Kapitel 42. Nicht zurückschauen, weiterlaufen

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"Jagdkralle, bist du davon überzeugt, dass deine Schülerin dazu bereit ist eine Kriegerin zu werden?"

Buchensterns Miauen ging Federpfote durch Mark und Bein. Sie reckte den Kopf und stand in ruhigem Stolz neben ihrem Mentor, als dieser seine Stimme erhob und verkündete:
"Ja, Federpfote ist bereit, Kriegerin zu werden."

Die ungesagten Worte hingen in der Luft, zwischen Mentor und Schülerin, die in wenigen Augenblicken als ebenbürtig gelten würden. Flüchtig traf der grüne Blick des Katers auf die blauen Augen der hellgrauen Kätzin. Stolz lag in den grünen Augen, Anerkennung und Wertschätzung für die Schülerin, die mit so viel zu kämpfen, so viel Stärke  schon bewiesen hatte. Die Bitte um Vergebung, das er seine Pflicht als Beschützer nicht immer erfüllt hatte, und ein Versprechen, es in Zukunft besser zu machen. 

Die blauen Augen leuchteten, strahlten vor Selbstbewusstsein und Akzeptanz. Eigenschaften, die sie erlernt hatte, um die Offenbarung über ihr früheres Leben verarbeiten zu können. Die herausstechende, weiße Fellmarkierung an ihrer Kehle trug sie mit erhobenem Kopf, sie erinnerte die Schülerin an das, was sich nicht wiederholen darf. Und welchen Namen sie auch immer nun erhalten würde, sie würde sich nicht mehr zusammenkrampfen vor Furcht oder Überforderung. Federpfote war mit den Monden, die seit ihrer Kinderstubenzeit verstrichen waren, gewachsen und reifer geworden. Hatte gelernt, mit sich und ihrer Vergangenheit umzugehen, sie zu akzeptieren. Mehr noch, sie hatte ihr vergangenes Ich, Frostfeder, in ihr Herz gelassen, sie empfangen.

Frostfeder war ein Teil von ihr, so wie es auch der Flüsterer war. Und mit beiden musste sie, wollte sie, klarkommen, um ihr Leben in vollen Zügen genießen zu können. Denn das hatte sie nun vor; ein gutes, ehrwürdiges Leben zu führen, mit der Hilfe ihrer Clangefährten, die mit der Zeit ebenfalls dazugelernt hatten. Im DonnerClan würde das Leiden keiner Katze mehr ignoriert und vertuscht werden, dass eine solche Methode zur Katastrophe bestimmt ist, ist nun auch jeder Katze klar geworden.

Federpfote warf einen Blick auf ihre ehemaligen Baugefährten, sie konnte sich kaum vorstellen, nie wieder ihre Nächte im Schülerbau zu verbringen. Nicht mehr an ihrem Platz am Eingang, mit dem einwandfreien Blick auf Mond und Sterne, zu schlafen, würde ungewohnt sein. Doch Federpfote war bereit. Sie hatte es verdient, hatte hart dafür trainiert, um bei der letzten Prüfung Spitzenergebnisse zu liefern. 

Salbeipfote, der vernünftigste der drei nun im Schülerbau lebenden Kater, hatte ihren Platz als Ratsmitglied eingenommen. Zuerst war er ein wenig verängstigt von der Vorstellung gewesen, hatte zwischen all den älteren Katzen mit gesenktem Kopf gehockt und bloß zugehört. Doch durch sein aufmerksames Zuhören war er schnell ein unentbehrliches Mitglied geworden, sobald er seine leise Stimme erhob, wandten sich alle anderen Katzen ihm zu. Salbeipfote war ein intelligenter Kater mit gut umsetzbaren Ideen und mit seiner Hilfe arbeiteten die Ratsmitglieder an einem Entwurf, dem sie Buchenstern vorlegen wollten, den sie Projekt Freie Heilerkatzen nannten. 

So, wie Federpfote das mitbekommen hatte, ging es dabei um die Weiterentwicklung von Kurzkralles Vorschlag, dass mehr Katzen in der Heilkunst ausgebildet werden sollten, damit die 'richtigen' Heilerkatzen in ihren Aufgaben entlastet werden und es sich auch erlauben können, Gefährten und Junge zu haben. Sie war sehr stolz, Mitglied des DonnerClans zu sein, in dem alle so gut daran arbeiteten, ein besseres Miteinander zu schaffen. Und ab diesem Tage würde sie ihrem Clan auch als Kriegerin dienen können!

"Ich, Buchenstern, Anführer des DonnerClans, rufe meine Ahnen an und bitte sie, auf diese Schülerin herabzublicken. Sie hat hart trainiert, und weitaus mehr Prüfungen abgelegt, als ich es je hätte zulassen sollen, um eure edlen Gesetze zu erlernen und dem Clan ihre Loyalität zu beweisen." Federpfote bei Buchensterns Worten warm ums Herz, sie schluckte schwer, als sie die Schuldgefühle in den Augen des Anführers sah. 

