Neunundzwanzig

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Ich meinte es ernst

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Ich meinte es ernst.

Ich fühlte mich verloren ohne ihn.

Und ich vermisste Kane. Denn seit diesem Samstag hatte ich mit ihm nicht mehr gesprochen.

Das war jetzt zwei Wochen her.
Zwei Wochen in denen ich jeden Tag mit Bauchschmerzen eingeschlafen, und mit Kopfschmerzen aufgewacht war.

Jeder Tag war größtenteils bedeutungslos.
Jeder Tag fühlte sich gleich an.

Jeden Tag stand ich hinter dem Tresen der Bar und bediente Menschen, während Marie und Noah mir dabei halfen. Die Stimmung war ernster als früher und unsere Gespräche waren oberflächlich und kurz.
Wenn wir sprachen, dann über Bestellungen oder neue Cocktails.
Einmal hatte mich Noah gefragt, ob es mir gut ging. Ich hatte den Kopf geschüttelt und als mein bester Freund fragte, ob ich darüber sprechen wollte, da verneinte ich. Noah nickte nur.

Ich machte Doppelschichten und blieb bis spät abends, um die Tische viel zu akribisch zu putzen. Danach trank ich meist mutterseelenallein einen Mojito, der mich jedes Mal zu verspotten schien und viel zu stark war.
Das Getränk erinnerte mich dennoch an die Schichten mit Kane, als er noch ganz anders war. Nicht so kaputt und gebrochen. Als ich noch nicht wusste, dass seine Mutter sterben würde.

Solange ich beschäftigt war, hielten sich diese Gedanken annähernd in Grenzen.

Ich besuchte Luna jeden Morgen vor meiner Schicht. Manchmal schlief sie, da blieb ich nur ein paar Minuten und wusste nie, was ich sagen oder machen sollte. Sie schlief so viel.
Manchmal aber war sie auch wach und lächelte, wenn sie mich sah.

Luna sprach seit 9 Tagen nicht mehr viel. Das Sprechen schmerzte sie und sie musste sich mehr auf die Atmung konzentrieren, damit diese einigermaßen funktionierte.

Kane war andauernd bei ihr. Er erwiderte nie meinen Blick, wenn ich den Raum betrat oder ihn wieder verließ. Er sprach nicht mit mir, aber er hörte immer aufmerksam zu, wenn ich Luna von meinem vergangenen Tag erzählte.

Ich war nicht der Einzige, der bemerkte, wie sich ihr Zustand mit jedem Tag verschlechterte.

Aber Kane war derjenige, dem es am heftigsten zu schaffen machte.

Er sah vollkommen verändert aus.

Er rasierte sich zwar noch, aber nicht mehr täglich und auch nicht mehr so genau.
Seine Haare waren schon immer wild gewesen, aber seit diesem Samstag vor zwei Wochen waren seine Locken das vollkommene Chaos.
Seine Augen waren andauernd so dunkel wie Obsidian und die Schatten unter ihnen hatten fast genau denselben lilafarbenen Ton, wie das Kopftuch von Luna.
Das Einzige, was nicht schlimmer wurde, war das Thema Essen. Kane aß in Lunas Nähe, weil er sich trotz dieser schrecklichen Umstände bei ihr geborgen fühlte.

Auch jetzt saß ich neben Luna, deren Hand auf meiner ruhte und erzählte ihr von meinem gestrigen Tag. Sie beobachtete mich, während ich sprach.

Doch heute wanderten ihre Augen immer wieder zu ihrem Sohn, der auf der anderen Seite des Bettes mir gegenüber, auf einem kleinen Sessel am Fenster, saß und seine Finger betrachtete, als wären sie das interessanteste hier im Raum.

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