Kapitel 36. Kräutergeschichten

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Als Federpfote sich in ihr Nest im Schülerbau legte, waren Buchenstern und Graufell noch immer nicht zurückgekehrt. Mit Sanftblüte hatte sie auch noch nicht wieder gesprochen, doch sie hatte gesehen, wie unglücklich die sandfarbene Kätzin immer wieder zum Heilerbau geschaut hatte, in dem Lachherz lag und ihre Krankheit auskurieren sollte. Graufell konnte noch nicht sagen, an welcher sie genau litt, doch Lachherz war schwach und begann einen Husten zu entwickeln, der ihr die restliche Energie zum Bewältigen des Alltags raubte. Tigerstreif verschwand immer wieder im Bau der Heilerin, unter dem Vorwand, Lachherz oder Rosmarinpfote Frischbeute zu bringen, weil er in Dornen getreten wäre oder sonstigen Gründen, die seinem gestreiften Kopf so einfielen.

Basilikumpfote war davon nicht begeistert gewesen. Tigerstreif war der Mentor des orangefarbenen Schülers und hatte mit ihm an diesem Nachmittag das Lager nicht mehr verlassen, was für den unruhigen, tatkräftigen Kater nicht sonderlich spannend war. Als Thymianpfote im Bau anfangen wollte, begeistert von seinem Tag und dem Training zu erzählen, knurrte sein Wurfgefährte schlechtgelaunt, dass er seine Schnauze halten solle. 

Thymianpfote war zwar beleidigt gewesen, hatte jedoch genug Verstand zwischen den schwarzen Ohren um seinen Wurfgefährten nicht weiter zu reizen. Und so war es ungewöhnlich schnell still im Schülerbau. Federpfote spürte, wie Salbeipfote sich im Nest neben ihr bewegte, um in eine bequemere Position zu gelangen. Die Schülerin lag noch immer an ihrem Platz direkt neben dem Eingang, sodass sie durch die dichten Ranken manchmal etwas vom silbernen Mondlicht erkennen konnte. Salbeipfote hatte sein Nest auf ihrer Seite, Basilikumpfote und Thymianpfote schliefen ihnen gegenüber. 

Der schwarze Kater schlief, an das orangefarbene Fell von Basilikumpfote gekuschelt, schnell ein. Thymianpfotes gleichmäßiger Atem war beruhigend für Federpfote, die jeden Abend erst noch die Stimmen des Flüsterers ausblenden musste, bevor sie ins sichere Land der Träume übergehen konnte. 

Sie wandte den Blick vom aufsteigenden Mond ab und kuschelte sich tiefer in ihr Nest, das nach Moos und Farn roch, genau wie ihr Fell nach dem langen Umherschleppen der Nestpolster für die Ältesten. Selbst das Putzen hatte nichts gegen das durchdringende Aroma der Pflanzen gebracht. 

Erschöpft, mit müden Muskeln, schloss Federpfote ihre Augen gänzlich. Ihr Atem wurde gleichmäßiger und schon bald war die helle Kätzin gemeinsam mit ihren Baugefährten in die Wälder der Träume übergegangen.

In demselben Lager, nur wenige Fuchslängen entfernt, saß eine ebenso müde Kätzin wach in ihrem Bau. Es war Rosmarinpfote, die sich angestrengt wachzuhalten versuchte, da sie um nichts in der Welt ihre Pflicht vernachlässigen wollen würde. Graufell war noch nicht zurückgekehrt, vor ihrer Abreise hatte sie ihrer Schülerin aufgetragen, sich um Lachherz zu kümmern. 

Die junge Kriegerin mit dem faszinierenden Fellmuster war seit Sonnenaufgang schwach, hatte einen gereizten Husten entwickelt und weigerte sich, Nahrung zu sich zu nehmen. Das hatte Graufell so sehr beunruhigt, dass sie das Lager beinahe nicht verlassen hätte, was Buchenstern wiederum Angst machte. Schließlich brauchte er seine Heilerkatze bei dem Treffen.

Um gegen die Appetitlosigkeit anzukommen hatte die DonnerClan Heilerin Lachherz etwas vom getrockneten Beifuß gegeben, das noch vom letzten Blattfall übrig war. Dabei hatte sie gesehen, dass ihr Vorrat an dieser Pflanze beträchtlich zur Neige ging, sie würden bald auf die Suche danach gehen müssen um neue Vorräte zu sammeln. Rosmarinpfote freute sich nicht sonderlich darauf, da sie sich erinnerte, dass Beifuß in der Nähe der Zweibeinerwege wuchs.

Erst als Lachherz tatsächlich eine ganze Maus verspeist hatte, war Graufell so weit, doch mit Buchenstern mitzugehen. Vorher trug sie ihrer Schülerin auf, gut auf die kranke Katze zu achten und jedes mögliche Symptom zu registrieren. Es könnte sein, dass Lachherz Weißen Husten bekommen könnte. Das wäre zwar nicht angenehm, aber man könnte ihn leicht behandeln und der Weiße Husten war keine tödliche Krankheit. Sollte der Husten und die Schwäche jedoch schlimmer werden, könnte es sein, dass sich der eher harmlose Weiße Husten in den todbringenden Grünen Husten entwickeln könnte.
Und das wollte Graufell unbedingt verhindern. 

𝐄𝐢𝐧 𝐇𝐚𝐮𝐜𝐡 𝐯𝐨𝐧 𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥 I WaCa FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt