Zweiter Versuch, es nicht in Aellas Zimmer zu verbocken.
Vor ihrer Zimmertür blieb ich stehen, klopfte an und schloss auf. Aella lag kopfüber in schwarzer Shorts und einem weißen Pullover. Ihre nackten Beine lehnten an dem Bettrücken. Als sie mich bemerkte, drehte sie sich hastig um.
»DU... Warum bist du schon wieder hier?! Hat es dir nicht gereicht, alles nass zu machen?«, fuhr sie mich an und sprang aus ihrem Bett. Mit schnellen Schritten kam Aella auf mich zu. In ihren Kuschelsocken konnte ich sie schwer ernst nehmen.
Dann blieb sie stehen und machte Anstalten, mich zu schubsen. Bevor sie mich aber berühren konnte, streckte ich meine Arme aus und sorgte für einen Abstand zwischen uns.
»Nein, diesmal bin ich im Auftrag von Treyton hier. Er musste zum Theaterclub gehen.«
Aella rollte mit den Augen und drehte sich um. Ihre Haare glitten über ihre Schulter, und ich bekam das Verlangen, sie zu berühren, hielt mich aber zurück. »Sicher...« Sie begrüßte mich mit misstrauen.
Skeptisch ging sie zu ihrer Kommode und schnappte sich ihr Handy. Dann entsperrte sie ihr Smartphone und hielt es mir entgegen. Ihr Anliegen war ihr wohl ernst, wenn sie bei meiner kindischen Aktion vorhin ein Auge zudrückte, damit ich die Aufgabe erledigen konnte, die Treyton sonst tat.
Da sie sich auf ihrem Stuhl setzte, ließ ich mich auf ihrem Bett sinken. Mein Hemd klebte an meiner Brust und Aella schmiss mir meine Cardigan zu. Innerhalb von Sekunden hatte der Stoff einen Hauch ihres Dufts aufgenommen. Er war schwach. Verdammt. Nicht schnuppern. Hör auf.
Um mich zusammenzureißen, konzentrierte ich mich auf meine Aufgabe: ihre Social Media Angelegenheiten. Die Hauptseite der App zeigte einen Pfeil an der oberen rechten Ecke. Sie hatte 387 ungeöffnete Nachrichten.
Schockiert schaute ich zu Aella hoch. Sie drehte sich unbeteiligt mit ihrem Schreibtischstuhl. Ihren Kopf hatte sie an Rückenlehne gelehnt. Ihre Arm schwenkten hin und her. Bei diesem Anblick konnte ich nicht anders als zu grinsen. Hör auf damit. Ich zwickte mich in mein Bein, um mich erneut zu fokussieren. Wenn das so weitergeht, werde ich noch diverse blaue Flecken haben.
Gott sei Dank lenkte ich meinen Blick zurück auf das Display. Treyton hatte nicht gelogen, denn die erste Nachricht, die ich öffnete, enthielt bereits eine widerliche sexistische Aussage. Danach wurde es nicht besser. Es folgten verschiedenste Aufnahmen von Geschlechtsorganen. Es gab aber auch Forderungen nach Aufnahmen von ihren Füßen, Schultern, Händen und anderen Körperteilen.
Aella beobachtete mich während des gesamten Vorgangs. Ich hatte gerade mal 23 von 387 Nachrichten angesehen. Wenn Blaze davon wüsste, hätte er alle aufgesucht, an ihrer Haustür geklingelt und sie zusammengeschlagen. Möglicherweise hätte ich mitgemacht. Seine Aggression war manchmal ansteckend. Brea wäre gleich mit einem Baseballschläger hinterher. Wenn Aellas Vater davon wüsste, gäbe es ein Massengrab.
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More Than You - Cardell Academy I (German)
Teen Fiction»Ja, eine Bitch bin ich... irgendwie. Damit kann ich leben«, zupfte ich an meinem schwarzen Schulblazer und fuhr fort, »dafür habe ich mich offensichtlich bekannt gemacht... aber was bedeutet es schon, wenn ich das über mir selbst sage.« -•-•-•-•-•...