In den nächsten Tagen mied ich Blaze bewusst und erfolgreich. Wir waren sonst wie Pech und Schwefel, unzertrennlich. Immer auf der Suche nach dem ein oder anderen Blödsinn. Meistens auf der Lauer, um es allen anderen heimzuzahlen.
Früher, als wir noch klein waren, spielten wir Streiche, aber jetzt... führten wir kleine Racheakte aus. Aber so selbstlos wie Robin Hood waren wir wiederum auch nicht. Immerhin hatten wir manchmal Freude daran, anderen Schaden zuzufügen. Irgendwie.
Doch nun, nachdem er angefangen hatte, mich zu belügen und sich freiwillig von mir zu distanzieren, war alles anders. Ich dachte, es könnte sich niemals jemand zwischen uns stellen. Dass unsere Freundschaft stärker war. Besonders, weil sie schon so lange bestand. Aber da hatte ich mich wohl geirrt.
Anfangs, als ich noch ein Kind war, verbrachte ich auch viel Zeit mit Blazes Familie. Doch irgendwann wollte ich nicht mehr in ihr Verhältnis grätschen. Das gab mir immer das Gefühl, als würden mich alle bemitleiden, nur weil meine Eltern ihre Arbeit mehr schätzten als mich. Danach hatte ich mich an die Einsamkeit gewöhnt. Wie sollte man überhaupt etwas vermissen, das man nie richtig gehabt hatte?
Und trotz allem kam Blaze immer wieder. Das Sicherheitspersonal konnte ihn nur schwer aufhalten, da er auch gerne über Mauern kletterte und mir dabei half, auszubüxen, anstatt am Schreibtisch nur übers Geschäft zu lernen. Das sorgte immer für Chaos und ich bekam großen Ärger... von den Angestellten. Meine Eltern waren nie da, also konnten sie mich höchstens über einen Anruf anschreien.
Einige Mitarbeiter verloren deshalb ihren Job, weshalb ich mit dem plötzlichen Verschwinden aufhörte. Niemand sollte durch meinen Egoismus seine finanzielle Grundlage verlieren. Sie waren darauf angewiesen. Seitdem beeilte ich mich, die mir zugeteilten Aufgaben schnell zu erledigen.
Zu dieser Zeit hatte ich noch kein Handy und Blaze war die einzige Person, die ich täglich sah. Die Angestellten gehörten auch dazu, aber sobald ich mit ihnen ein Gespräch führte, das nichts mit ihrer Tätigkeit zu tun hatte, wurden sie entlassen, da es unprofessionell war. Für Letzteres musste ich die Verantwortung übernehmen, so sollte ich lernen, damit umzugehen. Also mied ich sie. Sie sollten wegen mir nicht ihre Existenzgrundlage verlieren. Ich war so oft allein.
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More Than You - Cardell Academy I (German)
Teen Fiction»Ja, eine Bitch bin ich... irgendwie. Damit kann ich leben«, zupfte ich an meinem schwarzen Schulblazer und fuhr fort, »dafür habe ich mich offensichtlich bekannt gemacht... aber was bedeutet es schon, wenn ich das über mir selbst sage.« -•-•-•-•-•...