grinsen, weil ich keine so ehrliche Antwort wie sie parat hatte.
Ich wusste schlichtweg nicht, welches Tier ich gerne wäre, also meinte ich spaßeshalber: »Wahrscheinlich ein großer böser Wolf«

Mom lachte und überraschte mich damit.
Ich sah in ihre Augen, die das Ebenbild meiner waren. Doch im Vergleich zu meinen, strahlten ihre schon immer eine Spur mehr Wärme aus.

»Großer böser Wolf? Nein. Ein kleiner rebellischer Wolf? Ja, schon eher. Wobei du auch gut eine Katze sein könntest«, erklärte sie und mein spöttisches Grinsen wurde zu einem interessierten Lächeln.

»Du scheinst dir darüber ja mächtig Gedanken gemacht zu haben«

Mom grinste und zuckte einmal kurz mit den Schultern.

»Du bist mein Sohn. Natürlich denke ich an dich«, sagte sie.

»Warum ein rebellischer Wolf?«, hakte ich nach, weil ich wirklich neugierig war. Mom zögerte einen Moment, dann erklärte sie: »Du magst die Gesellschaft, aber nicht andauernd. Du spielst nach deinen eigenen Regeln, das stört manche vielleicht, andere lieben genau das an dir. Du bist treu. Du liebst dein Zuhause, aber du schleichst dich auch gerne herum. Du magst die Nacht lieber als den Tag. Der Mond hat dich als kleines Kind schon immer fasziniert. Du hast mich immer gefragt, wer die große Lampe da oben in den Himmel gebaut hat und warum sie heller leuchtet, als die anderen Lampen... Willst du das mit der Katze auch hören? Ich glaube, das passt wirklich besser«

Ich blinzelte, weil sie so schnell vor sich hingeredet hatte, dass ich Schwierigkeiten bekam, ihr gänzlich zu folgen.

»Du hast dir so viel Mühe gegeben, mach schon. Erzähl's mir, Mom. Warum könnte ich auch gut eine Katze sein?«, fragte ich und setzte mich auf, drehte mich in ihre Richtung und sah zu Mom herab, die mich von unten musterte. Ihre schwarzen Locken verteilten sich auf dem hellen Sand wie ein schimmernder Teppich, wobei ihr Lächeln strahlender war. Vielleicht war ich auch ihr bester Freund.

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