Ich hatte mir vorgenommen, ihn nicht anzusehen. Unter keinen Umständen.
Und wenn, dann nur kurz und auch nur dann, wenn es wegen irgendeiner Bestellung war. Dieser Drang, ihn zu verstehen und ihn weiterhin so faszinierend zu finden, musste langsam ein Ende finden. Ich wollte auch nicht, dass er mich mit dieser Wut ansah, wie vor ein paar Tagen auf dem Dach. Ich wollte mich nicht weiter verletzen lassen, denn das war es, was hier mit mir passierte.Aber schon als ich in seinen Wagen gestiegen war und seine dunklen Augen mich durch den Rückspiegel angesehen hatte, war's vorbei gewesen. Ich sah ihn an und er mich.
Sämtliche Gedanken prasselten auf mich ein und da war diese brennende Wut ihm gegenüber, weil er mich immer wieder an sich heranließ um mich dann von sich zustoßen. Aber zwischen all der Wut war irgendwo auch Verständnis. Seine Mutter war krank, er litt und mit diesem neuen Wissen ergaben all die Puzzleteile langsam ein Bild.
Und dennoch warf Kane mir andauernd neue Teile hinzu, die ich nicht gleich richtig zu ordnen konnte, weil er mich wieder nicht ließ.
Ich riss meinen Blick von seinen dunklen Augen los und schnallte mich an. Betrachtete meine Finger im Schoß, als wären sie nicht von dieser Welt. Als sähe ich sie heute zum ersten Mal.
Der Motor brummte sanft auf und wenig später setzten wir uns in Bewegung. Im Hintergrund lief leise ein sanfter Song, der mir gut gefiel. Ich glaubte zu wissen, dass es ein relativ neues Lied von Taylor Swift war.
»Ihr habt ganz schön Farbe abbekommen die letzten Tage«, kam es irgendwann von Kane und ich schluckte, als seine Stimme trotz der warmen Temperaturen, ein frostiges Zittern bei mir hervorrief.
Noah lehnte sich in seinen Sitz zurück und warf mir einen Blick über die Schulter zu. Er wusste, dass was passiert war. Er hatte nur keinen blassen Schimmer, was zwischen seinem Bruder und mir passiert war.
Noah und ich hatten zwar seither jeden Tag gemeinsam verbracht, aber nach sprechen war mir nicht zumute gewesen. Daraufhin war gestern ein kleiner Streit zwischen meinem besten Freund und mir entstanden.
»Ja. Wobei es Sky härter getroffen hat. Er ist die letzten Tage gar nicht mehr aus dem Wasser gekommen«, sagte Noah und seine blauen Augen betrachteten nun seinen Bruder, der mich durch den Rückspiegel wieder begutachtete.
Ich sah es im Augenwinkel und hob den Kopf an.
Scheiß drauf, mich hat's ohnehin erwischt. Ich will ihn ansehen. Will sehen, wie er mich sieht. Kane weiß, dass ich schwul bin. Und Noah weiß, dass Kane mein Typ ist. Ein gebrochenes Herz mehr auf dieser Welt interessiert eh keinen.
Das dunkle Braun seiner Augen traf mich dennoch unvorbereitet.
Die Intensität seines Blickes ließ mich kurz erstarren. Er blinzelte nicht einmal, während er mich ausgiebig betrachtete.»Stimmt, ihn hat's heftiger erwischt. Aber es...sieht gut aus«, murmelte Kane, während ein vorsichtiges Lächeln sich auf seinen rosafarbenen Lippen ausbreitete.
DU LIEST GERADE
Be my Lifeline
Romance»Du blutest« »Ach, echt? Wäre mir gar nicht aufgefallen«, stieß ich trocken aus. »Tut es weh?«, fragte er mit gerunzelter Stirn. »Was denkst du?«, schmetterte ich zurück und verflucht, ich konnte nicht an mich halten. »Ich denke, du versteckst den...