"Ich empfehle sie euch nun als Kriegerin." Aus irgendeinem Grund schien es der Schülerin, als würden die heraufziehenden Sterne am Abendhimmel direkt über ihnen heller leuchten, als würden sich funkelnde Sternenpelze zwischen den DonnerClan Kriegern befinden. Ein tröstlicher Hauch umspielte ihr Fell, sprach ihr Mut und Stärke zu. Ob Irisdunst ihr zuschaute, ob sie stolz auf Federpfote war? Darauf, dass sie ihren Lebenswillen zurückgefunden und die Ängste hinter sich gelassen hatte?

"Federpfote," der Anführer des SternenClans wandte sich ihr direkt zu, "versprichst du, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?" 

Die Antwort verließ mühelos Federpfotes Maul, nicht ein Schnurrhaar zitterte, als sie fest miaute: "Ich verspreche es."

Buchenstern nickte, in seinen Augen überwog Wohlwollen gegenüber der Kätzin den Schuldgefühlen, und er miaute feierlich: "Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen.
Federpfote, von diesem Augenblick an wirst du Federhauch heißen.
Der SternenClan ehrt deine Aufopferungsbereitschaft, die du für deinen Clan bewiesen hast, und deine frühe Klugheit und Selbsterkenntnis, mit der du sicherlich noch viele bereichernde Ideen vorbringen wirst, und wir heißen dich nun als vollwertige Kriegerin im willkommen."

Eine seltsame Erleichterung machte sich in der ehemaligen Schülerin breit. Insgeheim hatte ein Teil von ihr noch immer erwartet, -frost als Erinnerung an ihr früheres Ich zu erhalten. Doch dagegen sträubte sie sich. Sie sah es nicht als Ehrung, den alten Namen anzunehmen. Viel mehr wollte sie den Pfad verlassen, die Frostfeders Pfoten gelaufen waren, und ihren eigenen Weg beschreiten. 

Sie wollte sich nicht durch ihr früheres Ich definieren. Schließlich war sie eine andere Katze, mit einer neuen Chance, ihrem Leben eine ganz andere Richtung zu geben, als es Frostfeder getan hatte. Sie wollte die Vergangenheit zwar nicht verdrängen, doch auch nicht wieder an die Oberfläche zerren und mit sich herum tragen.

Man sollte mit dem Vergangenen abschließen, es aufarbeiten und keinesfalls wegsperren - doch wenn man so weit kam, wie es bei der frischernannten Kriegerin nun der Fall war, dann war es das beste, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Man kann nur weitergehen, wenn man nach vorne aufs Neue schaut, und nicht ständig zurückblickt. Sonst stolpert man, verliert das Ziel aus den Augen, macht vielleicht sogar Rückschritte. Und das wollte die hellgraue Kriegerin mit den klaren blauen Augen nicht. Leben, das war es, was sie wollte. 

Glanzfell, ganz die stolze Mutter, war die erste, die den neuen Namen ihrer Tochter laut über die Lichtung rief. 

"Federhauch! Federhauch!"

Waldherz und Lachherz fielen mit ein, die Kätzin war in den letzten Sonnenaufgängen gesundet, ihre Augen strahlten vor Freude über die Ernennung ihrer Freundin. Sanftblüte, ob mit den Gedanken in letzter Zeit ganz woanders, erhob die Stimme um Federhauchs Namen in die Nacht zu jaulen. Was auch immer sich zwischen ihr, Lachherz und Tigerstreif abgespielt hatte - Federhauch wusste es nicht, nur, dass sich etwas zwischen den drei Katzen verändert hatte. 

Sicherlich würde ihre Freundin ihr bald erzählen, was vorgefallen war. Doch an diesem Abend konnte die Kätzin nicht bei dem Gedanken verweilen, zu sehr waren ihr Kopf von übersprudelnder Freude erfüllt.

Ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in ihrer Magengegend breit, als sie daran dachte, nun eine stumme Nachtwache vor sich zu haben, um dann Morgen gemeinsam mit Graufell zum Wasserfall aufzubrechen. Dort würde der SternenClan seine Worte an sie richten, 
an Federhauch.

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- 1100 Wörter 

Hey Sternis^^
Die Geschichte von Federpfote, bzw. nun Federhauch, neigt sich dem Ende zu. 
Doch um dieses Ende ein wenig hinauszuzögern, gibt es am 31.10. ein Halloween Special Chapter ;D

Kommen wir jedoch zurück zu diesem Kapitel - was sagt ihr zu ihrem Kriegernamen, ich habe ja im letzten Kapitel gesehen, dass viele von euch für den Namen -frost gewesen waren. Seid ihr mit Federhauchs Gedankengang einverstanden, mit dem sie ihre Erleichterung begründet, eben genau so nicht zu heißen?

Und was denkt ihr, was sich zwischen unseren Lieblingsdrama-Queens Sanftblüte, Lachherz und Tigerstreif abgespielt hat...? Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich es das hier in diese Geschichte tun soll, was passiert ist, oder in eines der kommenden Special Adventures... Was würdet ihr sagen? ;D

Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Samstag, genießt die Halloween-Vorzeit und esst viel Kürbissuppe - die ist unfassbar lecker!^^

Möge der SternenClan eure Pfade erleuchten ~

𝐄𝐢𝐧 𝐇𝐚𝐮𝐜𝐡 𝐯𝐨𝐧 𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥 I WaCa FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt