Kapitel 43. Ein Hauch von Schicksal

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In Federhauchs Magengrube kribbelte es. Ob dies an der Aufregung lag, schließlich würde sie gleich den Sternenplatz beim Wasserfall betreten, oder an den vielen Kräutern, die sie vor der langen Reise als Stärkung zu sich hatte nehmen müssen, war nicht gewiss.
Graufell, die nun schon etwas betagte Heilerin, lief sehr gelassen neben der frischernannten Kriegerin.

Sie war den Weg schließlich schon häufig gewandert. Jeden Halbmond, zum Heilertreffen, und nach jeder Kriegerzeremonie. Und heute würde der Tag sein, an dem auch Federhauch ihre Pfoten in die Höhle setzen würde. 
Sie hatten soeben das Clangebiet hinter sich gelassen, sie hatten den Donnerweg, die Grenze zwischen dem Donner- und dem SchattenClan, überquert, und waren von dort an am Rand des SchattenClan Territoriums entlanggelaufen, immer am Ufer des Flusses.

Nachdem auch die letzte SchattenClan Duftmarkierung hinter ihnen lag, öffnete Federhauch das Maul und sog neugierig die Luft ein. Die Brise, die so überhaupt nicht nach den Clankatzen roch, war ungewohnt und spannend für Federhauch, die daran gewohnt war, Katzen überall zu wittern. Auch hier konnte sie ab und an schale Düfte von Katzen entdecken, die denselben Pfad zum Wasserfall gewandelt waren, doch sie waren schwach und alt.

Die beiden Katzen liefen schweigend, jede mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Während Federhauchs Konzentration gänzlich auf die kommende Prozession gerichtet war, so hing Graufell in ihren Gedanken dem Projekt der Freien Heilerkatzen nach. Ihr gefiel der Vorschlag, an dem die Ratsmitglieder arbeiteten. Es wäre schön, mehr Katzen ausbilden zu können und in Situationen wie diesen zu wissen, dass es noch mehr Katzen mit einem gewissen Heilerwissen im Clan gab.

Aktuell machte sich die graue Kätzin jedes Mal Sorgen, dass etwas passieren könnte, während sie gerade außerhalb des Clans beschäftigt ist. Rosmarinpfote, ihre Schülerin, war zwar sehr eifrig, doch noch so unerfahren wie ein Küken im Nest seiner Mutter. Wenn das Wissen des Heilens mehr Katzen gelehrt werden würde, wäre das eine große Erleichterung und eine Sicherheit, die Graufell gerne erfahren würde.

Sie fragte sich gedankenverloren, ob sich ihre Schlafprobleme dann womöglich auch bessern würden. Seit vielen Blattwechseln, in denen sie alleine für diesen großen Clan hatte Sorgen müssen, konnte sie keine Nacht mehr durchschlafen, ohne von Sorgen und Ahnungen geweckt zu werden. Eine Katze könnte ihre Hilfe brauchen, es könnte eine Frühgeburt anstehen, eine auftretende Krankheit, eine versteckte Verletzung, die sich entzündet. Wie konnte die einzige Heilerin des Clans da in Ruhe schlafen, völlig sorgenfrei?

Wie schön es doch wäre, einen Kreis an Heilerkatzen um sich zu haben, die sie vor solchen Ängsten bewahren könnten. Die sich nachts stationieren, um ein Auge auf die schlafenden Katzen zu haben, sodass die schon tagsüber so hart schuftende Heilerkätzin friedlich schlummern konnte.
Graufell gab sich einige Atemzüge lang dieser beinahe utopisch scheinenden Vorstellung hin, bis sie Federhauchs aufgeregtes Miauen vernahm.

"Graufell, ist dies der Wasserfall?" Sie klang ehrfürchtig, als sie mit großen blauen Augen auf die herabdonnernden Wassermengen starrte, die sich ihnen hinter der Biegung, die sie soeben hinter sich gelassen hatten, zeigten. Vom Wasser geglättete Felsen ragten aus dem Strom heraus, ließen das Nass springen, sodass Wasserspritzer die Luft erfüllten.

"Ja, das ist er", miaute die alte Kätzin bestätigend. "Wir werden seinem Lauf folgen, bis wir an eine Stelle kommen, an der man hinter die herabdonnernden Wasserbahnen schlüpfen kann. "
"Oh, das klingt ja so aufregend!"

Die beiden Katzen machten sich an die letzte Etappe ihrer Strecke und erklommen die Erhöhung des Wasserfalls. Schon nach kurzer Zeit war das Fell der beiden Kätzinnen mit winzigen Perlen bedeckt, da sich die Feuchtigkeit des Sprühwassers schnell auch auf dem Fell der Kätzinnen ablegte.

Federhauchs Herz pochte aufgeregt, als sie, der Heilerin des DonnerClans folgend, in den schmalen Riss in der Wand trat. Der Riss, verdeckt durch brüllendes Wasser, wurde zu einem Durchgang, mit einem Rinnsal auf dem Boden, das immer breiter wurde, umso weiter sie kamen. Letztendlich öffnete sich der beengte Pfad zu einer weitläufigen, beinahe kreisrunden Höhle, an deren Seiten viel Geröll lag. 

𝐄𝐢𝐧 𝐇𝐚𝐮𝐜𝐡 𝐯𝐨𝐧 𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥 I WaCa FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt